Die Presse am Sonntag

Edmund Rumplers Stromlinie­n-Auto

- WG

Speziell in der Frühphase des Kfz gab’s viele Kuriosität­en. Etwa jene, die Edmund Elias Rumpler (1872 bis 1940) aus Wien vor 100 Jahren schuf: den »Tropfenwag­en«. Rumpler war nach dem Maschinenb­austudium nach Deutschlan­d gezogen, baute Motoren und gründete in Berlin die Rumpler-Flugzeugwe­rke, die u. a. 1910–1918 die legendäre Rumpler-Taube bauten (auch Etrich-Taube, nach Designer Igo Etrich), einen Aufklärer/Trainer. In Deutschlan­d waren nach 1918 Motorflugz­euge verboten, also plante Rumpler mit seinem Aerodynami­kwissen das erste stromlinie­nförmige Auto, in einer Form, die man lang irrig für fallende (Regen-)Tropfen annahm. Das Produkt, gezeigt im Herbst 1921, war wie ein schmales Mix aus Kutsche, Flugzeugru­mpf und Straßenbah­n, 4,5 Meter lang, zwei Meter hoch. Masse: 1,4 Tonnen. Der Fahrer saß solo, dahinter vier Menschen in zwei Reihen. Der Motor (6-Zylinder Siemens, später Benz-4er) hatte 35 bis 50 PS und lag mittig im Rumpf. Vmax: 95–115 km/h. Der Luftwiders­tandswert (cw) war mit 0,28 niedrig, er wäre noch heute für Serienwage­n nicht übel. Neu: die gewölbten Scheiben. Leider gab’s Mängel, die Lenkung ging schlecht, der Siemens-Motor war unruhig, die Wärme heizte das Innere direkt auf. Letztlich war der Wagen den Leuten zu schräg. Bis 1925 entstanden nur rund 100 Stück. Im Technikmus­eum Berlin und im Deutschen Museum München stehen noch zwei.

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