Die Presse am Sonntag

Der Kunstmarkt auf Sommerfris­che

- VON EVA KOMAREK

Die Hamptons, Palm Beach, Aspen und Monaco, das sind die Ferienpara­diese der Superreich­en. Nehmen wir die Hamptons – am Ostende der Insel Long Island im Staat New York – als Beispiel: Sie gelten als das Nonplusult­ra für Wochenendu­nd Ferienhäus­er der Superreich­en aus der Stadt New York. Die Immobilien­preise gehören zu den höchsten der USA, besonders für jene Wohnsitze, die direkt am Strand liegen. Mitglieder der New Yorker Prominenz und Schickeria richten sich hier für die gesamte Sommersais­on ein, andere entfliehen zumindest am Wochenende der von der Hitze geplagten Stadt. Mit anderen Worten, die Menschen, die im Sommer in den Hamptons sind, sind vermögend und haben Zeit. Ähnlich ist das mit Monaco. Die gesamte Coˆte d’Azur ist das Refugium der Wohlhabend­en. Hier haben die Reichen ihre Villen und Sommerhäus­er, hier trifft man seinesglei­chen. Diese Orte sind prädestini­ert, um teure Kunst zu verkaufen.

Private Sales. So haben die Auktionshä­user Christie’s und Sotheby’s teils permanente, teils Pop-up-Galerien in Palm Beach, den Hamptons und in Aspen. Sotheby’s beispielsw­eise hat im Vorjahr eine Galerie in East Hampton aufgemacht und zeigt dort wechselnde Verkaufsau­sstellunge­n. Privatverk­äufe sind bei den großen Auktionshä­usern ein Wachstumsm­arkt. Christie’s beispielsw­eise hat den Umsatz mit Private Sales im ersten Halbjahr 2021 gegenüber 2019 auf mehr als 850 Millionen Dollar verdoppelt. Konkurrent Sotheby’s wiederum hat im Gesamtjahr 2020 in dem Segment ein Plus von 60 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar verzeichne­t. Diesen Bereich zu stärken, zahlt sich also aus. Der neue Place-to-be scheint heuer aber Monaco zu sein. Das französisc­he Auktionsha­us Artcurial kommt schon seit den Nullerjahr­en jeden Sommer in den Stadtstaat an der Riviera und hält im Juli im elitären Hotel Hermitage seine Sommeraukt­ionen ab. Geboten werden Schmuck, Oldtimer, Uhren und Herme`s-Vintage. 2019 hat Artcurial dann das Angebot erstmals um Skulpturen erweitert. Dazu hat sich das Auktionsha­us mit der Monte Carlo Socie´te´ des Bains de Mer – jener Gesellscha­ft, der die wichtigste­n Luxushotel­s, wie das Hotel de Paris und das Hermitage, Spielcasin­os sowie Bars und Nachtklubs gehören – zusammenge­tan und unter dem Namen „Monaco Sculptures“einen Skulpturen­parcours quer durch Monte Carlo zusammenge­stellt, der den gesamten Sommer über zu sehen ist. Am Donnerstag wurden die Skulpturen versteiger­t. Zu den Höhepunkte­n zählt „Adam et Eve“von Niki de Saint-Phalle, „Mental Landscape“von Tony Cragg und „Le pot de jambes en bouquet de pieds et mollets“von Robert Combas.

Die Konkurrent­en Christie’s und Sotheby’s haben die Anziehungs­kraft von Monaco inzwischen erkannt und bedienen mit Kunst und Luxusobjek­ten heuer beide den Geschmack der Reichen. Sotheby’s hat sich für einen Popup-Showroom entschiede­n und residiert bis Oktober in der Avenue de la Costa und zeigt wechselnde Ausstellun­gen mit Schwerpunk­t auf Kunst der Moderne und zeitgenöss­ische Kunst. So lockt man das zahlungskr­äftige Publikum etwa mit Werken von Pablo Picasso, Francis Picabia, Pierre-Auguste Renoir, Fernand Le´ger, Alighiero Boettti und Alberto Burri. Ergänzt wird das Angebot mit Luxusartik­el wie Uhren, Schmuck und Handtasche­n.

Hotspots. Wenn reiche Sammler in ihre Feriendomi­zile übersiedel­n, zieht die Kunstbranc­he mit. Heuer ist der elitäre Stadtstaat Monaco heiß begehrt.

Neben den Auktionshä­usern haben auch Galerien Monaco für sich entdeckt.

Christie’s hat sich für den Juli im Cipriani Räume gemietet und macht eine Verkaufsau­sstellung mit zeitgenöss­ischer Kunst und Schmuck.

Aber nicht nur die Auktionshä­user zieht es an die Cote d’Azur, auch Galerien haben Monaco für sich entdeckt. Der deutsche Händler Johann König hat sich heuer mit einem Schauraum in der Villa Nuvola niedergela­ssen und zeigt Werke von Anish Kapoor und Daniel Buren. Und im Juni hat die Megagaleri­e Hauser & Wirth ganz in der Nähe des Hoˆtel de Paris eine permanente Galerie aufgesperr­t. Zur Eröffnung widmen die Wirths der Bildhaueri­n Louise Bourgeois die Einzelauss­tellung „Maladie de l’Amour“, die bis 25. September läuft. Und weil die Wirths Trendsette­r sind, haben sie sich heuer auf Menorca ein zweites Feriendomi­zil gesucht. Ein ehemaliges Krankenhau­s aus dem 18. Jahrhunder­t auf der kleinen Insel Isla del Rey wurde zum Kulturzent­rum umgebaut. Wer weiß, vielleicht heißt der nächste Placeto-be der Kunstszene ja Menorca.

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Artcurial Robert Combas „Le pot de jambes en bouquet de pieds et mollets“ist Teil der Skulpturen­schau „Monaco Sculptures“von Artcurial.

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