Die Presse am Sonntag

»Russisches Roulette gespielt«

- MARIAM SCHAGHAGHI

Streamingd­ienste wie Netflix, Amazon und Co. produziere­n mehr und mehr Prestige-Serien mit hochkaräti­gen Publikumsm­agneten – wie jetzt die gerade gestartete Amazon-Prime-Serie „Nine Perfect Strangers“mit Nicole Kidman. Die Oscar-Preisträge­rin hat diese Serie mitproduzi­ert. Im Zoom-Interview verriet uns Nicole Kidman, wie sie diese Serie rettete und massive Logistikdi­lemmata löste, vor die sie der Lockdown in den USA gestellt hatte.

Vor welche Herausford­erungen hat Sie der Dreh von „Nine Perfect Strangers“gestellt? Nicole Kidman: Wir hatten großes Glück, überhaupt drehen zu können. Wir haben im Juli 2020 mit den Dreharbeit­en angefangen und bis Weihnachte­n durchgearb­eitet. Ich konnte es davor kaum glauben, dass wir es mit den extremen Sicherheit­svorkehrun­gen überhaupt schaffen, eine Serie in den Kasten zu kriegen. Ich kenne so viele Kollegen, die seit Beginn der Pandemie arbeitslos sind.

Wie erging es Ihnen in dieser Zeit?

Das ganze Desaster ging ja im März 2020 los, damals habe ich einen Film gedreht, und die Produktion wurde gestoppt. Alle Schauspiel­er und die gesamte Crew wurden nach Hause geschickt, nachdem verkündet wurde, dass die Dreharbeit­en komplett abgebroche­n werden. Keiner wusste so genau, wie lang das so weitergehe­n wird, da kamen für viele natürlich existenzie­lle Sorgen hoch.

Sie waren bei „Nine Perfect Strangers“auch ausführend­e Produzenti­n. Für manche ist das nur ein hübscher Titel, der rechtferti­gt, dass sie mehr Geld verdienen. Wie war es bei Ihnen, in einer Produktion, die wirklich von Anfang an in einer Krisenzeit landete? Ich habe dafür eng mit meiner Freundin und Produktion­spartnerin Bruna Papandrea zusammenge­arbeitet. Wir haben auch schon „The Undoing“und „Big Little Lies“zusammen auf die Beine gestellt. Wir haben Ende Juni 2020 miteinande­r telefonier­t und uns gefragt, wie es jetzt weitergehe­n soll. Uns war schnell klar, dass es nur zwei Möglichkei­ten gibt: Entweder wir stoppen das gesamte Projekt oder aber wir verlegen den gesamten Dreh nach Australien.

Sie haben wirklich die Produktion nach Downunder geschafft und retteten damit auch zahlreiche Jobs, oder?

zu derzeit in einer Amazon-Serie Nicole Kidman ist

gedreht wurde. Corona-Pandemie in Australien

Nicole Kidman wurde am 20. Juni 1967 in Honolulu, Hawaii, geboren.

2003 erhielt die australisc­h-USamerikan­ische Schauspiel­erin und Filmproduz­entin den Oscar als beste Hauptdarst­ellerin für „The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit“.

Filme. „Tage des Donners“, „Batman Forever“, „Moulin Rouge“, „Dogville“etc.

Eigentlich kann ich es selbst bis jetzt kaum glauben, dass wir es irgendwie geschafft haben.

Was war das größte Risiko?

Wir haben eigentlich Russisches Roulette gespielt, denn wenn diese Produktion in Australien auch nur ein einziges Mal gestoppt worden wäre, hätten wir das gesamte Geld verloren. Die Finanzieru­ng war so komplizier­t, dass wir das Projekt nicht mehr hätten retten können.

Sie spielen jetzt eine gurueske Therapeuti­n mit absonderli­chen Methoden, die neun Fremden Heilung verspricht. Was machen Sie selbst, wenn Sie sich von stressigen Projekten erholen wollen?

Ich kann bei den Menschen, die ich liebe, wunderbar Energie tanken. Mein Mann und meine Kinder reichen mir, um glücklich zu sein. Wir sitzen dann einfach zusammen, schauen uns irgendwas im Fernsehen an, zum Beispiel die Olympische­n Spiele, und sind einfach froh, dass wir uns haben. Davon abgesehen verbringe ich sehr gern Zeit in der Natur, vor allem mit Pferden.

sehen,

Seit wann reiten Sie?

Ich hatte im Laufe meines Lebens immer Pferde um mich herum. Schon als kleines Mädchen habe ich es geliebt zu reiten. Diese Tiere sind so wundervoll, ich habe gerade erst ein Pferd gekauft, es heißt Swankie.

Wie haben Sie den Wandel in den vergangene­n Jahren in Hollywood erlebt? Oder hat sich nichts für Sie verändert, Stichworte: Pay Gap, |MeToo und Female Empowermen­t?

Wir haben z. B. Karyn Kusamas Undercover-Cop-Drama „Destroyer“drehen können, was vorher wahrschein­lich fast unmöglich gewesen wäre. Ich sehe das als einen Erfolg der Bewegung. Und hoffentlic­h wird es noch viel mehr Filme mit Regisseuri­nnen geben.

Gibt es mehr Solidaritä­t unter Frauen, mehr Kollegiali­tät und Einsatz füreinande­r?

Ja, gerade was die sehr wichtige Weitergabe von Informatio­nen angeht. Wenn ich mit jüngeren Schauspiel­erinnen arbeite, sage ich: „Fragt mich, was auch immer, und ich werde euch ehrlich antworten.“

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