Chef ’s Table

Das Saigon am Getreidemarkt: Ein guter, recht langweiliger Vietnamese – schaut nun dank Renovierung großartig aus. Und schmeckt jetzt die Spur besser.

Eine der Eigenschaften beziehungsweise Motivationen, die ich bei vielen Gastronomen und Hoteliers (sowie Unternehmern generell) am meisten bewundere, ist der innere Antrieb, sich ständig neu zu erfinden, etwas Neues zu wagen oder zu expandieren. Also nie im Jetzt zu verharren. Das lässt sich bei gefeierten Köchen ebenso beobachten wie bei kleineren Lokalen. Ein Beispiel ist eines der Saigon-Restaurants am Wiener Getreidemarkt, deren Websites man mitunter leicht verwechselt, was mitunter zu halblustigen Bestellungsfehlern beim Take-away führen kann.

Das Saigon zwischen Naschmarkt, TU-Gebäuden und Mariahilfer Straße war dank sehr verlässlicher Küche immer gut besucht, wenn auch optisch dank großen Holzeinsatzes nicht gerade eine Augenweide. Das dachten sich offenbar auch die Betreiber und beauftragten Innenarchitekten mit Restauranterfahrung. Die zauberten aus einem Systemgastronomie-Kettenrestaurant ein freundliches, hübsches Stadtlokal mit einer großzügigen Bar, deren Existenz sich noch herumsprechen muss, und feinem Mobiliar. Nach der Wiedereröffnung schauten viele aus der südostasiatischen Community vorbei, was bekanntlich immer ein vertrauenserweckendes Zeichen ist. Beim Bestellen bin ich immer recht schlicht: Leichte mit Kräutern gefüllte Sommerund keine fetten Frühlingsrollen müssen es sein. (Warum eigentlich nicht Winterrollen?) Unbedingt müssen es ein zwiebelstarker Rindfleischsalat und ein etwas zu wenig reifer Papaya-Salat sein.

Das Kind in einem erweckt man mit den selbst am Tisch zu fabrizierenden Rollen mit dem Fleisch der Hühner- oder Rindfleisch-Spieße, Gemüse, Thai-Basilikum im genannten leichten Nudelteig. Knusprige Enten kann man gar nicht genug verzehren, Ähnliches gilt für gebratenes Hühnerfleisch mit extra Chili und Koriander, dazu ein Spezial-Negroni Asian Style, und der Vietnam-Flug 2022 rückt endlich näher. Und besonders empfehlenswert: der knusprige Flusswels.

Saigon: Getreidemarkt 7, 1060 Wien, Mo–So 11.30–23 Uhr, 01/585 63 95, saigon.at