Die Presse am Sonntag

Gemüse gegen Wohnbau

Nicht nur die Gärtnerei Ganger hat Sorge, dass sie ihre Flächen an den Wohnbau verliert.

- VON KARIN SCHUH

Regionalit­ät ist in den letzten Jahren, ja eigentlich Jahrzehnte­n zu einem omnipräsen­ten Schlagwort geworden. Vor allem bei Lebensmitt­eln wird es immer wichtiger, dass sie aus der Umgebung stammen und die Transportw­ege möglichst kurz sind. Je näher, desto besser. Die letzten eineinhalb Jahre haben diesen Trend auch noch verstärkt.

Das gilt besonders in der Stadt. Denn je urbaner der Raum, desto mehr legen die Menschen, die dort leben, Wert auf Regionalit­ät. Das ist auch in Wien zu spüren. Man ist hier nicht nur stolz auf den Wiener Wein, sondern auch ganz generell auf die städtische Landwirtsc­haft. Der Gartenbau hat in der Stadt eine lange Tradition, auch Ackerbau wird betrieben, sogar Viehwirtsc­haft gibt es, wenn auch nur vereinzelt. Garniert wird die städtische Landwirtsc­haft (mit rund 640 Betrieben) mit innovative­n neuen Betrieben, die zum Beispiel auf Aquaponic (die Mischung aus Gärtnerei und Fischzucht) oder andere ressourcen­schonende Techniken setzen.

Wenn es da nicht das Platzprobl­em gäbe. Denn, dass in der Stadt Gemüse angebaut wird, wird zwar von vielen geschätzt. Die Stadt hat aber auch einen dringenden Platzbedar­f, um neue Wohnungen zu bauen.

Immer weiter an den Stadtrand. Neu ist das Problem übrigens nicht. Es gibt viele Wiener Gärtnereie­n, die eine jahrhunder­telange Tradition haben und in ihren Geschichte­n (sehr oft aus dem Waldvierte­l kommend) von der Mitte der Stadt, wie etwa am Tabor im zweiten Bezirk, immer weiter Richtung Stadtrand gedrängt worden sind. Jetzt wird aber auch der Stadtrand, oder zumindest die äußeren Bezirke, für Wohnungen benötigt.

Aktuell hat derzeit etwa die Gärtnerei Ganger mit diesem Problem zu kämpfen. Der Familienbe­trieb in der Donaustadt bewirtscha­ftet insgesamt vier Hektar, die Hälfte davon im Eigentum, die andere Hälfte wird von der Stadt gepachtet. „Wir haben mit der Stadt prekaristi­sche Verträge, die automatisc­h verlängert werden, wenn sie nicht gekündigt werden“, sagt Inhaberin Marianne Ganger. Jeweils zu Saisonende im Herbst können die Verträge aufgelöst werden.

„Die Gemeinde Wien hat uns zwar nicht die Verträge gekündigt, aber es laufen im Hintergrun­d Umwidmungs­pläne, die uns Sorgen machen“, sagt Ganger. Sie fürchtet nicht nur, dass sie die gepachtete­n Flächen verliert. Auch für ihre angrenzend­en Flächen wäre ein Wohnbau problemati­sch. „Wenn ein zehnstöcki­ges Haus dane

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