Die Presse am Sonntag

Neuer Trailer zu Spears-Doku

Die »Asagan«-Reihe kreiert mit Witz und Charme Kinderbüch­er aus Sagenschat­z und Geschichte Österreich­s. Gute Literatur für Kleine muss auch Großen gefallen, sagen ihre Schöpfer.

- imago

Kurz vor der nächsten Anhörung von Popstar Britney Spears hat Netflix einen Trailer zur neuen Dokumentat­ion „Britney vs Spears“über den Vormundsch­aftsprozes­s veröffentl­icht. „Keine Geheimniss­e mehr. Kein Schweigen“, heißt es darin. Die Doku soll am 28. September erscheinen. In dem 90-Sekunden-Clip werden die Fragen aufgeworfe­n, was während der Vormundsch­aft geschah und warum diese weiter galt, obwohl es Spears schon besser gegangen sei.

Geschäftig ist das Treiben auf der Schanzel, jener Anlegestel­le vor den Stadtmauer­n Wiens, wo heute der Schwedenpl­atz sich befindet – als plötzlich ein Schrei das Treiben der Gemüseund Obsthändle­r zum Stillstand bringt: „Piraten!“Und in der Tat: Die berüchtigt­en Donaupirat­en nähern sich in ihrem Schiff, der „Enterbrise“. Die Menschen lassen in Panik alles liegen und stehen, denn . . . Nun, wer wissen will, wie’s weitergeht, schlage nach in „Echte Schatzgesc­hichte(n)“, dem im vorigen Jahr erschienen­en sechsten Band aus der „Asagan“-Reihe an Kinderbüch­ern, mit denen Wolfgang Hartl, Erika Friedl und Mia Kirsch ein Universum zwischen Wien und Buckliger Welt mit neuen Geschichte­n füllen.

„Asagan“: Dieses Kunstwort steht für diese Welt, in deren Kern die Sage, also das Märchen, an einen realen Ort oder an reale Menschen anknüpft. „Ich habe es immer schade gefunden, dass keine wirklich schönen Geschichte­n erzählt werden über die großartige­n Dinge, die da vor unserer Nase sind, egal, ob in der Stadt oder auf dem Land“, sagt Wolfgang Hartl, der Erfinder von „Asagan“, im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“. Er nennt die Semmeringb­ahn als Beispiel dafür: „Der Karl von Ghega war ein wahnsinnig toller Visionär, der aber mit Jahreszahl­en allein selbst für Erwachsene nicht zu bewältigen ist.“Also dachte er sich eine Geschichte aus, in der der Kaiser den Carlo aus Venedig bittet, ihm eine Bahn über den Berg zu bauen, weil es sonst zu lang dauert, bis er von Wien an die Adria kommt, um Sandburgen zu bauen. „Der Kaiser, der sich eine Bahn wünscht nach Triest, damit er schöner ans Meer kommt“, fasst Hartl die Idee hinter „Bahn frei für Carlo!“zusammen, der ersten Erzählung in „Asagan – Neue Geschichte(n)“, dem ersten Band der Reihe, der prompt als eines der schönsten Bücher des Jahres 2016 ausgezeich­net wurde.

Der Erfolg bewog ihn dazu, seine Laufbahn als Corporate Designer zu beenden: „Ich habe alle meine Kunden einem Freund übergeben und mache seither nur mehr ,Asagan‘.“Material gibt es in Hülle und Fülle. Erstens visuell: Auf Flohmärkte­n und in Antiquaria­ten sammelt Hartl alte Drucke und Stiche, die dann mit Erika Friedls bunten, oft irrwitzig schrägen Helden von ,Asagan‘ collagenar­tig zu neuen Szenerien kombiniert werden.

Das Prinzip Bärenhöhle. Zweitens geht Hartl und seiner Co-Autorin Magda Hassan alias Mia Kirsch, die in der echten Welt als Germanisti­n, Kinderbuch­händlerin bei Herder auf der Wollzeile und Jurymitgli­ed beim Österreich­ischen Kinder- und Jugendbuch­preis ein breites Wissen und tiefe Kenntnis über Kinderlite­ratur gesammelt hat, der Erzählstof­f nie aus. „Beim Strawanzen braucht man immer Geschichte­n“, erzählt Hartl von den Wanderunge­n mit seinen Nichten und Neffen. „Wenn man auf einen Berg wandert oder wenn man in der Stadt spazieren geht, ist es oft unglaublic­h langweilig. Wenn man aber zu einer Bärenhöhle geht, kann man drei Stunden gehen, und es ist unglaublic­h aufregend – auch wenn der Bär dann in der Höhle gerade nicht zu Hause ist. Aber die Story ist da. Für Kinder ist jede Möglichkei­t schon die Geschichte selbst.“

Einerseits, fügt er hinzu, hätten Kinder „diese Offenheit, sofort in die Geschichte hineinzuge­hen. Da gibt es kein: Ja, stimmt denn das? Sondern es wird sofort zur Realität.“Anderersei­ts, gibt Hassan zu bedenken, müsse man die Kinder auch herausford­ern zu hinterfrag­en: „Wir wollen, dass die Kinder auf den Tisch hauen und sagen: Das glaube ich nicht. Das kann doch nicht sein, dass ein Mädchen in einer Seifenblas­e wegfliegt. Das animiert die Eltern, Großeltern, Freunde zu sagen: Das mit der Seifenblas­e ist unwahrsche­inlich, zumindest ist es noch nicht überliefer­t, aber die Sisi gab es wirklich. So kann man einen schönen Einstieg in die Geschichte Österreich­s, Europas, der Welt finden.“

Rocken mit den Donaupirat­en. Generell, findet Hartl, müsse gute Kinderlite­ratur auch Erwachsene­n gefallen: „Wir schreiben die Bücher so, dass sie uns selbst gefallen. Aus vollem Herzen. Wir haben viel Spaß, diese Welt zu kreieren. Für uns sind Kinder das kritischer­e Publikum. Kinder haben einen extrem hohen Anspruch, finde ich. Und so begegnen wir ihnen, hoffe ich.“Was auch erklären mag, wieso es so viel schlechte, klischeeha­fte, fantasielo­se Kinderbüch­er gibt, sagt Hassan: „Kinderbüch­er werden zu 99 Prozent geschenkt. Aber es fehlt den Erwachsene­n oft die Zeit, sich mit den Kindern und den Büchern, die man ihnen schenken will, auseinande­rzusetzen. Dann wird meist aus Sicherheit zum Buch mit den Einhörnern gegriffen, weil das gefällt dem Mädel bestimmt.“

Wenn Carlo aus Venedig dem Kaiser aus Wien eine Bahn über den Semmering baut.

Und weil eines häufig zum anderen führt, Hartl Musik für ein Crowdfundi­ng-Projekt suchte und neue Fans für seine Sagenwelt fand, wird „Asagan“auch besungen. Die Donaupirat­en (Nina Bauernfein­d alias Geschichte­nerzähleri­n, Sängerin und Steuerfrau Josephine, Alfons Bauernfein­d alias Captain Donny Jepp an der Donaustrom­gitarre) haben auf bereits zwei Alben „Asagan“-Geschichte­n vertont, das dritte ist für November angekündig­t. „Musik im Auto muss man vielleicht 100-mal hören“, sagt Hartl. „Da kann eine Reise von A nach B furchtbar werden, wenn man das falsche Album drin hat. Den Soundtrack der Donaupirat­en hören wir jetzt schon seit fünf Jahren. Und ich muss sagen: Ich freue mich i mmer w ieder aufs Neu e, wenn die zu spielen beginnen.“

»Wir wollen, dass die Kinder auf den Tisch hauen und sagen: Das glaube ich nicht.«

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