Historische Stromausfälle
Die Geschichte zeigt: Großräumige Ausfälle der Stromversorgung samt teils schwerwiegenden Konsequenzen sind kein bloßes Gedankenspiel. Sie passieren. Die Palette der Ursachen reicht bei den bis dato verzeichneten Vorfällen von extremen Wettererscheinungen über technische Gebrechen bis hin zu menschlichem Fehlverhalten.
Nordamerika
Eines der ersten Blackouts der Geschichte betrifft im November 1965 den Nordosten der USA und weite Teile Kanadas. Etwa 30 Millionen Menschen sind davon betroffen. Befürchtet wird in den Zeiten des Kalten Kriegs, dass ein Atomkrieg der Grund sein könnte. Erst nach sechs Tagen wird der Auslöser, ein defektes Strom-Relais in Ontario (Kanada), gefunden. Am 13. Juli 1977 sind es Blitzeinschläge, die Teile von New York City von der Stromzufuhr kappen. Innerhalb weniger Stunden kommt es zu Plünderungen und Unruhen. 3800 Menschen werden festgenommen, die Feuerwehr muss in dieser Nacht mehr als 1000 Feuer löschen. Im August 2003 sind wieder der Nordosten der USA sowie Teile Kanadas betroffen. Der Ausfall ist dieses Mal die Folge mangelnder Investitionen nach der Deregulierung des Strommarktes. Jahrzehntealte Netze mit schlechter Wartung können die ständig steigende Last nicht mehr verkraften. Ein Zusammenbruch war schon seit Jahren vorausgesagt worden.
Europa
Dass auch Europa von großflächigen Stromausfällen nicht verschont bleibt, zeigen Beispiele wie jenes im Frühsommer 2005, als am 22. Juni das gesamte Eisenbahnnetz der Schweizerischen Bundesbahnen SBB lahmgelegt wird. 200.000 Pendler stecken in rund 1500 Zügen fest und müssen drei Stunden lang bei hochsommerlichen Temperaturen ohne Klimaanlage ausharren. Bei der Untersuchung des Vorfalls stellen sich unrichtige Angaben in der Anlagendokumentation und falsches Leistungsmanagement als Ursachen heraus. Ungewöhnlich heftige Schneefälle und in der Folge eingeknickte Strommasten sowie gerissene Leitungen führen wiederum im November 2005 zu einem der größten Stromausfälle in der Geschichte Deutschlands. Von rund 250.000 betroffenen Menschen im westlichen Münsterland sind viele bis zu drei Tage lang völlig ohne Strom – einzelne Ortschaftsteile sogar über fünf Tage –, bis sie mit Notstromaggregaten versorgt oder provisorisch wieder an das Stromnetz angeschlossen werden können. Der wirtschaftliche Schaden wird mit zumindest 100 Millionen Euro beziffert.
Megaereignis
Der bisher größte Stromausfall in der Geschichte der Menschheit – gemessen an der Anzahl der rund 600 Millionen Betroffenen – ereignet sich am 31. Juli 2012, als das völlig veraltete Stromnetz Indiens aufgrund einer Überlastung in 20 von 28 Bundesstaaten zusammenbricht.