Und das ist erst die Nummer drei
Canon legt bei seinen spiegellosen Kameras nach und stellt mit der EOS R3 ein Profigerät vor. Das Autofokus-System ist auf Sportfotografen abgestimmt und erkennt sogar Helme.
Es war eine revolutionäre Technologie, die Canon 1992 in der EOS 5 präsentierte: Ein Autofokus, der dorthin scharf stellt, wohin der Fotograf im Sucher blickt (zur Auswahl standen fünf Punkte).
Das System, verbessert in der Semi-Profikamera EOS 3 auf 45 Punkte, funktionierte überraschend gut – aber nicht gut genug für sich schnell bewegende und wechselnde Szenen, beispielsweise in der Sportfotografie. Auch das war ein Grund, warum der Eye-Controlled-Focus (ECF) ab 2004 nicht mehr weiterentwickelt wurde.
17 Jahre und etliche Technologiesprünge später macht Canon in der neuen spiegellosen Flaggschiff-Kamera EOS R3 einen neuen Anlauf. In einem ersten kurzen Test mit Vorserien-Modellen auf der Photopia in Hamburg funktioniert der ECF nahezu perfekt.
Ein relatives Leichtgewicht. Die R3 ist der jüngste Zuwachs in der spiegellosen R-Serie und übertrifft mit manchen Eigenschaften sogar das Profigerät der über Jahrzehnte gepflegten Spiegelreflexserie, die EOS 1Dx III. Und dabei ist das erst die Nummer drei. Was bewahrt sich Canon wohl noch für die EOS R1 auf?
Den größten Vorteil der EOS R3 spürt man sofort: Im direkten Vergleich mit der 1Dx III fühlt sie sich geradezu federleicht an (1015 Gramm mit Akku und Speicherkarte). In den Schatten stellt sie die 1er mit 30 Bildern pro Sekunde, 24,1 Megapixel Auflösung und 6k-Video. Im Vergleich mit dem Mitbewerber bleibt die R3 zwar hinter dem Topgerät von Sony, der a1, zurück, kostet aber auch weniger: 5999 Euro statt 7300 Euro für die Sony a1. Und eben: Das ist erst die Canon R3, warten wir einmal die R1 ab.
Das neu entwickelte AF-System zeichnet sich durch eine verbesserte Objekterkennung aus. Die AF-Nachführung kann Köpfen, Körpern, Gesichtern und Augen von Menschen und Tieren folgen, speziell für die Sportfotografie hat Canon eine Funktion zur Erkennung und AF-Verfolgung von Motorrädern und Rennwagen entwickelt – mit der Möglichkeit, die Schärfe entweder auf den Helm oder das Fahrzeug zu legen.
Bei der Auswahl aller 1053 AFPunkte der R3 kann der Fotograf den Schärfepunkt einfach per Blick auswählen. Gerade bei Mannschaftssportarten (etwa Fußball) ist das ein großes Plus. Ob es in der Praxis so gut funktioniert wie auf der Photopia bei statischen Objekten, wird man erst sehen.
Der bei Canon erstmals verwendete Stacked-CMOS-Sensor eliminiert den Rolling-Shutter-Effekt des elektronischen Verschlusses fast vollständig und erlaubt die 30 Bilder pro Sekunde (wahlweise auch nur 15 oder drei Fotos pro Sekunde) bei voller AutofokusNachführung. Dankbar werden viele Profis dafür sein, dass einer der beiden Kartensteckplätze noch die sehr gebräuchlichen SD-Karten verwendet, der andere ist für die schnellen CFexpress-Karten. Und auch dafür, dass die Akkus der 1D-Serie auch in die EOS R3 passen.
Neue Wege gehen die Japane r bei der Verknüpfung von Kamera und Smartphone. Das Handy kann über einen Adapter am Blitzschuh montiert werden und Fotos über eine App direkt an die Redaktionen schicken. Später soll die App automatisch Sprachaufnahmen für die Bildbeschreibung in Text umwandeln.
Videofilmer bietet die R3 4k-Aufnahmen mit 120 Bildern pro Sekunde, 6k ist mit 60p im Raw-Modus möglich, Full-HD kann mit 120 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden.
Die Canon EOS R3 soll im November bei den Händlern erhältli chsein.