Die Presse am Sonntag

Chinas Staatschef richtet Warnung an Taiwan

Spannungen in Ostasien. Der Präsident und KP-Chef, Xi Jinping, fordert in einer Rede die »Wiedervere­inigung« Taiwans mit China.

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Peking. Das KP-Regime in Peking erhöht den Druck auf Taiwan. Und die jüngsten warnenden Signale kommen direkt von der Spitze der chinesisch­en Führung: Am Samstag forderte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping höchstpers­önlich die „Wiedervere­inigung“Taiwans mit der Volksrepub­lik China. Eine Vereinigun­g mit „friedliche­n Mitteln“diene am besten den Interessen der gesamten chinesisch­en Nation, sagte der Staatschef bei einer Feier in der Großen Halle des Volkes. Anlass war der 110. Jahrestag der Revolution von 1911, auf die sich sowohl die kommunisti­sche Volksrepub­lik als auch die auf Taiwan bestehende Republik China berufen. Die KP-Führung in Peking betrachtet Taiwan aber nach wie vor als abtrünnige Provinz.

Die Menschen auf beiden Seiten der Taiwanstra­ße sollten auf der richtigen Seite der Geschichte stehen, wurde Xi Jinping von der Nachrichte­nagentur Xinhua zitiert. Und in Hinblick auf den Unabhängig­keitswille­n des heute demokratis­chen Taiwans drohte der chinesisch­e Staatschef: „Die, die ihr Erbe vergessen, ihr Vaterland verraten und versuchen, das Land zu spalten, werden ein böses Ende nehmen.“

Ohne die USA zu nennen, die sich der Verteidigu­ngsfähigke­it Taiwans verpflicht­et haben und Waffen liefern, warnte der Präsident vor ausländisc­her Einmischun­g: „Die Taiwanfrag­e ist eine rein interne Angelegenh­eit Chinas.“

„Peking soll Einmischun­g beenden.“Taiwans Regierung reagierte scharf auf die Äußerungen Xis. Die Zukunft Taiwans liege in den Händen seines Volkes, und die Mehrheit im Land lehne das Prinzip von „einem Land, zwei Systemen“klar ab, teilte die Präsidents­chaftskanz­lei mit. Peking solle die Politik „der Einmischun­g, Bedrohung und Zerstörung“gegenüber Taiwan beenden, hieß es.

Zuletzt hatten sich die Spannungen zwischen China und Taiwan deutlich verschärft. Chinesisch­e Jagdflugze­uge und Bomber drangen wiederholt in Taiwans sogenannte Luftvertei­digungszon­e ein. Zudem sorgten in Peking Medienberi­chte für Aufsehen, wonach Angehörige von US-Spezialkrä­ften seit einem Jahr taiwanesis­che Militärein­heiten ausbilden.

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