Das Wandern ist des Wieners Lust
Gehen und Wandern ist bei Städtern beliebter denn je. In Wien gibt es einen neuen Stadtwanderweg, außerdem zeigen Wanderführer Touren. Und auch mit Tieren lassen sich Wien und Umland gut erkunden.
Es hat ihn nach Wien verschlagen, so wie viele Österreicher aus den Bundesländern. Eigentlich kommt Michael Morgenbesser aus Neunkirchen, also dem Schneeberg/Rax-Gebiet. Die Liebe zu den Bergen lag deshalb schon früh nahe. Als er nach Wien zog, habe er viele Freunde dazu gebracht zu wandern. Immerhin ist kaum jemand besser dafür ausgebildet als er.
Morgenbesser ist neben seinem Brotberuf als Programmierer bei der Höhenrettung und ehrenamtlich als Sanitäter beim Roten Kreuz tätig. Seit rund zehn Jahren ist er jetzt mit seiner Firma Wiener Wandern (wienerwandern.at) nebenberuflich als Wanderführer in und um Wien unterwegs. Auf seiner Homepage finden sich eine ganze Reihe an Touren – von zweistündigen Spaziergängen bis hin zu sportlichen Vorhaben. Sein Lieblingsgebiete in Wien sind der Kahlenberg und der Hermannskogel, aber auch – man will es nicht glauben – der Wiener Prater. Freilich abseits der Prater Hauptallee.
„Der Prater ist relativ groß und wenn man Wege am Rand entlanggeht, dann kann man schöne Strecken finden“, sagt er. Auch den neuen Stadtwanderweg 12, der eben neu eröffnet wurde (siehe Artikel unten), hat er sich bereits angesehen. Sein Fazit: Ein gutes Angebot für Einsteiger, er hätte aber das Erholungsgebiet Wienerberg noch besser genützt – und er würde den Weg nicht bei großer Hitze gehen.
Morgenbesser selbst sucht sich seine eigenen Routen und rät auch jedem Anfänger zu einer guten Tourenplanung und Vorbereitung. Denn viele würden einfach Touren nachgehen, die sie auf Instagram sehen. In Wien ist das meist nicht mit Konsequenzen verbunden. „Aber im Schneeberg/RaxGebiet ist das extrem problematisch.“
Was eine gute Tour jetzt ausmache? „Dass sie konditionell für einen passt und man die Möglichkeit hat, sie abzukürzen, wenn es doch zu viel wird. Und natürlich eine gute Ausrüstung.“Auch auf das Wetter muss man immer achten. Ihm ist wichtig, dass der Weg an besonderen Orten vorbeiführt. Die da wären: schöne Steinformationen, Höhlen (Morgenbessers Herz schlägt auch für die Höhlenforschung) oder verfallene Bauten aus der Romantik.
Die Touristen fielen weg. Wobei viele seiner Kunden gar keine Wiener sind. Vor der Pandemie waren es 80 Prozent Touristen, die nach einem Städtetrip bewusst den Weg in die Natur suchten. Die Wiener wären weniger bereit, für Wandern zu zahlen. Vom Covid-Gehboom hat er daher gar nicht so profitiert. Dabei wäre gerade für Anfänger ein Wandercoaching wichtig. Morgenbesser weist seine Schützlinge auf Gefahren wie nasses Holz (Rutschgefahr) hin und erklärt, wie man sich im Gelände bewegt und richtig steigt.
Er ist freilich nicht der einzige Wanderführer in der Hauptstadt. Der Wanderverein Wienerland (www.wienerland.at) besteht schon seit den 1970er-Jahren und hat auf seiner Homepage mehrmals pro Woche geführte Wanderungen in und um Wien, bei denen jeder mitgehen kann. „Eine Mitgliedschaft ist nicht erforderlich“, sagt Obmann Fritz Peterka. Die Wanderungen sind thematisch gegliedert, vor allem aber sind sie gut öffentlich erreichbar.
Wer kein Auto hat, kann an Touren, die mit der U-Bahn erreichbar sind, teilnehmen. Das sei auch das Schöne an Wien. „Ohne weit wegfahren zu müssen, können Wanderungen von Spaziergängen bis Sportwanderungen im Umland umweltschonend durchgeführt werden“, sagt Peterka. Wien hat auch für jeden Wandertyp etwas zu bieten. Wie wäre Wandern mit Kindern? Am Jakobsweg? Oder mit Hund oder gar Lamas? Wir liefern ein paar Vorschläge: Viel Spaß beim Ausprobieren.