Gen Süden, der Autobahn entlang
Stadtwanderweg
Der neue, bis dato längste führt vom Wienerberg nach Vösendorf. Einen Bach, ein Schloss, ein Bordell und ein Relikt aus »MA 2412« - zu sehen gibt es einiges.
In Wien ist man mit den Stadtwanderwegen verwöhnt. Die meisten führen durch Wienerwald, Weinberge oder Felder am Rande der Stadt. Beim vergangene Woche neu eröffneten „Stadtwanderweg Wienerberg“ist es ein wenig anders. Das Gefühl, von nichts als Natur umgeben zu sein, kommt selten auf. Ein „Stadt“-Wanderweg eben.
Nichtsdestotrotz, die 19,9 Kilometer lange Tour bietet auch lohnende Abschnitte und überraschende Einblicke in den Süden der Stadt. Und überhaupt, wer kann schon von sich behaupten, schon einmal von Wien nach Vösendorf gewandert zu sein?
Dorthin nämlich führt der Stadtwanderweg Nummer 12, der eigentlich der 14. in Wien und mit 19,9 Kilometern Wegstrecke der mit Abstand längste Stadtwanderweg ist. Obwohl es ein Rundweg ist, bieten sich durchaus Abkürzungen für nicht ganz so trainierte Wanderer an. Oder man geht den ersten Teil der Strecke und nimmt die Badner Bahn zurück nach Wien.
Doch von Anfang an: Gestartet wird am südöstlichen Ende des Erholungsgebiets Wienerberg bei der Station der
Straßenbahnlinie 11, „Frödenplatz“. Die Schilder aus frischem Holz sind kaum zu übersehen, doch man kann sich auch von seinem Gehör leiten lassen. Denn zunächst geht es einmal die Autobahn entlang, genauer gesagt die Südosttangente. Der Weg durchs Grüne, auf der anderen Seite der Autolärm – es ist ein wiederkehrendes Thema des Stadtwanderwegs 12. Abgesehen von der Geräuschkulisse ist es jenseits der Schallschutzmauer erstaunlich malerisch. Eine grüne Wiese, noch kaum ausgetreten, als wäre man die allererste Wanderin auf diesem Weg. Über die Autobahnbrücke wird die vor einem liegende Per-Albin-Hansson-Siedlung links liegen gelassen. Es geht Richtung Süden, kurze Zeit entlang der Strecke des Stadtwanderwegs 7 („Rund um den Laaerberg“) zum Liesingbach.
Den Bach entlang. Hier teilen sich die Wege wieder, dafür folgt man von nun an dem Laxenburg-Radweg bachaufwärts. (Übrigens ist der gesamte Stadtwanderweg durchaus auch als Radtour geeignet.) Diesem Abschnitt des Baches steht die von der Stadt Wien geplante Renaturierung der betonierten Ufer noch bevor, hübsch ist es trotzdem. Vorausgesetzt, man kann die durch die Büsche aufblitzenden Industriekästen ignorieren. Was nicht mehr ganz so einfach ist, sobald man an dem Beisl „Industrie-Buffet“in der Großmarktstraße vorbeikommt. Gleich gegenüber befindet sich übrigens der Islamische Friedhof Wiens.
Die grüne Wiese ist noch kaum ausgetreten, als wäre man die allererste Wanderin.
Die Stadtgrenze rückt näher, und es wird grüner. Einer der schönsten Abschnitte des Weges beginnt hier. Im Zuge einer Baumpflanzaktion von Wiener Schülern ist ein langgestreckter Park entstanden. Eine noch recht frische Allee wird durchschritten, in wenigen Jahren dürfte sie dann auch Schatten spenden.
Auf Bäume folgen Felder, Niederösterreich ist erreicht. Die ländliche Idylle wäre perfekt, wären da nicht wieder diese Geräusche. Richtig, eine Straße! Diesmal ist es die Wiener Außenring-Schnellstraße, die es zu überqueren gilt. Einmal über die Brücke, ist der Lärm aber schnell wieder vergessen, vor einem liegen nur Rapsfelder, der Vösendorfer Kirchturm, dahinter die sanften Hügel des Anningers.
Das Etappenziel ist schnell erreicht: Es ist nicht das Vösendorf, das die Wiener vom Vorbeifahren oder von Shopping-Ausflügen kennen. Die Route führt durch ein kleines, beschauliches Ortszentrum, vorbei am Schloss mit Burggraben, das neben dem Gemeindeamt auch ein Fahrradmuseum beherbergt. Wer seinen kulturellen Durst stillen möchte, kann aber auch nachsehen, ob „Niederösterreichs erstes Krippenmuseum“ein paar Schritte weiter offen hat.
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch,