Aus Äpfeln und Birnen wird Cid
Matthias und Eva Eichberger haben sich ausgerechnet im Blaufränkischland im Burgenland auf Cider und Fruchtsäfte spezialisiert. Ein Besuch.
Wer dieser Tage aufmerksam durchs Land fährt, erblickt sie des Öfteren: Apfelbäume, die sich ob der schieren Last an reifen Früchten mächtig biegen. Manchmal wundert es, dass ein einziges knorriges Bäumchen so viele reife Früchte tragen kann. Und oft liegen sie unbeachtet am Boden, wo sich Kleingetier über die süße Beute hermacht. Selbst wer die Augen schließt, entkommt ihnen nicht. Der Geruch von reifen Äpfel und Birnen liegt in der Luft.
Dass man sie aber auch kulinarisch einfangen kann, weiß das junge Ehepaar Eichberger aus dem südburgenländischen Neckenmarkt. Vor zehn Jahren haben sie damit begonnen, für den Eigenbedarf Apfelsaft zu pressen. Die Streuobstwiesen und Weingärten seines Großvaters waren schließlich da, erklärt Matthias Eichberger. „Er wollte Bauer spielen“, sagt Eva Eichberger über ihren Mann, der hauptberuflich Techniker in einer Therme ist, während sie Bio-Kontrollen bei landwirtschaftlichen Betrieben durchführt.
Die beiden sind Quereinsteiger, auch wenn seine Eltern die Weingärten nebenberuflich bewirtschaftet haben und die Trauben an die Weinbaugenossenschaft verkauft haben. Die Jungen waren es aber, die auch die Streuobstwiesen des Großvaters nicht nur wieder bewirtschaftet, sondern auch vergrößert haben. Eva Eichberger hat übrigens ebenso wie ihr Mann Wurzeln in Neckenmarkt, ihre Mutter stammt aus der Ortschaft.
Mit dem ersten der drei Kinder haben Eva und Matthias Eichberger also begonnen, Apfelsaft zu machen, vorerst für den Eigenbedarf. Anfangs noch mit kleineren Maschinen und viel Handarbeit. „Aber da waren schon die ersten Verwandten und Bekannten da: ,Ich hab ein paar Trauben oder Äpfel, kannst mir das auch pressen?‘“, erinnert er sich. Also wurde die Saftproduktion ausgebaut, was die Mengen betrifft, aber auch die Vielfalt der unterschiedlichen Früchte.
Vor rund zwei Jahren wurde der Betrieb professionalisiert. Es wurden größere Maschinen angeschafft. Im Zuge der Pandemie wurde ein alter Streckhof im Ort gekauft und zu einer Produktionsstätte umgebaut. Im einstigen Kuhstall wird heute etikettiert und auch Honig geschleudert. Der Heuboden wird als Lager verwendet. Den Lockdown haben die beiden genutzt, um die Räumlichkeiten zu adaptieren.
Mittlerweile verkaufen sie auf Märkten und ab Hof hausgemachte Fruchtsäfte (Apfel, Traube, Birne, Quitte, aber auch Mischungen mit Gemüse wie Apfel-Rote-Rübe), Apfelessig, Honig und seit Kurzem eben auch Cider.
Ohne Chemie und Konzentrat. Der Cider ist ein ungewöhnliches Produkt für die Gegend. „Wir sind hier mitten im Blaufränkischland. Es gibt hier sehr viele gute Winzer, da hätten wir es als Quereinsteiger schwer“, sagt er. Es bieten zwar viele Winzer auch Traubensaft an, aber mit Cider seien sie die einzigen. „Am Cider haben wir lang getüftelt. In Österreich kann dir niemand sagen, wie man Cider macht, außer die Brau Union. Aber das hat für mich nicht viel mit einem ehrlichen Produkt zu tun.“
Er wollte ohne Chemie und Apfelsaftkonzentrat auskommen. Das
Schwierigste war, einen Abfüller zu finden. Da der Cider mit Kohlensäure versetzt abgefüllt wird, braucht er einen Spezialisten. Die meisten Abfüller nehmen Aufträge erst ab einer gewissen Mindestmenge an. Vor ein paar Jahren sind sie fündig geworden und haben einen Partnerbetrieb in der Nähe, der auch kleinere Mengen abfüllt.
Die beiden haben die Streuobstwiesen des Großvaters ausgebaut.
Neben Cider, Saft, Essig und Honig wollen sie bald Brot aus dem Holzofen anbieten.
Die Schritte, die es davor braucht, sind dank der Erfahrung mit der Saftproduktion für sie weniger komplex. Zu Beginn steht die Ernte, die dieser Tage läuft. Die beiden bewirtschaften neben zwei Hektar Weingärten auch einen Hektar mit Streu- und Spalierobst, alles biologisch. „Bei Streuobst hat man in den ersten zehn Jahren sehr wenig Ertrag, deshalb haben wir Spalierobst ausgepflanzt. Der beste Saft ist ja der gemischte Saft.“Auf die Frage nach den Sorten muss er überlegen. Boskop, Kronprinz Rudolf, Golden Delicious, Cox Orange oder Idared fallen ihm ein. Dazu kommen die Sorten, die der Großvater gesetzt hat, deren
Namen er aber nicht kennt.
Zuerst müssen die Äpfel also zu Saft gemacht werden.