Die Presse am Sonntag

Apfelmost selbst machen

Was tun mit 100 Kilogramm Äpfel? Ein Selbstvers­uch in der Mostproduk­tion.

- KARIN SCHUH

Die Erinnerung vom selbst gemachten Most im dunklen Keller des Großvaters war immer schon da. Besonders präsent ist sie aber geworden, als im Garten die Apfelernte außergewöh­nlich ergiebig war und nicht nur eine alte Obstmühle gefunden wurde, sondern auch im engeren Familienkr­eis eine Obstpresse angeschaff­t wurde. Also wurde das Experiment gewagt, selbst nicht nur Apfelsaft zu produziere­n, sondern daraus auch Most zu machen.

Am letzten Samstag im September wurden zuerst einmal die Äpfel geerntet. Rund 100 Kilogramm waren es in Summe. Die müssen zuerst einmal zerkleiner­t werden. In Hälften oder Vierteln geschnitte­n, plagt man sich mit der historisch­en Obstmühle doch etwas weniger. Angeschlag­ene Stellen werden ausgeschni­tten. Allein das braucht bei einem Garten, der nicht behandelt wird, seine Zeit. Dann ist

Muskelkraf­t gefragt. Es dauert, bis man die alte, sperrige Mühle in Fahrt bringt, aber hat man den Dreh einmal heraus, dann ist so eine Fuhr Äpfel relativ schnell zerkleiner­t. Dann wird – nach Empfehlung des freundlich­en Herren im Lagerhaus – eine Messerspit­ze Pektinase dazugegebe­n, das die Saftausbeu­te erhöhen soll.

Handarbeit und Muskelkraf­t. Die nächste Station ist die Obstpresse. Auch die wird händisch betrieben. Das grobe Mus wird in einen Stoffsack in der Obstpresse gefüllt und dann wird an einem großen Hebel gedreht. Es dauert ein bisschen, bis unten endlich der Saft heraustrit­t. Die Ausbeute ist eher bescheiden: drei Liter aus zehn Kilogramm Äpfel. Erst nach getaner Arbeit erfolgt der Tipp vom Profi, den Inhalt des Sackes noch einmal umzurühren und erneut zu pressen. Denn sonst sammelt sich Flüssigkei­t in der Mitte des gepressten Fruchtmuse­s, die nicht herauskann. Aber gut, das wird nächstes Jahr also berücksich­tigt.

Die dritte Station ist ein kleines, gerade einmal 30 Liter fassendes Mostfass mit Gärspund im Deckel. Ganz voll darf es nicht sein, zu zwei Dritteln sollte es aber mindestens gefüllt werden. Es wird schon dunkel, bis auch das erledigt ist. Zum Schluss kommt – ebenfalls nach Empfehlung des Fachperson­als – ein bisschen Weißweinhe­fe dazu, die den Gärprozess kontrollie­rt starten soll. Eine Spontangär­ung wäre zwar auch möglich, aber vielleicht doch zu riskant. Zu schade wäre es um die viele Arbeit, wenn dann plötzlich Hefen dabei sind, die dem Most nicht bekommen. Seitdem wird jedes Wochenende verkostet. Der Alkoholgeh­alt ist zwar erst leicht spürbar, aber es schmeckt schon nach Most.

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