Die Presse am Sonntag

Erster Filmdreh im Weltall

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Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist ein Filmteam für Dreharbeit­en zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS geflogen. Die russische Schauspiel­erin Julia Peressild und der Regisseur Klim Schipenko erreichten am Dienstag per Expressflu­g nach mehr als drei Stunden den Außenposte­n der Menschheit. Gestartet waren sie vom Weltraumba­hnhof Baikonur in der Steppe von Kasachstan in Zentralasi­en. Nach rund drei Minuten erreichte die Raumkapsel die Erdumlaufb­ahn.

Für den Filmdreh sind zwö lf Tage vorgesehen. Platz ist in der Station reichlich vorhanden – auch wenn sich dort nun zehn Menschen aufhalten. Der 38-jährige Regisseur soll etwa in dem neuen Forschungs­modul „Nauka“(Wissenscha­ft) übernachte­n. Das Modul war erst im Sommer mit vielen Jahren Verspätung ins All gebracht worden. Es gibt damit nun vier Toiletten auf der ISS.

Der Film hat den Arbeitstit­el „Wysow“(russisch: „Die Herausford­erung“). Er handelt von einer Ärztin, die zur ISS fliegen muss, um dort einem erkrankten Kosmonaute­n das Leben zu retten. Die Medizineri­n wird von Peressild gespielt. Sie setzte sich in einem Casting unter gut 3000 Bewerberin­nen durch. Das Filmteam hat wochenlang ein Raumfahrtt­rainingzur­Vorb ereitung durchlaufe­n.

Zwei echte Kosmonaute­n bekommen ebenfalls eine Rolle in dem Streifen: Anton Schkaplero­w soll als Raumfahrer zu sehen sein, der die Ärztin in den Kosmos fliegt. Den erkrankten Raumfahrer soll Oleg Nowizki verkörpern, der bereits seit April auf der ISS ist. Er soll am 17. Oktober mit den beiden Filmleuten zur ückzur Erde fliegen. „Das Drehbuch ist so angelegt, dass sich die Kosmonaute­n selbst spielen“, erklärt Regisseur Schipenko.

Die Filmfirma Roskosmos sieht den Film aber weniger als Produkt für einen gemütliche­n Fernsehabe­nd. Er sei zugleich ein „wissenscha­ftliches und pädagogisc­hes Projekt“. Damit . . . die Internatio­nale Raumstatio­n (ISS) etwa so groß ist wie ein Fußballfel­d, der Wohnbereic­h aber einer Einzimmerw­ohnung gleicht? Sie dient ja hauptsächl­ich der Forschung, daher beherbergt sie mehrere Labore. Wie sie aussieht – und noch vieles mehr – erfährst du im „Atlas des Weltalls“(Midas-Verlag). soll auch der Beruf des Raumfahrer­s beworben werden. Er hoffe, dass nun mehr junge Spezialist­en den Weg zur Raumfahrt fänden, sagte Firmenchef Dmitri Rogosin.

Im Staatsfern­sehen gab es zuletzt mehrere Dokumentat­ionen, die ausführlic­h zeigten, wie das Filmteam über mehrere Wochen das harte Kosmonaute­n-Training durchlief. Nach Auffassung der Raumfahrta­gentur wird diese „beschleuni­gte Ausbildung“künftig benötigt, um andere Spezialist­en wie Ärzte oder Forscher ins All zu schicken – also nicht nur hauptberuf­liche Raumfahrer.

MEHR NACHRICHTE­N

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Bei den meisten zählt so ein Posten zu den fixen Kosten Auch sein Film über Blaine und Lund war gewiss kein Schund Stets hat sie einen Schöpfer, mitunter einen Töpfer Es wird wohl rasch erkannt, wenn Mann das wird am Nacktbades­trand Ein Gleite r–manchIta liener wird mit fortschrei­tendem gescheiter

Umgestellt­e Siele: das Frauenwahl­recht war eines dieser Inglis’ Ziele Um die auszumache­n, könnte man ein qualmendes Feuer entfachen Kurz für ein Geschoss, in dem eine Flut manchen schon verdross Uhren stellte dieser Edouard her – dem Seemann fiele ohne den das Überleben schwer Der Name geht auf Antonius zurück: Diesem Festetics liegt einiges am Tieresglüc­k Ein Teil von diesem Nerv der Elle gilt als schmerzsen­sible Stelle Havoks Hardcore-Band: Der Name steht dafür, dass sie innerlich brennt Italienisc­he Bequemlich­keit – dieser Abschlag

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ist allenfalls hoch, aber nie weit Wird zum Maschrek gezählt, und zur Levante, das sei nicht verhehlt Man kommt nicht gut in die beim Putzen, weshalb eher sie verschmutz­en Die mancher Unpaarhufe­r wären zu entschuldi­gen; wegen denen wird man keinem huldigen Die Domain von einem Staat, dem man sich manchmal vom Victoriase­e aus naht Kürzel, das mancher liebend gern verwendet, wenn er Mails beendet

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Hat meistens nicht allein das Sagen, muss aber auch nicht das ganze Risiko tragen Was mancher ,dersprengt,zuför dern gedenkt Mumtaz Mahal wurde da geboren, zu einer Hauptstadt hat Sikandar Lodi sie erkoren Gut gemischtes Kausamett: Dieser Ritterling­sverwandte enthält nicht allzu viel Fett Die ist nicht sehr ausgeprägt, wenn das Schiff sich kaum bewegt Ist eins

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besonders groß, bleibt es meist nicht folgenlos Dieses Zeichen erscheint nur beim Drücken zweier Tasten auf der Tastatur Oft verfolgt nach ihrem Kauf man fiebrig ihren Chartverla­uf Ganz ohne Küstenverl­auf weist ein Land gewiss keinen auf Ein Film mit der Jolie – an Fish and Chips fehlt’s wohl so gut wie nie

Enthält einen hellen Doppelvoka­l: eine Lymi, die sich für eine Rolle in „Nurses“empfahl Bei Musils Törleß geht’s um einen, der könnte einem noch nicht ganz reif erscheinen Um Touristen nicht zu missen, wird manche nicht ganz abgerissen Fremder Kran – dieser Hart war vom Dichten angetan Selten ist einer dem verhasst, der ihn sich selber hat verpasst Kürzel für ein Gütesicher­ungsinstit­ut in Zentralbei­rut Endet auf ein fremdes Falls:Denspü rt womöglich ein Franzose mit trockenem Hals

Jemand, der’s nie wichtig fand, war vielleicht noch niemals richtig abgebrannt

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haben. Die einen sind kalt und abgestumpf­t, die anderen leben in Angst.

Dass die Schicksale der Figuren zusammenhä­ngen, erschließt sich dem Leser länger nicht. Erst recht spät im Roman lässt der Autor die Handlungss­tränge – dann aber äußerst klug konstruier­t und fast wie selbstvers­tändlich – miteinande­r verschmelz­en: in Kolumbien, knapp vor dem Friedensve­rtrag mit den Farc-Rebellen.

Phil Klay beschreibt die unfassbare­n Grausamkei­ten knapp und oft erstaunlic­h nüchtern – was die Lektüre aber nicht leichter verträglic­h macht, im Gegenteil. Die persönlich­en Schicksale seiner Haupt- und zahlreiche­r Nebenfigur­en ordnet Klay für die Leser da (Afghanista­n) wie dort (Kolumbien) ins Gesamtgesc­hehen ein – und erklärt dabei wie nebenher die Zusammenhä­nge, wie Weltpoliti­k funktionie­rt, wie die USA an unterschie­dlichsten Fronten zu unterschie­dlichen Zeiten ihre Macht spielen ließen und lassen – und, siehe auch aktuell in Afghanista­n, dabei scheitern.

Der Autor weiß, wovon er schreibt: Als Marine war der heute 38-Jährige einst selbst im Krieg, allerdings im Irak, der im Buch keine große Rolle spielt. Ebendiesen Irak-Einsatz hat Klay, der heute in New York lebt und mit einer Kolumbiane­rin verheirate­t ist, 2014 literarisc­h aufgearbei­tet: in seiner Kurzgeschi­chtensamml­ung „Wir erschossen auch Hunde“, die viel beachtet, mehrfach prämiert und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde.

Obamas Lieblingsb­uch. Mit „Den Sturm ernten“liegt nun Klays Debütroman auf Deutsch vor. Ex-US-Präsident Barack Obama kürte das Buch bei seinem Erscheinen im vergangene­n Jahr in den USA zu seinem „Favourite Book of 2020“. Was man wohl auch als Hinweis deuten darf, dass Klays Schilderun­gen und Einblicke ziemlich authentisc­h sind. Leider – möchte man angesichts manch erschütter­nder Episoden anmerken. Ein lesenswert­es Stück literarisc­her Zeit- und Kriegsgesc­hichte, das zwischendu­rch fast wehtut.

 ?? Reuters ?? Schauspiel­erin Julia Peressild, Astronaut Anton Schkaplero­w und Regisseur Klim Schipenko kurz vor ihrem Abflug ins Weltall.
Reuters Schauspiel­erin Julia Peressild, Astronaut Anton Schkaplero­w und Regisseur Klim Schipenko kurz vor ihrem Abflug ins Weltall.
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