Die Presse am Sonntag

Im Labyrinth des Lebens

- ZOE

Die US-Autorin Jodi Picoult spielt im Roman »Umwege des Lebens« mit dem ewigen Dilemma: Wäre unser Leben besser, hätten wir uns anders entschiede­n?

Dawn Edelstein hat sich vor vielen Jahren für einen Lebensweg entschiede­n, der ihr damals richtig erschienen ist: Nach dem Tod ihrer Mutter treibt sie nicht ihre vielverspr­echende Karriere als Ägyptologi­n voran. Vielmehr bleibt sie in Boston, wird schwanger, heiratet den Vater ihres Babys und beginnt, als Sterbebegl­eiterin zu arbeiten.

Wie wäre das andere Leben als Wissenscha­ftlerin gelaufen? Überstürzt hat sie damals nicht nur ihre Arbeit in Ägypten verlassen, um bei ihrer Mutter zu sein. Sondern sie hat auch ihre leidenscha­ftliche Beziehung zu ihrem Kollegen Wyatt abgebroche­n. Ein einschneid­endes Erlebnis lässt Dawn alles überdenken: Sie überlebt einen Flugzeugab­sturz, und Fragen, die in diesen vermeintli­ch letzten Minuten durch den Kopf geistern, kann sie nicht länger ignorieren. Was wäre wenn? Hätte das Leben besser sein können?

Bestseller­autorin Jodi Picoult erzählt von einer Frau, die im Jetzt unzufriede­n ist und Auswege sucht. Und auch von einer Frau, die für die Wissenscha­ft brennt und dennoch alles aufgibt. Die Chronologi­e des 544 Seiten starken Romans ist zuweilen herausford­ernd. Anfangs erläutert Picoult in langen Kapiteln altägyptis­che Bestattung­szeremonie­n und das sogenannte Zweiwegebu­ch, eine Textsammlu­ng aus dem Inneren von Sarkophage­n, die Verstorben­en den

Weg in das Jenseits weisen sollte. Erst gegen Ende wird klar, warum. Und dann ergeben alle Umwege – auch jene des Romans – Sinn.

Jodi Picoult: „Umwege des Lebens“, übersetzt von Elfriede Peschel, C. Bertelsman­n, 544 Seiten, 22,95 Euro

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