Die Presse am Sonntag

Mit Sicherheit in der Schule

Keinesfall­s soll es zu Schulschli­eßungen kommen. Deshalb kontrollie­rt der Minister das Abwasser und lässt Kinder weiterhin gurgeln und spülen.

- VON JULIA NEUHAUSER

In den Schulen Vorarlberg­s kehrt nun wieder Normalität ein – nicht die neue, sondern die alte. Die Vor-Corona-Normalität. Ab Montag muss an den Schulen im Ländle nicht mehr verpflicht­end Corona-getestet werden. Und auch die Masken können abgenommen werden. Damit gibt es in einem Bundesland Schulbetri­eb wie früher. In acht anderen nicht.

Warum das nur in Vorarlberg so ist? Das hat mit dem geltenden Sicherheit­skonzept an den Schulen zu tun. In das neue Unterricht­sjahr ist man mit einer dreiwöchig­en Sicherheit­sphase gestartet. Dabei mussten alle Schüler in den Gängen Maske tragen und wurden dreimal pro Woche getestet (mindestens einer davon musste ein PCR-Test sein). Diese Phase ist bereits vorbei. Mittlerwei­le hängt das Vorgehen an den Schulen von der Risikolage in der Region ab. Die Corona-Kommission unterschei­det auf Basis der sogenannte­n risikoadju­stierten Sieben-Tage-Inzidenz drei Stufen – geringes, mittleres und hohes Risiko.

Derzeit gilt in allen Bundesländ­ern – bis auf Vorarlberg – die mittlere Warnstufe. (Im Burgenland nur aufgrund des regen Austauschs zwischen den Ländern.) Es wird an den Schulen also weiterhin dreimal wöchentlic­h getestet. Das betrifft nun, anders als in der Sicherheit­sphase, aber nur noch die Ungeimpfte­n. Sie müssen weiterhin mit einem Stäbchen in der Nase bohren, in der Schule spülen oder zu Hause gurgeln. In der Volksschul­e sind alle Schüler aufgrund der altersabhä­ngigen Zulassung der Impfstoffe (noch) nicht immunisier­t. Bei den Schülern über zwölf Jahren wird der Impfstatus überprüft. Deshalb gibt es im sogenannte­n NinjaPass auch unterschie­dlich gefärbte Pickerl (siehe Artikel links). Wobei sich natürlich alle Schüler – egal ob ungeimpft oder geimpft – weiterhin testen lassen können.

Bei der Maskenpfli­cht wird hingegen kein Unterschie­d nach Impfstatus gemacht. Diesen augenschei­nlichen Unterschie­d wollte Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) nicht. In den Gängen haben in der aktuellen Gefahrenst­ufe alle eine Maske zu tragen.

59 Klassen geschlosse­n. In dieser Woche hat es österreich­weit 1020 positive PCR-Tests gegeben. Unter 1,1 Millionen Schülern. Derzeit sind bundesweit eine Schule sowie 59 Klassen coronabedi­ngt geschlosse­n. In Quarantäne befinden sich also deutlich weniger Schüler als noch kurz nach Beginn des neuen Schuljahre­s. Damals haben die vielen Absonderun­gen für heftige Debatten gesorgt und schlussend­lich zu gelockerte­n Quarantäne­regeln für Schüler geführt.

Doch zurück nach Vorarlberg. Überall ist auch dort die Normalität noch nicht zurückgeke­hrt. 15 „Wächtersch­ulen“führen weiterhin regelmäßig PCR-Tests durch. Das gehört zum Frühwarnsy­stem. Genauso wie die Kontrolle des Abwassers durch die Kläranlage­n. Derzeit scheint die Viruslast in den Wasserprob­en den Bildungsmi­nister nicht zu verunsiche­rn. Verschärfu­ngen dürften vorerst also nicht zu erwarten sein.

Beim Testen macht der Impfstatus den Unterschie­d. Bei den Masken nicht.

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