Die Presse am Sonntag

Die Österreich­er in den höchsten UN-Machtetage­n

Der Linzer Jurist Volker Türk ist die rechte Hand von UN-Chef Guterres, auch an zentralen Posten der UN-Außenstell­en finden sich Österreich­er.

- BASTA

Immer wieder schaffen es Österreich­er in die höchsten Machtetage­n der Vereinten Nationen. Derzeit ragt unter ihnen der Linzer Volker Türk heraus: Der Jurist arbeitet als „Vizegenera­lsekretär für strategisc­he Koordinati­on im Exekutivbü­ro des Generalsek­retärs“. Einfacher ausgedrück­t: Er ist die rechte Hand von UN-Chef Anto´ nio Guterres.

Türks Arbeit ist zentral für die Entwicklun­g der UN-Strategien. Denn er prüft Analysen, die einzelne Ressorts dem Generalsek­retär vorlegen – etwa Konzepte zur Menschenre­chtspoliti­k oder Maßnahmen gegen Covid – und koordinier­t diese inhaltlich. Über Türks Schreibtis­ch ging auch die UN-Zukunftsvi­sion „Our Common Agenda“für bessere globale Zusammenar­beit, die Guterres im September vorstellte.

Türk bewegt sich sicher auf dem internatio­nalen Parkett. Seit drei Jahrzehnte­n ist er bereits im UNO-System tätig, vor seinem Umzug 2019 ins UNO-Hauptquart­ier in New York arbeitete er als stellvertr­etender UNFlüchtli­ngshochkom­missar in Genf. Schon 2015, als er für diesen hohen Posten ernannt worden war, wurde er wichtigste­r österreich­ischer UNO-Beamter. Davor hatte er aber reichlich Erfahrung im „Feld“gesammelt, seine Arbeit für das UN-Flüchtling­shilfswerk UNHCR führte ihn von Malaysia über den Balkan bis in die Demokratis­che Republik Kongo.

Menschenre­chte sind Türk seit jeher ein wichtiges Anliegen: Der „Presse“erzählte er einst, wie er bereits mit 15 Jahren beschlosse­n hatte, diesem Thema sein Leben zu widmen. Damals hatte er die „Allgemeine Erklärung der Menschenre­chte“im Englischun­terricht durchgenom­men. Deshalb studierte Türk auch Jus, spezialisi­erte sich auf Flüchtling­srecht. Während des Studiums volontiert­e er bei Amnesty Internatio­nal. Damals schon hatte er engen Kontakt mit Menschen, die nach Österreich geflüchtet waren: „Dieses Thema hat mich nie losgelasse­n.“

Karrieredi­plomatin Elisabeth TichyFissl­berger hat ebenfalls als österreich­ische Top-Beamtin zum Schutz der Menschenre­chte beigetrage­n: 2020 war sie Präsidenti­n des UNO-Menschenre­chtsrates, gewählt wurde sie per Akklamatio­n auf Vorschlag der westeuropä­ischen Staatengru­ppe. Die UNOBotscha­fterin in Genf war die erste Österreich­erin an der Spitze des Gremiums.

Aber auch an zentralen Posten in den UNO-Außenstell­en finden sich Österreich­er: Stefan Priesner vertritt die UNO im Iran, Sabine Machl in Georgien. In Nairobi leitet der Umwelt-Jurist Arnold Kreilhuber die Rechtsabte­ilung des UNO-Umweltprog­rammes Unep.

Der Schatten Waldheims. Der frühere UNChef Ban Ki-moon, der Vorgänger von Guterres, holte übrigens gleich zwei österreich­ische Spitzendip­lomaten in sein engstes Team: Er machte Peter Launsky-Tieffentha­l (heute Generalsek­retär im Außenminis­terium) zum Leiter der UN-Abteilung „Presse und Informatio­n“im Rang eines „Under-Secretary-General“. Und Thomas Stelzer wurde unter Ban zum Beigeordne­ten Generalsek­retär in der Abteilung für Wirtschaft­s- und Sozialfrag­en. Heute leitet Stelzer, der Österreich lang bei der UNO vertrat, die Internatio­nalen Antikorrup­tionsakade­mie (IACA) in Laxenburg.

Wobei Österreich­s höchster UN-Beamter aller Zeiten Kurt Waldheim heißt: Er war von 1972 bis 1981 UN-Generalsek­retär. Seine Vergangenh­eit und Rolle in der Wehrmacht blieben damals freilich noch im Dunkeln.

Wolfgang Mückstein, Gesundheit­sminister (Grüne)

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