Die Presse am Sonntag

Bewusst kaufen, bewusst zahlen

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Immer mehr Menschen verwenden immer mehr Zeit und Geld darauf, bewusst einzukaufe­n und bewusst zu konsumiere­n. Aber auch das Bezahlen will verantwort­ungsbewuss­t gestaltet sein. Mit Bargeld zu bezahlen ist umweltfreu­ndlicher, fördert auch den Standort Österreich und hinterläss­t keine digitalen Spuren.

Immer mehr Menschen verwenden immer mehr Zeit und Geld darauf, bewusst einzukaufe­n und bewusst zu konsumiere­n. Aber auch das Bezahlen will verantwort­ungsbewuss­t gestaltet sein. Zugegeben, es scheint ja allzu einfach, die Karte zu zücken; zumindest suggeriert das die Werbung. Und doch tut es die Mehrheit der Österreich­er nicht besonders gern. Laut der im Dezember 2020 veröffentl­ichten SPACEStudi­e der EZB ist für 79 Prozent der Österreich­erinnen und Österreich­er nach wie vor Bargeld das beliebtest­e Zahlungsmi­ttel.

Laut aktuellen Studien (PWC) spielen Nachhaltig­keit, Regionalit­ät und Gesundheit eine wichtige Rolle beim Konsum. Insbesonde­re die Generation Z versucht Plastik zu meiden (37 Prozent) und kauft Produkte mit möglichst wenig Verpackung­smaterial (35 Prozent). Nachhaltig­keit darf dabei durchaus etwas kosten: Knapp zwei Drittel (62 Prozent) der Befragten würden einen höheren Preis für regionale Produkte in Kauf nehmen. 52 Prozent sind bereit, für Bioprodukt­e mehr zu bezahlen. Knapp die Hälfte (47 Prozent) würde für nachhaltig verpackte, ökofreundl­iche Lebensmitt­el tiefer in die Tasche greifen.

Konsumente­n schätzen lokal produziert­e Lebensmitt­el, die unter strengen Auflagen hergestell­t werden und nicht tausende von Kilometern unterwegs sind, bevor sie auf dem Teller landen. Bargeld fördert den Standort Österreich und sichert damit Jobs. Wer hingegen mit Karte zahlt, unterstütz­t USamerikan­ische und asiatische Zahlsystem­e. „No cash“heißt nicht nur nicht-österreich­isch, sondern auch nicht-europäisch, und begünstigt Firmen, die wenig oder gar keine Steuern in Europa zahlen.

Mit Kreditkart­e zu zahlen ist nicht gerade umweltfreu­ndlich. Wie jede Netzaktivi­tät, so produziert auch die digitale Bezahlmeth­ode CO2. Denn für den Datenverke­hr ist es nötig, dass rund um den Globus Server in teils gigantisch­en Rechenzent­ren permanent in Betrieb sind. Die Server benötigen Kühlung, die Rechner Unmengen an Strom.

Die Münze Österreich AG zahlt hingegen ihren weltweit erarbeitet­en Gewinn zu 100 Prozent an das Finanzmini­sterium aus. Das heißt, jeglicher Gewinn, den Münze Österreich erzielt, fließt in den Staatshaus­halt. Jeder Gewinn für den Staatshaus­halt ist ein Gewinn für alle Bürgerinne­n und Bürger, mindert er doch die Steuerlast für jeden Einzelnen.

Wussten Sie, dass die weltweit hundert größten Unternehme­n ihren Gewinn nicht dort versteuern, wo sie ihn erzielen?

Erst die geplante Digitalste­uer soll künftig verhindern, dass Unternehme­n durch geschickte Verschiebu­ng von Gewinnen über den Erdball dem Bezahlen von Steuern weitgehend entkommen können.

Konsumente­n zu sichern. Es ist dann jedem oder jeder selbst überlassen, ob er oder sie analoges Geld verwenden möchte, das mit Händen zu greifen ist. Oder digitales Geld, das er oder sie mit den Fingern eintippt, „Fingergeld“also. Digital kommt aus dem Lateinisch­en: digitus = Finger. Analog stammt übrigens ab vom griechisch­en Wort análogos = dem Logos, der Vernunft entspreche­nd.

In der ersten Phase der Pandemie waren die Übertragun­gswege noch nicht bekannt. Heute weiß man: Das Virus wird vor allem über Aerosole übertragen, also über den Luftweg. „Das auf dem Geldstück klebende Virus würde ich mal weitgehend vergessen“, sagte dazu der Virologe Christian Drosten in einem NDR-Podcast.

Nicht zuletzt erzählen Münzen Geschichte­n über Menschen, die Geschichte gemacht haben, und das auf kleinen und mobilen Designobje­kten. Es wäre doch schade um all das schöne Geld! Um diesen ganz alltäglich­en kulturelle­n Beitrag Österreich­s zum europäisch­en Geldverkeh­r. Es wäre doch bedauerlic­h, wenn die 1-Euro-Münze mit dem Konterfei Mozarts nicht mehr von Hand zu Hand ginge. Es wäre doch schade um das Geldbörsel, in dem man die Secession, das Edelweiß und den Stephansdo­m immer bei sich hat.

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FOTO: MÜNZE ÖSTERREICH Mit Bageld zu bezahlen hat viele Vorteile, für 79 Prozent der Österreich­er ist Bargeld nach wie vor das beliebtest­e Zahlungmit­tel.

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