Bargeld als solider Wertespeicher
Die Bargeld-Verwendung hat sich auf aber auch über andere Formen wie Gold nachdenken.
Liquidität ist für uns alle ein wichtiges Thema. Rasch Geld zur Hand zu haben, wenn unvorhergesehene Ausgaben auf uns zu kommen, macht unseren Spielraum größer und ist ein gutes Ruhekissen. Viele Experten empfehlen circa drei Monatsgehälter als „Notgroschen“vorrätig zu haben. Kein Wunder, dass zwei Drittel des im Umlauf befindlichen Bargeldes als Wertespeicher genutzt werden. Aber ist in Zeiten von Niedrigzinsen Bargeld die allerbeste Variante für Liquidität vorzusorgen? Eignet sich etwa Gold noch besser?
Wir haben dazu mit dem Generaldirektor der Münze Österreich AG, Gerhard Starsich, gesprochen, dessen Unternehmen Am Heumarkt, im Zentrum Wiens sowohl die Euromünzen als auch eine der beliebtesten Anlagemünzen der Welt, den Wiener Philharmoniker, herstellt.
Gerhard Starsich: Die Hinweise und Warnungen vor der BargeldVerwendung im ersten Lockdown haben sich im Nachhinein als Irrtum herausgestellt. In den ersten beiden Quartalen 2020 lag die Bargeld-Verwendung sogar 20 bis 30 Prozent deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Im Herbst 2020 war der Bargeld-Umlauf aber fast schon wieder auf dem alten Niveau und wir sehen mit Steigerung der Impfraten und der langsamen Rückkehr in unsere gewohnte Welt eine hohe Nachfrage nach Bargeld. Die WHO oder auch Professor Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charité, haben mit deren Untersuchungen bestätigt, dass Bargeld kein Überträger des Corona-Virus ist. Die Warnungen vor Bargeld sind schon fast vergessen.
Ich denke, dass es ganz praktisch ist, möglichst genau das Verhalten seiner Kunden zu kennen, zu wissen, wer was möchte. Das ist durchaus legitim und eine gute Kenntnislage des Kundeninteresses wird wohl jeder gute Kaufmann schätzen. Die Frage ist nur, wie weit gehe ich und welche Instrumente setze ich ein? Manche fürchten, ein nahezu gläserner Mensch zu werden und keine Kontrolle mehr zu haben, welche Informationen er über seine Vorlieben, sein Kaufverhalten, seine Interessen aus der Hand gibt. Digitale Zahlungsmittel helfen ungemein, ein sehr gutes Profil über jeden Einzelnen von uns zu erstellen. Mein Leben mag nicht außergewöhnlich sein und ich begehe kein Unrecht oder plane das perfekte Verbrechen, trotzdem muss doch nicht jeder meiner Schritte nachvollziehbar sein, denkensichviele.
Die Österreicherinnen und Österreicher bestätigen in allen Umfragen, dass sie sich die Wahl ihres Zahlungsmittels nicht nehmen lassen wollen. Aber natürlich, mit Zunahme des Online-Handels kommt auch die Verwendung des
Bargeldes unter Druck. Dennoch denken wir, dass es nur fair ist, den Menschen die Wahl zu lassen. Immerhin sagen 79 Prozent ja zu Bargeld. Bargeld hat sich in den letzten Jahrzehnten weitgehend im Gleichklang mit dem nominellen BIP entwickelt. Da der Zahlungsverkehr in den letzten Jahren insgesamt starke Wachstumszahlen aufweist, ist ein Nebeneinander von Bargeld und digitalen Zahlungsmitteln wünschenswert. Es liegt wohl auch an der Höhe der Beträge und am Standort, an dem man seine Geschäfte abschließt, welches Bezahlsystem den Vorzug bekommt. In einigen Bereichen wurde Bargeld in unserem Zahlungsverkehr ersetzt. Das Lohnsackerl wird schon längst nicht mehr ausgehändigt und auch der Vermieter
klopft nicht an, um den Mietzins abzuholen. Wenngleich sich unser System immer mehr ausdifferenziert hat, hat Bargeld eine wesentliche Rolle beibehalten. Aus Konsument:innensicht ist es wünschenswert, den zeitlichen Aufwand beim Zahlungsvorgang am Point of Sale möglichst gering zu halten. Im täglichen Geldleben des Einzelnen scheint die Regel zu gelten: Je kleiner die Beträge, desto eher wird bar bezahlt.
So könnte man es sehen, zwei Drittel des Bargelds dient als Wertespeicher,
als ständig verfügbares und sicher eingeschätztes Investment. Das geringere Risiko, die hohe Liquidität und die einfache Handhabung sprechen offenbar für Bargeld als Wertespeicher. Damit spielt Bargeld auch eine wesentliche Rolle im Veranlagungsmanagement einer breiten Bevölkerungsschicht. Auch weniger vermögende Personen nutzen dieses Instrument zum Aufbau von Werten und da Bargeld gleichzeitig Wertaufbewahrungs- und Zahlungsmittel ist, besitzt es maximale Liquidität und kann unmittelbar – ohne zusätzliche Kosten oder Risiko – zum sofortigen Konsum verwendet werden.
Wer für seine Pension vorsorgen oder für sein Enkelkind regelmäßig etwas auf die Seite legen will, wird vielleicht eher regelmäßig eine Goldmünze ankaufen, denn hier geht es um längerfristiges Investment, das unangetastet eine Weile wachsen soll. Für den persönlichen Notgroschen ist Bares unter Umständen von Vorteil, aber am besten ist es, man lässt sich von den Experten seines Vertrauens, bei seiner Bank zum Beispiel beraten, denn der Spruch „nicht alle Eier in einem Korb zu lagern“hat viel für sich. Fürs Enkelkind haben wir übrigens eine schöne Holzschatulle mit 18 Vertiefungen für 18 Wiener Philharmoniker in verschiedenen Größen in Gold, Silber oder Platin. Damit kann man einem jungen Menschen ein schönes Startkapital ermöglichen.
Den Umgang mit Geld muss man erlernen, denn nur so wird man sich etwas aufbauen können. Bargeld kommt hier eine ganz wichtige Funktion zu. Bargeld ist konkret und man lernt offenbar den Umgang besser, wenn man etwas physisch aus der Hand gibt. Je näher der Zeitpunkt des Konsums und der Zahlung sind, desto stärker wird uns Menschen bewusst, was wir hier tun. Sicherheit beim Geldausgeben zu erwerben ist ungemein wichtig, denn wir sehen, wie viele junge Menschen sich verschulden.
Wer aber z.B. EUR 100.000,- ansparen will, dem hätte eine Veranlagung in Gold in den letzten Jahren sicher geholfen. Von Anfang der 2000er- bis Anfang der 2010erJahre stieg der Goldpreis stark an. Zum damaligen Hoch lag der Preis bei rund EUR 1300,- pro Feinunze. (Eine Feinunze ist die übliche Maßeinheit für Gold und ist umgerechnet etwa 31,1 Gramm.) Im August 2020 hat er ein neues Allzeithoch von fast USD 2000,- erreicht, derzeit steht er bei fast USD 1800,-. Aber natürlich können wir alle künftige Entwicklungen nicht voraussehen und auch Gold ist volatil, wenngleich ein längerfristiger Kaufkrafterhalt historisch nachprüfbar ist.
die Stadt erfüllte. Die Konsumpleite führte zur Kettenreaktion in der kleinstrukturierten Handelslandschaft. Viele Geschäfte mussten zusperren, die Innenstadt drohte zu kollabieren. „Die Stadt war in den späten 90ern in einer schweren Krise“, sagt der SPÖ-Bürgermeister von Leoben, Kurt Wallner.
Seinem Vorgänger, Altbürgermeister Matthias Konrad, sei es zu verdanken, dass die Innenstadt binnen weniger Jahre zu neuem Leben erweckt wurde. Seine Vision war es, mit einem Einkaufszentrum direkt am Stadtplatz den Ortskern zu revitalisieren.
Um die Jahrtausendwende setzte der Altbürgermeister alle verfügbaren Hebel in Kraft, um der brachliegenden Innenstadt wieder neues Leben einzuhauchen. Dabei gab er sich nicht mit der Sanierung einzelner Shopflächen entlang des Stadtplatzes zufrieden, sondern setzte auf den Umbau eines zentralen historischen Gebäudes. Dafür
holte er den Wiener Investor Jean Eric Treu an Bord. Mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde verwandelte der Kaufmann das ehemalige Dominikanerkloster, das die Jahrzehnte davor als Landesgericht und Gefängnis diente, zu einem modernen Einkaufszentrum, dem Leoben City Shopping (LCS). „Konrad hatte die Vision, ich habe sie umgesetzt“, sagt Treu im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“selbstbewusst: „Wenn man so will, sind wir der heimliche Hauptplatz.“
Die Umbauarbeiten ließ sich der Geschäftsmann Mitte der Nullerjahre 70 Millionen Euro kosten. Mehr als zehn Millionen steuerte die Stadt bei, die anfangs noch zu 30 Prozent am Einkaufscenter beteiligt war. Heute ist das LCS zu 100 Prozent im Eigentum der Familie Treu. Mit rund 22.400 Quadratmetern nimmt das Kaufhaus knapp zwei Drittel der gesamten innerstädtischen Verkaufsflächen ein. 2019 lag der Umsatz des Centers bei 89 Millionen Euro. Mit Ausnahme des coronabedingten Knicks im Vorjahr wächst das Geschäft kontinuierlich. „Ich habe die Stadt aber auch im Coronajahr nie um Geld gebeten, das steht einem Kaufmann wie mir nicht zu“, sagt Treu.
Nicht nur, weil die Einkaufshallen über ein geschütztes historisches Gebäude gestülpt wurden, kommt dem Shoppingcenter besondere Bedeutung zu. Durch die hohe Kundenfrequenz floriert seit Jahren auch der angrenzende Stadtplatz wieder. Dieser entwickelt sich wie die umliegenden Einkaufsstraßen zur gut frequentierten Flaniermeile. Mit einer Leerstandsrate von 5,8 Prozent steht die Leobener Innenstadt im Vergleich zu anderen mittelgroßen Städten inzwischen sehr gut da.
Der Markt lebt. Für Handelsexperten ist Leoben ein Musterbeispiel, wie man eine verwaiste Innenstadt durch geschickte Schwerpunktsetzung wiederbeleben kann. „Gerade in Zeiten, in denen die Ortskerne ausgehöhlt werden und Supermärkte zunehmend an den Ortsrand ziehen, zeigt Leoben, wie man es richtig macht“, sagt Branchenkenner Hannes Lindner von der Beratungsfirma Standort + Markt. Ein Einkaufszentrum mitten im Zentrum zu errichten, sei in der Regel für alle Beteiligten riskant und schaffe meist auch Verlierer, erklärt Lindner. Nicht in diesem Fall: „Man kann von einem Glücksfall reden, dass der Stadtkern rundherum praktisch brachgelegen ist.“So fand die Umgestaltung auch unter der Bevölkerung und Händlern großen Zuspruch. Auch Bürgermeister Kurt Wallner ist froh über die Entwicklung, die seine Stadt in den vergangenen Jahren genommen hat: „Ich denke, wir konnten das Image der kriselnden Bergbaustadt inzwischen ablegen. Leoben ist heute das grün-urbane Zentrum in der Obersteiermark.“Für die Innenstadt arbeitet Wallner gerade an einer Erweiterung der Fußgängerzone mit neuen Geschäften und Gastronomie-Betrieben.
Trotz der Metamorphose zur Handelsstadt ist Leoben auch der Industriecharme nicht abhanden gekommen. Vergangenes Jahr kündigte der lokale Holzverarbeitungs-Primus Mayr-Melnhof eine 130 Millionen-Investition in sein Werk in Leoben an. Vor wenigen Wochen ließ der Technologiekonzern AT&S mit einem 500 Millionen-Investment in seine Leobener Zentrale aufhorchen. Auch die Voestalpine plant, seinen Standort an der Mur auszubauen. Die nächste stadtentwicklungspolitische Herausforderung wird sein, die nötige Infrastruktur für mehrere hundert neue Arbeitskräfte zu schaffen. Ein funktionierender Stadtkern kann dafür nicht schaden.
Trotz der Metamorphose zur Handelsstadt bleibt Leoben sein Industriecharme erhalten.