Blattlinie
Wie emotional darf, soll oder muss man gar als professionell Analysierender sein? Die Frage treibt in diesen Kriegstagen vermutlich auch hierzulande den einen Journalisten oder die andere Journalistin um. Das heißt, sofern sie überhaupt Zeit für solche Überlegungen haben. Das Außenpolitik-Team der „Presse“war die letzten Tage quasi rund um die Uhr im Einsatz und hat auch für diese Sonntagszeitung wieder eine Strecke gestemmt, die Sie – so hoffe ich – für das wiederholte Streichen des gewohnten Inhaltsverzeichnisses mehr als entschädigt.
Wenn ich Ihnen ein Stück besonders ans Herz legen darf, dann das Interview von Christian
Ultsch mit Ivan Krastev. Der Politologe zeichnet nach, wie und wo Wladimir Putin die Schwäche des Westens ausgenutzt hat, und er zeigt auch auf, wo die Schwächen des KremlChefs liegen – unter anderem darin, dass er die ukrainische Gesellschaft nicht versteht. Die aktuellen Geschehnisse aus Kiew fasst Christoph Zotter für Sie zusammen, Korrespondent Alfred Hackensberger berichtet aus der Ostukraine und erzählt von jenen, die dort ausharren – auch, weil sie schon lang mit dem Krieg leben.
Wie es Ukrainern und Ukrainerinnen in Österreich geht, beleuchtet das Leben-Ressort: Duygu Özkan, Barbara Schechtner und Bernadette Krassay haben mit ihnen über ihre Sicht auf die Heimat geredet: über die Angst um Familie und Freunde, über das Organisieren von Demos – und das Gefühl, sozusagen mitten in Europa recht einsam zu sein. Dem Einfluss des Kreml auf die Welt des Sports geht dann Christoph Gastinger nach – und landet dabei nicht zuletzt bei der Wiener Austria. Auch das Geschichte-Ressort bleibt dem Ukraine-Thema treu: „Presse“-Historiker Günther Haller nimmt Sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit von Odessa. Und wie man in Zukunft am besten mit dem russischen Sender RT umgehen sollte, erklärt Ihnen „Mediator“Norbert Mayer.