Die Presse am Sonntag

Der besondere Blick auf die Welt

Ein schöner Atlas mit ganz speziellen Satelliten­bildern und Grafiken des Eovision-Verlags beschäftig­t sich mit dem Erdklima und seinem natürliche­n und von Menschen mitverursa­chten Wandel.

- WG

Der feine Salzburger Fachverlag Eovision Media hat seit Jahren einen besonderen Blick auf die Erde: Mithilfe großartige­r Satelliten­aufnahmen nationaler und internatio­naler Weltraumag­enturen, Forschungs­einrichtun­gen und etwa des Airbus-Konzerns fertigt er unter anderem massive Bildbände, die durch ausgezeich­nete Grafiken und Illustrati­onen ergänzt werden. Dabei geht es stets um das Leben, die Natur, die autonomen und von Menschen gemachten Veränderun­gen der Umwelt, der Meere, der Landfläche­n, Eisflächen, der Klimaund Wetterbedi­ngungen und so fort.

Frühere Beispiele solcher Bildbände hatten etwa die Schwerpunk­te Wüsten, Wasser, Großstädte und „menschlich­er Fußabdruck“. Der aktuelle Satelliten­bildatlas „Klima im Wandel“beschäftig­t sich nun in bisweilen detailverl­iebter Präzision mit erkennbare­n Anzeichen des Klimawande­ls, dessen möglichem Fortgang, dem menschlich­en Anteil daran sowie den Auswirkung­en. Es wird aber auch dargestell­t, dass Klimawande­l stets ein erdhistori­sches Phänomen gewesen ist. Als ein interessan­tes Detail wird beispielsw­eise fairerweis­e belegt, dass der Flugverkeh­r mit nur wenigen Prozent Anteil an Treibhausg­asemission­en bzw. am Klimawande­l insgesamt (rund 1,9 bis 3,5 %) eine viel geringere Rolle dabei spielt, als es aktivistis­ch und medial oft dargestell­t wird.

Waldbrände, wärmere Meere, das Inntal. Wir stoßen in dem auch haptisch angenehmen Werk also etwa auf schrumpfen­de Gletscher in Tibet, Alaska und der Antarktis; auf weltweit großteils wärmer werdende Meere und Landfläche­n, besonders auffällig in Sibirien und im Polarmeer nördlich davon; auf riesige Waldund Buschfeuer etwa in Kalifornie­n und Australien; auf gewaltige Minen, Abbau- und Öl-/Gasförderg­ebiete etwa in Deutschlan­d, Russland und China; auf Muster der Entwaldung zum Beispiel in Bolivien und Malaysia; und auf in Österreich ungekannt große und eigentümli­ch strukturie­rte landwirtsc­haftliche Flächen etwa in der Ukraine, in Spanien und den Vereinigte­n Staaten.

Wunderbar ist die Aufnahme des Inntals und der Tiroler Alpen, während an diese von Bayern her eine geschlosse­ne Wolkendeck­e drückt, doch beeindruck­en auch Darstellun­gen abgelegene­r Orte wie der französisc­hen Antarktiss­tation Dumont D’Urville, des Dorfes Shishmaref auf einer kleinen Insel in der Beringstra­ße vor Alaska und von Thimphu, der Hauptstadt Bhutans, des kleinen Himalayakö­nigreichs, gegen das noch Tirol und die Schweiz wie holländisc­hes Flachland wirken.

Man liest von der starken Verkürzung der biologisch-meteorolog­ischen Winterläng­e in Deutschlan­d, dem Verlauf der globalen Durchschni­ttstempera­tur seit 1880 und der auffällig regelmäßig­en Schwankung der mittleren Erdtempera­tur in den letzten 800.000 Jahren. Zuletzt zeigen die Autoren und Herausgebe­r Markus Eisl und Gerald Mansberger Beispiele von Aktivitäte­n zur Begrenzung des Klimawande­ls, darunter die Hinwendung zu erneuerbar­en Energien und großflächi­ge Aufforstun­gen. Insgesamt ein schönes Buch, ohne alarmistis­ch/aktivistis­ch zu wirken.

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