Wer komponiert mit? Schreiben Sie Ihr Zwölftonstück!
Kleine Bastelanleitung für Neugierige. Ein Notenblatt, ein Bleistift und Grundkenntnisse in Notenschrift genügen.
Wer des Notenlesens kundig ist, dem bietet die Zwölftonmethode eine Möglichkeit, sich als Komponist zu versuchen, ohne die klassische Harmonielehre absolviert zu haben. Zumindest lässt sich bei einem solchen Versuch in Ansätzen verstehen, wie so etwas funktionieren kann. Eine kleine Anleitung.
Zunächst benötigen wir Notenpapier. Dergleichen hat man auch im Musikland Österreich nicht mehr im Haus. Aber man kann auf einem leeren Blatt Papier einige Zeilen aus fünf Linien ziehen. Oder man lädt eine Druckvorlage aus dem Internet. Als Eselsbrücke notiert man dann zunächst die zwölf Töne von C, Cis, D etc. bis zum H.
In der nächsten Zeile ordnet man die zwölf Töne in beliebiger Reihenfolge.
Kein Ton darf sich wiederholen. Zwecks Orientierung streicht man schon verwendete Töne in der obersten Zeile. Wer sich’s noch einfacher machen möchte, verwendet einfach jene Reihe, die hier abgebildet ist. Sie stammt übrigens, wie sich’s gehört, von Arnold Schönberg . . .
In der nächsten Zeile ist Platz, um aus der gewonnenen Zwölftonreihe die Oberstimme der „Komposition“zu notieren, indem man den Tönen jeweils rhythmische Werte zuordnet. Hier ist Fantasie gefragt. Anfänger dürfen es sich leicht machen und zur Übung einmal vielleicht jedem Ton den Wert einer Viertel zuweisen. So erhalten wir vier Takte zu je drei Vierteln.
Jetzt dringen wir weiter vor in die Geheimnisse der Methode. Wir nutzen die vierte Zeile unseres Notenblatts, um genau unter unsere Zwölfton-Melodie
eine Begleitstimme zu setzen. Am einfachsten ist es in unserem Fall, aus jeweils drei Tönen der Reihe Akkorde zu bilden und diesen Akkorden dann jeweils den Wert einer Dreiviertelnote zuzuweisen. Jeder Akkord füllt dann einen unserer Takte.
Mit einigem Geschick können Sie für diese „Begleitung“aus der Zwölftonreihe auch nach Gutdünken wählen, um ihre „Dreiklänge“zu bilden. Es darf sich nur keiner der Töne wiederholen und alle zwölf müssen vorkommen. Das ist zwar nicht nach der reinen Lehre, denn wir lassen die gewählte Reihenfolge der Töne außer acht, bleiben aber im Rahmen der Idee. Genau genommen haben wir damit eigentlich so richtig zu komponieren begonnen.
Wer sich nicht verrechnet hat, müsste jetzt bereits vier Takte Musik notiert haben, in Zwölfton-Technik! Dieserart animiert, ergänzen wir unser Stücklein noch zum Achttakter. Zu diesem Zweck nutzen wir beispielsweise die Möglichkeit, unsere Zwölftonreihe von hinten nach vorne zu lesen.
1. Ein Blatt Notenpapier 2. Eine Zwölftonreihe ordnen 3. Unsere »Melodie« 4. Die Begleitung 5. Unser erster Trick 6. Wir komponieren weiter 7. Melodie im Retourgang
Die Oberstimme lassen wir nun also vom zwölften zum ersten Ton zurücklaufen. So erhalten wir wiederum vier Dreivierteltakte, für die wir zuletzt natürlich noch die Begleitung brauchen.
8. Die Vollendung
Diese Begleitung können wir ebenso zurücklaufen lassen, oder wir wählen neue Akkord-Kombinationen. Aber aufpassen: Jeder Ton nur einmal – und alle müssen drankommen. So bleiben wir im System. Danach geht’s – vielleicht ist ein Klavier im Haus – ans Ausprobieren! Klingt das Ergebnis schön, haben Sie vermutlich etwas falsch gemacht. Aber jedenfalls haben Sie Ihr erstes Zwölftonwerk komponiert.