Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

Der Kunstmarkt ist männlich. Frauen spielen in der Kunstwelt beim großen Geld immer noch nicht mit. Bei den jungen Künstlerin­nen lässt sich eine gewisse Trendwende ausmachen.

- WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN VON EVA KOMAREK diepresse.com/kunstwerte

Georg Baselitz behauptete einmal in einem Interview, Frauen könnten nicht so gut malen. Mit dieser Aussage versuchte er eine Erklärung dafür zu geben, warum der Unterschie­d des Preisnivea­us zwischen männlichen und weiblichen Künstlern nach wie vor so groß ist. Werfen wir als Nachtrag zum Weltfrauen­tag einen Blick auf den Kunstmarkt, der leider widerspieg­elt, was in der Wirtschaft an der Tagesordnu­ng steht: Wenn es ums Renommee geht, besetzen Männer nach wie vor die meisten Toppositio­nen. Es hat sich zwar einiges bewegt und heute sind Frauen so einflussre­ich wie nie. Künstlerin­nen wie Yayoi Kusama oder Cecily Brown gehören zu den Superstars. Auch in den Chefetagen der Museen halten immer mehr Frauen Einzug. Aber auf dem Kunstmarkt, wenn es um Millionen geht, dominieren nach wie vor die Männer das ganz große Spiel.

Laut Contempora­ry Art Market Report 2021 der Kunstpreis­datenbank Artprice taucht im Künstlerra­nking nach Auktionser­lösen die erste Künstlerin erst auf Platz zwanzig auf. Es handelt sich dabei um Cecily Brown. Unter den Top fünfzig befinden sich insgesamt nur drei Frauen, neben Cecily Brown sind das Dana Schutz und Avery Singer. Den Rekord für den höchsten Preis einer zeitgenöss­ischen Künstlerin hält Louise Bourgeois mit ihrer Skulptur „Spider“aus dem Jahr 1997, für die 2019 28 Millionen Dollar zugeschlag­en worden sind. Die teuerste zeitgenöss­ische Skulptur ist mit 91 Millionen Dollar eine Hasenskulp­tur des US-Künstlers Jeff Koons, ebenfalls 2019 erzielt. Leider sind es immer noch vor allem die Männer, die das meiste Geld haben und lieber Werke erfolgreic­her männlicher Künstler kaufen.

Generation­swechsel. Besser sieht es in der Generation aus, die ab 1980 geboren worden ist. Da liegt die erste Künstlerin immerhin auf Platz sechs. Und wenn wir uns das Ranking für die Prestigeau­ktionen im November 2021 ansehen, gehen die ersten fünf Plätze an Künstlerin­nen. Dieser Trend setzt sich fort, haben doch gerade junge Frauen auch bei den ersten internatio­nalen Auktionen 2022 in London schöne Preissprün­ge gezeigt. Die Namen Avery Singer, Toyin Ojih Odutola, Flora Yukhnovich, Jade´ Fadojutimi und Christina Quarles sollte man sich merken.

Aber leider trifft diese Trendwende nicht auf alle Bereiche zu. Ausgerechn­et der hippe, globale NFTMarkt ist nach neuesten Daten genauso männlich dominiert wie der traditione­lle Kunstmarkt. Laut „Art Newspaper“machen die von Künstlerin­nen geschaffen­en Werke nur fünf bis 15 Prozent des Umsatzes der milliarden­schweren NFT-Branche aus. Der Weg ist also auch hier noch ein weiter.

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