ZUR PERSON
Alma Zadi´c
ist seit Jänner 2020 Justizministerin. Davor war sie von der Liste Jetzt des Parteigründers Peter Pilz zu den Grünen gewechselt. Im Nationalrat saß sie für die Liste Jetzt bereits seit dem Jahr 2017, wiederum davor war sie als Anwältin tätig.
Geboren
wurde Zadi´c in Tuzla (Bosnien und Herzegowina). Im Zuge des Jugoslawienkriegs musste sie als Zehnjährige mit ihren
Eltern (der Vater war als Universitätsprofessor für Elektrotechnik tätig, ihre Mutter als Bauinspektorin) nach Österreich flüchten. Zadi´c (37) studierte in Wien, Mailand (Auslandssemester) und New York (LL.M.) Jus. Sie ist verheiratet und Mutter eines Sohnes.
(ICTY) auf die Rechtsentwicklung in dessen Nachfolgestaaten.
Die Qualität der Arbeit war schon zu Zadic´s Amtsantritt 2020 in Zweifel gezogen worden, ohne dass ein Plagiat nachgewiesen worden wäre. Vergangenen Februar hat das ÖVP-nahe OnlineMedium Exxpress einen „Plagiatsbericht“veröffentlicht und der Universität übergeben. Exxpress ließ die vermeintliche Bombe wohl nicht zufällig knapp vor Beginn des laufenden U-Ausschusses zur mutmaßlichen Korruption in der ÖVP platzen. Eine Gruppe von namentlich nicht genannten Fachleuten will in Zadic´s 216 Seiten starken Doktorarbeit gezählte 73 Plagiatsfragmente gefunden haben; also Stellen, an denen fremde geistige Leistungen übernommen worden sein sollen, ohne korrekt als Zitat ausgewiesen zu sein.
Diverse Vorwürfe. Die Vorwürfe reichen von der falschen Position von Fußnoten (vor dem Zitat und nicht direkt bei diesem) über „Blindzitate“(nicht offengelegte Übernahme eines Zitats aus einer Sekundärquelle) bis zum „Strukturplagiat“(Kopie einer Gliederung). In die Aufstellung haben sich aber auch Fehltreffer geschlichen, etwa indem ein Satz als abgeschrieben hingestellt wird, in dem sich zwar einige Wörter gleichlautend wiederfinden wie im vermeintlichen Vorbild, jedoch mit einem völlig anderen Sinn. Gleichwohl hat die Uni den anonymen Bericht einer näheren Untersuchung wert befunden. Das wird Monate dauern.
Zadic´ betont, sich an internationale Regeln wissenschaftlichen Arbeitens gehalten zu haben; in den vergangenen 17 Jahren hat die Uni Wien in 53 Verfahren 26 Mal einen akademischen Grad aberkannt. Ob es im Fall Zadic´s auch so weit kommt, erscheint fraglich: Dazu müsste der Ministerin nachgewiesen werden, dass sie vorsätzlich fremde Leistungen als ihre eigenen ausgegeben hätte. Wahrscheinlicher ist, dass die Arbeit als das akzeptiert bleibt, was sie ist: eine nicht eben brillante, aber doch bemühte Leistung.
Zadic´ selbst geht davon aus, ihren Doktortitel behalten zu dürfen. „Ich bin froh, dass nun alles geprüft wird, denn ich habe korrekt gearbeitet.“