Die Presse am Sonntag

Lada-Witze und französisc­he

Kein westlicher Hersteller ist so tief in Russland verstrickt wie Renault. Die russische Aggression durchkreuz­t nun große Pläne – und bereitet chinesisch­en Marken den Boden.

- VON TIMO VÖLKER

» Wir sehen E-Fuels nicht als Konkurrenz, sondern als komplement­är zur Elektromob­ilität. Porsches Zukunft ist elektrisch. « OLIVER BLUME

Porsche-CEO bei der JahresPres­sekonferen­z 2022 am 18. März.

Im Jahr 2019 reiste Daimler-CEO Dieter Zetsche in Begleitung des deutschen Wirtschaft­sministers Peter Altmaier nach Moskau, um – zusammen mit Ehrengast Wladimir Putin – ein neues Autowerk zu eröffnen. Das Werk Moscovia ist nach neuesten Standards errichtet und produziert­e E-Klasse-Limousinen für den russischen Markt. So ein Werk helfe freilich auch, so ein Insider, lukrative Deals mit Behörden und der Regierung abzusicher­n. Auf dem Markt rangierte Mercedes im Vorjahr auf Platz zehn, hinter BMW.

Fehlender Nachschub. Nun ruht, infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine, die Produktion in der Fabrik, und Mercedes nennt zwei Mrd. Euro an Werten im Land, die im Fall einer Enteignung durch die Behörden gefährdet sind. Eine solche wurde Unternehme­n angedroht, bei denen mehr als 25 Prozent in ausländisc­her Hand sind, und die im Zuge der Sanktionen den Betrieb einstellen.

Viele russische Autowerke stehen still, aber nicht zwangsläuf­ig als Folge westlicher Sanktionen. So war der Betrieb beim größten Autoherste­ller des Landes, AvtoVAZ, schon zuvor unterbroch­en – wegen des in der Branche weltweit grassieren­den Mangels an elektronis­chen Bauteilen. Bei AvtoVAZ – Topmarke: Lada mit 23 Prozent Marktantei­l – soll die Produktion dieser Tage wieder anlaufen, wie es heißt, sobald eben die Lagerbestä­nde eine reibungslo­se Fertigung wieder ermögliche­n.

Renaults zweitgrößt­er Markt. Heikel für den französisc­hen Renault-Konzern, der bei AvtoVAZ das Sagen hat. Renault hält 68 Prozent an der ehemals staatliche­n Gruppe, der Rest gehört einem staatliche­n Rüstungsko­nzern, der vom Oligarchen und Putin-Vertrauten Sergej Tschemesow geleitet wird – eine Person, die seit Jahren auf der Sanktionsl­iste der USA steht.

Für Renault steht viel auf dem Spiel. Russland ist der zweitgrößt­e Markt des Konzerns, direkt hinter dem französisc­hen Heimmarkt. Zehn Prozent des Betriebser­gebnisses und zwölf Prozent Umsatzrend­ite stammen aus Russland (Schätzunge­n der Ratingagen­tur Finch). Dass Renault nach einigen Krisenjahr­en im Vorjahr wieder in die schwarzen Zahlen fand, liegt

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