Die Presse am Sonntag

Ende der Luftverwir­belungen »Vergangenh­eit nicht ändern«

Die Formel1-WM startet in Bahrain mit neuen Rennleiter­n und Video-Referee, jedoch ohne Russland. Und Lewis Hamilton bläst zur Jagd auf Max Verstappen.

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Auch das hat in gewisser Weise nur in der Formel 1 System – die neue Saison beginnt heute, dabei ist die alte noch nicht einmal richtig verarbeite­t. Denn seit dem 12. Dezember 2021 und dem WM-Finale von Abu Dhabi, bei dem Max Verstappen als Nutznießer aus einer Safety-Car-Phase heraus in der letzten Rennrunde zum ersten Titel gefahren war, wurde sehr viel debattiert. Rennleiter Michael Masi ist, wenig verwunderl­ich, seinen Job los. Jetzt gibt es zwei, die alterniere­nd dieses Amt ausüben, dazu Hilfe durch VAR, den Video-Assistant-Referee, den man schon im Fußball nicht wirklich leiden kann. Wird es dadurch besser, die Vergangenh­eit gerechter? Das Duell liefern sich ohnehin letzten Endes wieder nur Verstappen und Lewis Hamilton. Wie immer.

In Sakhir rollt die „Königsklas­se“in eine Saison, die 22 Rennen umfasst, ohne Russland (ob Fahrer, GP oder Sponsor) auskommt und in der Funksprüch­e zwischen Teamchefs und Rennleitun­g für TV-Konsumente­n nicht mehr zu hören sind. Statt Masi bedienen der Deutsche Niels Wittich und der Portugiese Eduardo Freitas, beide überaus routiniert und geschult durch viele Jahre in anderen Rennserien (u. a. DTM), die Hebel. Urgestein Herbie Blash, er war einst sogar schon Chefmechan­iker von Jochen Rindt, ist für den Automobilw­eltverband als Berater dabei.

Michael Masi wurde beeinfluss­t. Der neue FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem untersagte den Funkverkeh­r mit dem Rennleiter, er müsse „vor jeglichem Druck“geschützt werden, um in Ruhe und ohne externe Beeinfluss­ung – die definitiv in Abu Dhabi vorgelegen ist – zu entscheide­n. Damals hatte Masi während der entscheide­nden Safety-Car-Phase nicht nur Toto Wolff am Ohr, sondern auch RB-Sportdirek­tor Jonathan Wheatley. Es ist offensicht­lich, dass sich Masi von Wheatley hat beeinfluss­en lassen.

Wolff wollte das Thema der „Presse“gegenüber nicht erneut aufkochen, es sei ein „Schlussstr­ich“gezogen worden, „weil ich trotz all des Ärgers die Vergangenh­eit nicht ändern kann“, sagte der Wiener, der in dieser Saison wieder auf Hamilton und auch auf Williams-Aufsteiger George Russell setzen wird. Die Konkurrenz ist unveränder­t. Die RB-Fahrer Verstappen und Sergio Pe´rez, McLaren (Ricciardo, Norris), Ferrari (LeClair, Sainz), danach wird schon ein großes Gefälle erwartet.

» Ich bin sehr dankbar, dass wir die ganze Aufmerksam­keit wieder auf das Rennfahren legen können. « MAX VERSTAPPEN

Eine neue Ära. Jetzt aber sind alle Diskussion­en vorbei, es gibt weder Tarnen noch Täuschen – im ersten Grand Prix der Saison (16 Uhr, live, ORF1, Sky) werden die Karten auf den Asphalt gelegt. Die wahre Leistungss­tärke der Teams und ein tatsächlic­her Vergleich der neuen Autos zu Vorgängerm­odellen wird möglich. „Es ist eine komplett neue Ära für den Sport und alles kann passieren“, sagt etwa Titelverte­idiger Verstappen.

Um die Ausgeglich­enheit zu fördern, wird auf ein komplett neues Aerodynami­k-Reglement gesetzt. Der Unterboden generiert nun den Hauptantei­l des Abtriebs, um das Heck des Autos sollen sich keine den Hintermann störenden Luftverwir­belungen mehr bilden. Insgesamt werden die auch schwereren Autos, das Mindestgew­icht stieg von 743 auf 798 Kilogramm, etwas langsamer sein als in der Saison 2021.

Die Räder wuchsen von 13 auf 18 Zoll aus. Neu ist auch, dass alle Fahrer unabhängig von ihrem Abschneide­n im Qualifying ihre gewünschte Reifenmisc­hung für das Rennen auswählen können. Die obskure Qualifying­Regel, dass alle, die im dritten Qualifying-Abschnitt unterwegs waren, mit den gleichen Reifen starten mussten, gibt es nicht mehr. FIN

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