Luxussuiten für Touristen, Gastronomie für
Mitte April eröffnet The Leo Grand in der Wiener Innenstadt, im Juli folgt das Rosewood Vienna. Ein Rundgang durch zwei neue Luxushotels, in denen das Du-Wort dominiert und man sich nicht wie im Hotel fühlen soll.
Noch kann man sich nicht vorstellen, dass man hier bald in einem hübschen Schanigarten mitten in einer neuen Begegnungszone sitzen wird (was nicht nur am Wintereinbruch liegt). Die neuen Pflastersteine an der Ecke Bauernmarkt/Freisingergasse sind teilweise zwar schon verlegt, es dominieren aber noch Baugeräte, Arbeiter in grellen Warnwesten und Bauzäune.
Ein eleganter Mann eilt hastig durch das Bauzäune-Labyrinth, um dann entnervt umzudrehen und einen anderen Weg einzuschlagen. Den Staub will er seinen frisch geputzten Lederschuhen doch nicht zumuten.
Vor dem Eingang Bauernmarkt 1 steht eine junge Frau mit Fahrradhelm und Rucksack und wartet bereits. Eva Christ ist die Marketing- und Sales-Leiterin des neuen Hotels The Leo Grand und führt die „Presse am Sonntag“durch das halbfertige Hotel. „Am 14. April sperren wir auf. Ich weiß, das kann man sich noch nicht vorstellen, aber gegen Ende der Bauarbeiten schaut es immer am schlimmsten aus“, sagt sie und bietet das Du-Wort an.
Wohnen bei Freunden. Letzteres liegt nicht nur an ihrer Jugend, sondern dürfte Teil dessen sein, wie sich Luxushotels heute verstehen. Nämlich nicht als steifes, elegantes Refugium, stattdessen ist des Öfteren vom Urlaub bei wohlhabenden Freunden die Rede. Und zwar nicht nur beim Leo Grand, das zur Lenikus-Gruppe gehört, sondern auch beim ebenfalls sich im Endspurt befindlichen Rosewood Vienna, das im Juli am Petersplatz eröffnet.
Wien ist damit bald um zwei neue Luxushotels in unmittelbarer Nachbarschaft reicher. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Städtetourismus immer noch unter den fehlenden internationalen Gästen leidet. Aber natürlich sind das längerfristige Projekte und die neuen Hotels sollen genau dieser Flaute des Städtetourismus entgegenwirken. Beide Hotels nennen, wenn es um die Einordnung der Kategorien oder die Frage nach den Zimmerpreisen geht, stets zwei Mitbewerber, an denen sie sich orientieren: das Sacher und das Park Hyatt. Es ist also die obere Liga, in der der Neuzuwachs hier mitspielt.
Aber zurück im Leo Grand. Eva Christ öffnet die Eingangstür und führt in die Lobby, um dort gleich ausführlich über die Geschichte des Hauses und die nicht immer ganz den historischen Tatsachen entsprechenden Geschichte des
Hotels, die sich im ganzen Haus spiegelt, zu erzählen. „Es geht heute nicht nur darum, Betten und Frühstück zu verkaufen. Man muss eine Geschichte dazu erzählen.“Und beim Leo Grand ist es die Geschichte von Kaiser Leopold I., die in die Jetztzeit gehievt wurde. Was allein schon am Web-Auftritt deutlich wird, auf dem der Kaiser als Kim Kardashian dargestellt wird, inklusive einer auf seinem Hinterteil abgestellten Champagnerschale.
Kaiser Leopold I. (1640 bis 1705) wurde nicht zufällig als Testimonial ausgewählt. Das Barockhaus, das seit 20 Jahren der Lenikus-Gruppe gehört und in dem seit sechs Jahren gebaut wird, hat einst Samuel Oppenheimer gehört, einem wichtigen Finanzier des Kaisers. Außerdem war man vom Erscheinungsbild des Kaisers, der ursprünglich für ein geistiges Amt vorgesehen war, begeistert. Seine theatralischen Kostüme und die berühmte Habsburgerlippe waren eine Inspirationsquelle – und finden sich in Details im Haus wieder, etwa in der Form des geschwungenen Bettkopfteils. „Es ist ein historisches Haus, das wir sehr modern aufbereitet haben, Dinge wie Online-Check-in sind natürlich State of the Art.“Und man verstehe sich als buntes, lebendiges, durchaus lautes Hotel, in dem das Leben gefeiert werden soll, weshalb der Gastronomie viel Platz eingeräumt wurde. Ein Spa gibt es hier nicht, einen Fitnessraum schon.
Blick auf die Pawlatschen. Die Gastronomie richtet sich gezielt auch an das Wiener Publikum. Das Restaurant befindet sich in dem mit einer Spezialkonstruktion überdachten Innenhof – die eine ganzjährige Nutzung ermöglicht und auch geöffnet werden kann, was einen wunderschönen Blick auf die darüberliegenden Pawlatschen bietet. Außerdem gibt es eine Bar, eine Lounge und mehrere Salons, die für Private Dining, aber auch als Teil des Restaurants genutzt werden können. Dazu kommt ein Schanigarten in der Freisingergasse. Die Gastronomie wird von einem externen Betreiber übernommen, wer das sein wird, könne man noch nicht verraten. Die Lokale werden erst im Mai oder Juni eröffnen.
Nach einem Rundgang durch die gastronomischen Bereiche, in denen noch emsig gearbeitet wird – die Männer, die gerade die Gläserhalterung über der Bar montieren, haben wenig Freude mit den externen Gästen – geht
Kaiser Leopold I. fungiert als Testimonial – und wird als Kim Kardashian dargestellt.
Küche geben. Einen Spa-Bereich gibt es ebenso wie einen Fitnessraum. Bei der Einrichtung der Zimmer habe man bewusst Produkte von Wiener Traditionsunternehmen verwendet. „Wir versuchen die Kultur der Stadt auch im Hotel zu integrieren“, sagt Nadine. So wurden Stoffe der Firma Backhausen, Augarten-Porzellan und Kronleuchter von Lobmeyr in den Suiten verwendet.
Präsidentensuite in Personalabteilung. Damit man sich wie zu Hause fühlt, werden in den Suiten die Initialen der Gäste in die Kopfpölster gestickt. Apropos Suite: Die Präsidentensuite, die einen eigenen Eingang und einen kleinen Balkon hat, wurde dort untergebracht, wo früher die Personalabteilung der Erste Group saß. Die ist allerdings längst in den Erste Campus am Hauptbahnhof übersiedelt. Nur für die Privatkunden gibt es noch eine Dependance in der Innenstadt – in Zukunft in direkter Nachbarschaft zum neuen Hotel.
andere Entwicklung, die es so vorher nicht gegeben hat, nämlich die Haltung von Heimtieren, oft als Kinderoder Partnerersatz, Tiere, die wir innig lieben, deren Tod betrauert wird, die Namen tragen usw. Begleitet wird diese Praxis von einem reichen Imaginarium der Filme, Fotos oder Videos, wie Katzenvideos. Aber diese Welt erzählt nichts von der Züchtung und Verwertung der Tiere.
Hat das mit dem schlechten Gewissen zu tun, weil wir Tiere essen?
Ja. Die meisten Menschen, denen man sagt, sie essen Tiere, erschrecken, sagen: „Nein, ich esse ein Gulasch oder Schnitzel, aber keine Tiere.“Da wird eine Differenz aufgebaut, und die ist für die Werbung irrsinnig wichtig. Das war früher natürlich ganz anders, denn bei den Opferfesten ging es tatsächlich auch um die Verarbeitung von Tötung und Schuld, da gab es verschiedenste Formen von Ritualen – in fernen Echos erreicht uns das noch in der christlichen Religion.
Was waren das für Rituale?
Das waren Praktiken und Rituale, bei denen dem Tier entweder versichert wird, man habe mit seinem Tod gar nichts zu tun – es wird im alten Athen ein Prozess gegen den Stiertöter geführt, der sich zum Schluss auf das Messer ausredet, das dann verurteilt und ins Meer geschmissen wurde, eine interessante Lösung. Oder man versichert den Tieren, dass man ihnen