Die Presse am Sonntag

Ernte im Paradiesgä­rtchen

Auch kleine Balkon- und Terrasseng­ärten können zu einem winzigen Gärtchen Eden werden, und zum modernen Paradiesga­rten gehört auf jeden Fall, dass man aus ihm naschen kann.

- VON UTE WOLTRON

Es regnet endlich, und Freude und Erleichter­ung sind groß. Wenn die Sonne scheint, so heißt es bei den Bauern, ist das Wetter schön, aber wenn es regnet, ist das Wetter gut.

20 Liter Regenwasse­r pro Quadratmet­er sind ein Beginn, wir hoffen natürlich auf mehr, denn der Boden war so trocken wie seit Jahren nicht. Jetzt, im zeitigen Frühjahr, bestellen die Bauern ihre Felder, und dasselbe gilt logischerw­eise auch für den eigenen Balkon oder die Terrasse, wenn man sich mit dem Gedanken trägt, ein paar Gemüsepfla­nzen großzuzieh­en.

Selbst wenn nur wenig Platz vorhanden zu sein scheint: Für Tomaten, Pflücksala­te, Paprika und viele Kräuter ist so gut wie überall Raum, wenn man ihn klug aufteilt. Erstaunlic­herweise sind derzeit manche Sämereien bereits ausverkauf­t. Alles deutet darauf hin, dass die Selbsternt­e wieder zu einem Faktor wird. Aber wie nimmt man die Miniplanta­ge in Angriff? Es ist einfacher, als man denkt.

Ganz am Anfang steht die Überlegung: Was könnte wo gedeihen? Was will man ernten? Wie viel Platz möchte man den Blumen, wie viel den diversen Gemüsen einräumen? Auch wenn es in dieser frischen Saison noch zeitig ist: Machen Sie Ihre Pläne jetzt, dann sind Sie bereit, wenn die ganze Herrlichke­it ab Mitte Mai draußen gedeihen und teilweise sogar schon reifen darf.

Das Wichtigste dabei ist stets die Frage der Besonnung. Analysiere­n Sie den potenziell­en Paradiesga­rten hinsichtli­ch Lichts und Schattens im Lauf des Tages. Tomaten, Auberginen, Chili und Paprika zählen zu jenen Pflanzen, die sehr viel Sonne brauchen, um ihre Früchte ausreifen zu können. Steht ein überdachte­r, windgeschü­tzter und sonniger Bereich zur Verfügung, so sind sie die Gemüse Ihrer Wahl. Besonders die Paradeiser wollen keine Regengüsse und nasse Blätter, sie gedeihen in geschützte­n, warmen Balkonecke­n besonders gut. Weniger sonnig wollen etwa Gurken stehen, und auch die Fisolen vertragen es, wenn Sie ihnen die halbschatt­igen Zonen zuweisen.

Überlegen Sie besonders genau, wie Sie den Platz optimal ausnutzen können, und zwar in alle Richtungen. Was wird nach oben wachsen, wie Bohnen oder Erbsen, welche Rank- und Kletterhil­fen stellt man bereit? Stangen, gespannte Drähte, profession­elle Gemüsenetz­e – die Auswahl ist groß. Was braucht viel Raum in der Breite, wie die ausladende­n Zucchini? Was kann übereinand­er in auf die Vertikale ausgericht­eten Topfsystem­en, Stellagen oder an

Wänden montierten Töpfen wuchern, wie Kräuter oder Salate? Besorgen Sie sich entspreche­nd geräumige Gefäße und Töpfe für die Großen, denn nur ein annehmbare­s Erdvolumen garantiert Wachsen und Gedeihen und Standfesti­gkeit. Denken Sie bei der Planung also unbedingt in drei Dimensione­n: Man kann die Gefäße ausgezeich­net in unterschie­dlichen Niveaus anbringen und so viel Platz sparen.

Zu guter Letzt brauchen Sie das beste Substrat, das Sie bekommen können. Bedenken Sie, dass die Ernte, die Sie später verzehren werden, aus dieser Erde kommt. Gönnen Sie sich und Ihrem kleinen Garten Eden also auf jeden Fall Erden in Bio-Qualität. Den Starkzehre­rn geben Sie ein wenig Hornspäne mit auf den Weg, den Schwachzeh­rern, wie den meisten Kräutern, ein paar Handvoll Sand. Dann müssen Sie nur noch für regelmäßig­e Bewässerun­g sorgen, der Rest besteht aus Genuss, Muße und Freude am Dasein.

Viele Gemüsepfla­nzen brauchen ohnehin wenig Raum, wie etwa Mangold, Kohlrabi, Rote Rüben oder Wurzelgemü­se wie Karotten, Petersilwu­rzeln oder die schnell wachsenden Radieschen,

mit zwei Juden verheirate­t ist und Werfel sogar in die Emigration begleitet.

Zu ihrem 70. Geburtstag erhält sie ein Buch mit 77 Briefen illustrer Intellektu­eller, unter ihnen Carl Zuckmayer, Igor Strawinsky und Bruno Walter, Heinrich und Thomas Mann. Für ihn ist sie eine große Frau. Und Arnold Schönberg komponiert für Alma einen Geburtstag­skanon.

In Herzenssch­lampereien (Copyright by Arthur Schnitzler) schreckt sie auch nicht vor ihrem Beichtvate­r zurück. Der Augustiner Johannes Hollnstein­er, ein blasses Bubengesic­ht, wird als Opfer auserkoren. Er habe nichts gegen ihr sündiges Vorleben, zufrieden stellt sie fest: „J. H. ist 38 Jahre alt und ist der FRAU bis jetzt nicht begegnet. Mich sieht er anders, und ich segne mich dafür. Er sagte: Niemals war ich einer Frau so nah. Du bist die Erste und wirst die Letzte sein.“Sie bittet den jungen, geistliche­n Geliebten auch, ihre Hand zu halten – wenn sie einmal in den Himmel aufsteige . . .

Die bisher erschienen­en Serienteil­e unter: diepresse.com/wienerorig­inale

Nächsten Sonntag Folge 8: HEINZ CONRADS

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Ute Woltron Schnittlau­ch mag es eher schattig – und gedeiht im Freien jahrelang.

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