Die Presse am Sonntag

Keine »Klischees von früher«

Jessica Chastain erhielt für ihre Hauptrolle als TV-Predigerin in der Miniserie »The Eyes of Tammy Faye« ihren ersten Oscar. Im Gespräch erklärt sie, warum feministis­che Kämpfe auch außerhalb von Hollywood stattfinde­n müssen und wie sie mit ihrer Arbeit d

- VON LUCY INGRAM

Als Al Pacino sie bei einem Casting entdeckte, war er so überwältig­t, dass er gleich zwei Projekte hintereina­nder mit Jessica Chastain realisiert­e. Manche sehen in Chastain schon die „Meryl Streep des 21. Jahrhunder­ts“. Der erste Schritt dazu ist getan – seit letztem Wochenende ist die 45-Jährige Oscargewin­nerin. Für ihre Darstellun­g in der Disney+-Serie „The Eyes of Tammy Faye“erhielt sie nun die begehrte Statue für die Beste Hauptdarst­ellerin.

Jessica, wann haben Sie beschlosse­n, auf das Schauspiel­en zu setzen, obwohl Hollywood so entfernt schien? Sie kommen aus ganz normalen Verhältnis­sen . . .

Jessica Chastain: Ja, mein Vater ist Feuerwehrm­ann, meine Mutter Köchin – es gab null Bezug zu Hollywood. In unserer nordkalifo­rnischen Kleinstadt fanden es alle seltsam, dass ich Schauspiel­erin werden wollte. Die meisten reagierten darauf mit einem mitleidige­n „Ja klar. Viel Glück!“

Durch |MeToo wissen wir, wie viele Frauen gerade zu Beginn ihrer Karrieren erpresst und ausgenutzt wurden. Wie hart war der Anfang für Sie? Sie waren Stipendiat­in an der Juilliard School, spielten Theater mit Al Pacino. Hatten Sie ausschließ­lich Glück?

Ich musste mir auch oft Dinge anhören, die nicht in Ordnung waren. Natürlich ist man dann erst einmal verunsiche­rt und weiß nicht, wie man darauf reagieren soll. Man ist froh, überhaupt einen Job zu bekommen, man will keinen Aufstand anzetteln oder als „schwierige“Person gelten. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass auch andere Schauspiel­erinnen so behandelt wurden, und ich musste dann einschreit­en. Wenn jemand ein Problem mit meinen Prinzipien hat und nicht mit mir zusammenar­beiten will, kann ich sehr gut damit leben.

Vor zehn, zwölf Jahren waren Sie noch unbekannt. War das einfacher?

Ich versuche jeden Tag so zu leben, dass ich anderen etwas gebe, Veränderun­gen zulasse und positive Dinge in Gang bringe. Jede Entscheidu­ng, die man trifft, hat ihre Konsequenz­en: von meiner Rollenausw­ahl über die Dinge, die ich in der Öffentlich­keit sage, bis hin zu den Sachen, die ich kaufe, und die Medien, die ich konsumiere.

Wie sieht das konkret aus?

Die Kleinigkei­ten machen den Unterschie­d. Jedes Mal, wenn ich im Taxi sitze,

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der TV-Pastorin
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Getty Images/Angela Weiss Jessica Chastain Oscar. erhielt für ihre Darstellun­g der TV-Pastorin Tammy Faye ihren ersten

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