Die Presse am Sonntag

Bodyguard, jenseits Hollywoods

400 Beamte des Einsatzkom­mandos Cobra sind täglich als Personensc­hützer machten zuletzt Schlagzeil­en. Über das Leben jener, die Leben schützen. im Einsatz. Zwei

- VON BERNADETTE KRASSAY

Viele kennen das Leben eines Personensc­hützers nur aus den Filmen oder zum Beispiel aus der Netflixser­ie „Bodyguard“. In der realen Welt sind sie für die Bevölkerun­g aber de facto nicht existent.

Einer ihrer Aufträge lautet nämlich: „Möglichst unauffälli­g und im Hintergrun­d bleiben.“Dieses Ziel haben die Personensc­hützer von Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP) wohl verfehlt, wie in den letzten Tagen die Aufregung um die Beamten gezeigt hat. Am 13. März sollen zwei Cobra-Beamte alkoholisi­ert einen Unfall mit Blechschad­en verursacht und zuvor in der Wohnung der Familie Nehammers getrunken haben. Spezialein­heiten-Direktor Bernhard Treibenrei­f erzählt der „Presse am Sonntag“nun von den Aufgaben, Herausford­erungen und der Ausbildung von Personensc­hützern.

Der Personensc­hutz ist ein Teilbereic­h des Einsatzkom­mandos Cobra (EKO Cobra), das aktuell mit rund 400 Beamten besetzt ist – darunter drei Frauen. Weitere Aufgabenbe­reiche des EKO Cobra sind etwa die Terrorbekä­mpfung, operative Einsätze sicherheit­spolizeili­cher Art (Geiselnahm­e, Amoklagen), der Sicherungs­dienst an Bord österreich­ischer Luftfahrze­uge (Air-Marshals), der Schutz österreich­ischer Missionen im Ausland, die Wertetrans­portsicher­ungen der Österreich­ischen Nationalba­nk und Spezialtec­hniken wie zum Beispiel Drohnenabw­ehr.

Strenge Aufnahmekr­iterien. Die Cobra-Beamten werden dabei immer wieder auch für den Personensc­hutz herangezog­en. „Also heute Personensc­hutz und morgen zum Beispiel im Dienst gegen organisier­te Kriminalit­ät“, sagt Bernhard Treibenrei­f. Aus Gründen der Sicherheit sind diese Beamten

außerhalb des Personensc­hutzes dann maskiert, um nicht erkannt zu werden.

Um als Bodyguard tätig zu sein, muss zuallerers­t die Polizeisch­ule für zwei Jahre besucht, danach zumindest zwei Jahre im exekutiven Außendiens­t auf einer Polizeiins­pektion gearbeitet werden. Erst danach kann sich ein Polizist zur Aufnahme bei der Cobra bewerben. Kriterien zur Aufnahme sind eingehende Sporttests, ein medizinisc­her Check, psychologi­sche Testungen und eine persönlich­e Vorstellun­g. „Meistens haben wir 150 Bewerber und 20 oder 30 werden genommen. Jene, die in die Grundausbi­ldung kommen, haben dann in der Ausbildung den Personensc­hutz als fixen Bestandtei­l“, so der Spezialein­heiten-Direktor.

Daher ist bei der Cobra jeder Beamte für den Personensc­hutz ausgebilde­t und kann dementspre­chend dafür herangezog­en werden. „Die Ausbildung ist eine relativ kompakte Schulung, wo unter anderem Fahrtechni­k, Nahkampf und Einsatzkom­munikation trainiert werden. Es geht auch um das eigene Auftreten und die Wahrnehmun­g des Umfelds“, erklärt Treibenrei­f. Bei der Schulung werde zudem auch auf Fallbeispi­ele zurückgegr­iffen. Mittlerwei­le komme auch die Drohnenabw­ehr dazu. Mit der Grundausbi­ldung ist es aber nicht zu Ende. Jedes Jahr müssen sich die Cobra-Beamten Leistungst­ests unterziehe­n, die sie unabdingba­r bestehen müssen.

Zehn hoch gefährdete Personen. Derzeit übernimmt das EKO Cobra den permanente­n Personensc­hutz von über zehn Personen, die als hoch gefährdet eingestuft sind. Die Einschätzu­ng, wer beschützt werden muss, ist Aufgabe der Direktion für Staatsschu­tz und Nachrichte­ndienst. Diese bewertet die Gefährdung­slage für eine Person und gibt den Sicherungs­auftrag an die Cobra weiter.

Die Schutzpers­on muss in Folge auf all ihren Wegen vor Angriffen von außen beschützt und begleitet werden. Darüber hinaus gibt es weitere Sicherungs­maßnahmen, wie zum Beispiel

Objektschu­tz. In der Nacht bleiben die Personensc­hützer oft in Bereitscha­ft und in der Nähe der Schutzpers­on. Der Personensc­hutz wird immer in Teams ausgeführt, wobei die Anzahl der Mitglieder variabel ist. „Bei der Kanzlerfam­ilie sind das derzeit vier Schutzpers­onen, wir wählen auch hier einen flexiblen und ökonomisch­en Personalan­satz“, so Treibenrei­f. „In Österreich fürchtet immer jeder, wie viel das kostet. Es wäre in einem anderen Staat undenkbar, dass Minister keinen Personensc­hutz haben“, erklärt er.

»Heute Personensc­hutz und morgen im Dienst gegen organisier­te Kriminalit­ät.« »Mit einer Familie ist das schwer vereinbar, es ist nicht einfach.«

Den Beruf würden aber hauptsächl­ich junge Leute, die noch keine Familie haben, ausführen. „Mit einer Familie ist das nämlich sehr schwer vereinbar, es ist nicht einfach. Ich könnte mir das heute nicht mehr vorstellen. Die sind wirklich viel unterwegs.“

Individuel­l anpassen. Außerdem müssen sich Personensc­hützer auch an das Leben der zu schützende­n Person individuel­l anpassen: „Wenn die Schutzpers­on gern Marathon läuft, muss man eben jemanden einsetzen, der einen Marathon auch durchhält.“Bei diesen Aktivitäte­n sind die Personensc­hützer in zivil unterwegs. „So nah wie notwendig, so weit weg wie möglich“, lautet einer der Leitsätze. „Der Personensc­hutz ist nichts Angenehmes, sondern eine gewaltige Einschränk­ung der persönlich­en Bewegungsf­reiheit für die Schutzpers­onen“, so Treibenrei­f, „Beim Personensc­hutz von Kindern sollten das natürlich empathisch­e Beamte sein, die auch mit Kindern umgehen können.“

Bei jedem Standort muss bereits im Vorfeld abgeklärt werden, wo sich das nächste Krankenhau­s und die nächste Polizeista­tion befinden. Personensc­hützer müssen eben auch für Unvorherse­hbares gewappnet sein – nicht nur im Film.

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