Naturschauspiel auf 18 Löchern
Nicht nur Golfer sind die Stars beim Masters in Augusta, sondern auch die Fauna im National Golf Club. Blumen, Bäume, Sträucher – allen voran freilich Magnolien. Und 1600 Azaleen.
Tiger Woods übernahm mit seinem Comeback beim 86. Masters in Augusta freilich eine tragende Rolle. Mit der Rückkehr des US-Superstars, der wie Sepp Straka den Cut schaffte, kam noch mehr Schwung ins Spiel rund um das erste Golf-Major des Jahres. Aber so groß der Hype um den 46-Jährigen ist, Augusta und der National Golf Club sind immer Garant für Emotionen, großartiges Spiel – und ein Schauspiel der Natur. Das „Golfherz“im US-Bundesstaat Georgia, 1932 gegründet als magisch-mystischer Ort, an dem Sieger in ein grünes Sakko schlüpfen, schlägt für die Natur und die US-Geschichte.
Ausnahmslose Bewunderung erntete der National Golf Club für seine Details, bunt, gepflegt, traditionell und namentlich verankert in seiner Historie: Alle 18 Löcher tragen Namen von Blumen, Bäumen oder Sträuchern. Es sind mehr als 61 Magnolien, ein über 150 Jahre alter Oak Tree oder millimetergenau getrimmte Greens.
18 Löcher, Stippvisite mit Flora.
Loch 1, Tea Olive: Süße Duftblüte. Osmanthus fragrans, beheimatet in Südostasien, ist ein immergrüner Strauch oder Baum, der zur Olivenfamilie gehört. Das Par-4-Loch ist 407 Meter lang, auf der rechten Seite im Fairway befindet sich ein Bunker. Für viele eine Gedulds- bis Talentprobe. Für Longhitter wie den Austroamerikaner Sepp Straka ein Highlight.
I2, Pink Dogwood: Amerikanischer Blumenhartriegel (Cornus Florida). Während tiefe Grünbunker Aufmerksamkeit verlangen, fasziniert Amerikas Beitrag zur Welt des Ziergartenbaus. Je nach Wetter blüht der Baum von Ende März bis April. 526 Meter lang, Par-5, die längste Bahn in Augusta. Für viele Profis ist ein Birdie hier Pflicht.
I3, Flowering Peach: Zierpfirsich (Prunus persica) stammt ursprünglich aus China, lockt nicht mit Früchten, sondern mit Blüten in Weiß oder Rosa bis Ende März. Ein klassisches Par-4, mit nach links abfallender Puttingfläche. 320 Meter, Angel Cabrera gelangen 2009 drei Birdies.
I4, Flowering Crab Apple: Par-3, lange Eisen sind Trumpf. Der Zierapfel (Malus hybride) stammt aus Fernost. Tiefrosa Blüten und ob der Früchte beliebter Treffpunkt für Wildvögel. 219 Meter, von Jeff Slumann ist von 1992 ein Hole-in-One überliefert.
I5, Magnolia: Magnolia grandiflora besticht mit 416 Metern, Neigung nach links, Unzahl an Buckeln, der finale Putt ist hier wirklich eine hohe Kunst. Die Magnolie ist einer der bekanntesten US-Bäume im National Club.
I6, Juniper: Dieses Par-3 verfügt über ein welliges Plateau-Green. Die Verschiebung der Ebenen der Puttingoberfläche von vorn nach hinten macht die Pin-Position sehr wichtig. Juniperus virginiana (Virginische Wacholder) ist aromatisch, Zedernholz ist in den USA beliebt für Mobiliar. 165 Meter.
I7, Pampas: Cortaderia selloana (Pampasgras) ist in Argentinien beheimatet und sendet im August federartige Blüten aus. 411 Meter. Par-4.
I8, Yellow Jasmine: Bei diesem Par-5 ist Präzision wichtig, Gelsemium sempervirens (Gelber Jasmin) ist eine Kletterpflanze, im Südosten Amerikas beheimatet. Die trompetenförmigen Blüten blühen bis März gelb. Bruce Devlin gelang 1967 auf diesen 521 Metern ein Albatros (drei unter Par).
I9, Carolina Cherry: Abfallendes Green, Par-4, 421 Meter. Prunus caroliniana (Lorbeerkirsche), kleiner, immergrüner Baum. Weiße Blüten, dann schwarze Beeren, der Vogel-Hotspot!
I10, Camelia: Par-4, häufig der Start für Play-offs. 453 Meter mit Höhenunterschied von 100 Metern. Camellia japonica, Kamelie, ein immergrüner Strauch, in China und in Japan beheimatet.
I146 Schläge
bedeuteten, dass Masters-Debütant Sepp Straka den Cut beim Masters schaffte.
46 Jahre
alt ist Tiger Woods, der nach langer Verletzungspause sein Comeback in Augusta bestreitet. Der 15-fache Major-Sieger spielt bis Sonntag mit: „Ich hatte Pech mit schweren Sturmböen. Ich hatte auch einige schlechte Schwünge – aber hey, ich habe den Cut geschafft!“
300 Mitglieder
zählt der National Golf Club. Ihre Namen werden streng gehütet. Täglich sind 40.000 Besucher bei dem Turnier erlaubt.
2 Millionen Dollar
Preisgeld warten auf den Sieger. Die Gesamtdotation beträgt zwölf Millionen Dollar, 52 Spieler haben den Cut geschafft.
11, White Dogwood: Am Anfang des legendären Amen Corners, Par-4, Abschlag bergab und von links nach rechts. Malerischer Teich, 475 Meter, magischer Ort von Larry Mizes Chip-in 1987. Cornus Florida aus dem Osten der USA. Der Weiße Hartriegel trägt im Herbst das populäre bunte Laub.
I12, Golden Bell: Eines der berühmtesten Golflöcher, zugleich Augustas kürzestes Par-3 (141 Meter) mit BenHogan-Brücke. Forsythia intermedia (Forsythien), ein winterharter Strauch aus Fernost.
I13, Azalea: Par-5 mit Byron-NelsonBrücke am Abschlag. 466 Meter. Rhododendron specie, Azalee, in 30 Sorten mit sagenhaften 1600 Pflanzen auf der Südseite. Blütezeit bis Mitte April.
I14, Chinese Fir: 402 Meter reicht die Chinesische Tanne und verlangt dabei von allen Spielern den anspruchsvollsten Putt. Cunninghamia lanceolata, aus China und Japan, als Schnittholz beliebt.
I15, Firethorn: Pyracantha coccinea (Feuerdorn) trägt orangerote Beeren, zählt zu Rosengewächsen, cremeweiße Blüte, kommt aus Südeuropa. Par-5, 550 Yards (502 Meter), es droht womöglich ein Aufwärtsputt.
I16, Redbud: Cercis canadensis (Kanadische Judasbaum) ist im Osten der USA zu finden, orchideenrosa Blüten bis April. Par-3, das Fairway der 155 Meter langen Bahn besteht aus Wasser.
I17, Nandina: Par-4 über 402 Meter, Nandina domestica (Himmlischer Bambus) ist ein orientalischer Strauch. Gilt in Japan als Glückssymbol, das Familienstreit beilegen kann. Weiße Blüten im Mai. Hier steht auch Ike’s Tree. In diesem Baum landete einst regelmäßig der Ball von Dwight Eisenhower.
I18, Holly: Am Ende wartet ein Par-4, ein Abschlag zwischen Bäumen, viele Bunker. Ilex opaca, Stechpalme, nur der weibliche Baum trägt Beeren, und Amerikaner lieben ihn als Weihnachtsdekoration.
IGreenkeeper zu sein reicht in Augustas Golf Club nicht. Botaniker haben Hochsaison.