»Ich liebe Filme nach wie vor«
Schauspielerin Sophie Marceau, die auch 40 Jahre nach »La Boum« in Frankreich Everbody’s Darling ist, ist derzeit in dem Fran¸cois-Ozon-Film »Alles ist gutgegangen« zu sehen. Im Interview spricht sie über den Umgang mit Sterbehilfe und ihre dreijährige Fi
Was tun, wenn der über achtzigjährige Vater nach einem Schlaganfall den Geschmack am Leben verliert – und den eigenen Nachwuchs darum bittet, ihm beim Sterben zu helfen? Sophie Marceau, in Frankreich auch 40 Jahre nach „La Boum“noch immer Everybody’s Darling, spielt in der bittersüßen Komödie die Tochter von Andre´ Dussolier, der mit ihrer Hilfe aus dem Leben scheiden möchte. „Alles ist gutgegangen“(Start: 14. 4.) ist ein herrlich schräger Film, der den Ernst des Themas immer wieder mit Humor ausbalanciert und auch auf Festivals reüssiert hat. „Die Presse am Sonntag“unterhielt sich mit der 55-jährigen Hauptdarstellerin per Zoom über Erfolg und Erfüllung, aber auch über Tod, Trauer und Tabus.
Eine Tragikomödie über Sterbehilfe, das ist mutig. Wie viel hat Sie Ihnen abverlangt?
Sophie Marceau: Dieser Film ist nicht ohne! Er hat einen knochentrockenen Humor, erspart sich jedes Pathos, fordert einen. Aber so etwas mögen wir Schauspieler. Es ist eine gute Therapie, ein guter Weg, um Gefühle voll auszuleben. Das Thema Tod ist uns selten willkommen, es geht um sämtliche Emotionen, menschliche Beziehungen und immer um den Sinn des Lebens.
Wollen wir mit zunehmendem Alter immer weniger übers Sterben nachdenken?
Mag sein. Aber dieser Vater, den Andre´ Dussolier so humorig spielt, spricht laut darüber. Er liebt das Leben so sehr, dass er es nicht leben will, wenn er krebskrank und auf Pflege angewiesen ist. Er will es ganz – oder gar nicht. Er ist ein Freigeist. Alt und gebrechlich zu sein, „das interessiert mich nicht“, sagt er. Natürlich steht die Tochter auf der Seite des Lebens.
Ist es für Sie als Künstlerin spannender, mit den Figuren moralische Gemeinsamkeiten oder eher Meinungsverschiedenheiten zu teilen?
Sie sagen es: Ich mache Kunst. Ich muss nichts Persönliches preisgeben oder mich mit Politik beschäftigen. Ich bin eine Art Übersetzer, und die Kunst ist frei, über alles zu reden. Künstler müssen ein Spiegel für die Widersprüche in der Gesellschaft sein. Es gibt daher keine Limits für einen Künstler. Auf der Straße muss er sich verhalten wie jeder andere Bürger auch. Aber in seiner Kunst braucht er sich nicht an Grenzen oder Regeln zu halten.
Wie war es, diesen Film in Cannes zu präsentieren, zwar im Wettbewerb, aber auch mit viel Tamtam auf dem roten Teppich? Sie sollen diese Auftritte nicht so mögen.
Ich war schon oft in Cannes zu Gast, aber ich hatte noch nie einen Film im Wettbewerb. Deshalb war das etwas sehr Besonderes, vor allem nach dieser langen Zeit der Pandemie, mit anderen Menschen einen Film auf der großen Leinwand zu sehen und zu feiern.
40 Jahre vor der Kamera. Waren Sie Ihren Beruf auch schon einmal richtig leid?
Oh ja, klar. Manchmal brauche ich auch Abstand, nach 42 Jahren. Aber ich liebe Filme nach wie vor. Ich suchte neulich etwas auf einer Streamingplattform und entdeckte dort 17 Filme von mir. Ich habe mich richtig erschreckt. In dem Moment wurde mir wieder klar: Ich habe genug gearbeitet. Ich muss niemandem mehr etwas beweisen, schon gar nicht mir selbst.
Ist das der Grund, warum Sie in den letzten sechs Jahren nur zwei Filme gedreht haben?
Ja, ich habe eine dreijährige Pause eingelegt. Das war so eine Phase, in der ich überhaupt keinen Drang hatte zu spielen. Ich brauchte etwas Zeit für