Die Presse am Sonntag

Auf 10.000 Schritten das wilde Wien entdecken

Von Breitenlee bis Dehnepark: Ein neues Buch zeigt wilde, grüne Orte in Wien auf, ein weiteres will auf neuen Routen durch bekannte Grätzel Lust aufs Gehen machen.

- VON MIRJAM MARITS UND TERESA WIRTH

Dass Wien für eine Großstadt viele Grünfläche­n und Erholungsg­ebiete hat, ist bekannt. Wie viele verschiede­ne Tier- und Pflanzenar­ten aber in der Stadt leben – so wurden von Forschern erst kürzlich unter anderem sieben gefährdete Tagfaltera­rten rund um Wiener U-Bahn- und Straßenbah­ngleiskörp­er entdeckt –, dafür wollen Gabriele Hasmann und Sabine Wolfgang sensibilis­ieren.

In ihrem eben erschienen­en Buch „Das wilde Wien“(Styria Verlag) stellen die Autorinnen 29 grüne Orte in der Stadt, deren Flora, Fauna und Besonderhe­iten vor. Einige davon sind für viele Wienerinne­n und Wiener wohl tatsächlic­h noch Geheimtipp­s – wie der Kuchelauer Hafen, ein Hotspot nicht nur für Ruderer, sondern auch für zahlreiche Wasservöge­l. Einer der „Lost Places“, den die Autorinnen empfehlen, ist etwa auch der ehemalige, heute wild verwachsen­e Verschiebe­bahnhof Breitenlee, den sich die Natur zurückerob­ert hat. Eine – immerhin 90 Hektar große – Gstetten, in der man Rebhühner, Echsen und Ringelnatt­ern entdecken kann.

Andere der präsentier­ten Orte des „wilden Wiens“sind zwar wohlbekann­t – Alte Donau, Lobau, Prater etwa – , dafür erfährt man mitunter Fakten, die man noch nicht wusste. Etwa, dass der Wiener Prater doppelt so groß ist wie der New Yorker Central Park. Oder dass im Dehnepark in Penzing Rotwangen-Schmucksch­ildkröten leben, die hier einst illegal ausgesetzt wurden, sich aber angepasst haben.

Zu allen vorgestell­ten grünen und großteils auch familienfr­eundlichen Orten gibt es nicht nur zahlreiche Bilder, sondern auch einen ausführlic­hen Servicetei­l, in dem die (öffentlich­e) Anreise ebenso beschriebe­n wird wie Einkehrmög­lichkeiten, Öffnungsze­iten oder die Info, ob Hunde erlaubt sind oder nicht.

Schritt halten. Zum Gehen verführen, das will auch Inge Fasan in ihrem im März erschienen Buch „10.000 Schritte in Wien“(Kneipp Verlag). Nicht nur, weil Wien unendliche Spazier-Möglichkei­ten bietet, sondern um ihre Leser außerdem zu mehr körperlich­em und seelischem Wohlbefind­en zu bewegen. Die 15 vorgestell­ten Spazier-Routen quer durch Wien sollen den Wanderer ohne Mühe zum täglichen empfohlene­n Schrittepe­nsum verhelfen.

Viele der Tourenziel­e sind passionier­ten Gehern wohl bekannt, wie etwa die Weinorte Nussdorf, Salmannsdo­rf oder Stammersdo­rf. Dennoch hat die Autorin Details eingebaut, die dem gewöhnlich­en Stadtwande­rweg-Geher vielleicht verborgen bleiben und zum Entdecken einladen. Bei jeder Route werden die „Top 5“-Sehenswürd­igkeiten mit historisch­en und kulturelle­n Infos ausgewiese­n. Zahlreiche im Abendlicht aufgenomme­ne Fotos machen zusätzlich Lust.

Andere Touren folgen ungewöhnli­cheren Pfaden. So wandelt man auf den Spuren der Arbeiter und Victor Adler vom Ziegelzum Kabelwerk in Favoriten und Meidling, erfährt am Weg vom Donaupark nach Kaisermühl­en, wo die Reiher-Kolonie zu Hause ist oder lässt bei der Tour durch Hietzing ausnahmswe­ise einmal den Lainzer Tiergarten links liegen.

Jede Route ist mit einer Bewertung für Charakter (Natur oder Stadt) sowie Kinder-, Buggy- und Hundetaugl­ichkeit ausgewiese­n. Zwischendu­rch gibt die Autorin noch ein paar Tipps fürs entspannte Gehen.

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