»Die beste Lösung für Raucher ist, mit dem Rauchen aufzuhören«
Jacek Olczak, Chef von Philip Morris International, führt den größten privaten Tabakkonzern der Welt in eine neue Ära: Weg von der klassischen Zigarette, hin zu rauchfreien Produkten. Auch die Strategie in der Kommunikation hat sich geändert.
Rauchen aufzuhören. Aber sie tun es trotzdem nicht – trotz der Maßnahmen, die wir in den vergangen Jahrzehnten gesetzt haben. Eine Lösung wäre auch, wenn sie zu besseren Alternativen wie Tabakerhitzern wechseln. Nur wie setzt man das um? Die Lösung für Corona, das Impfen, hat viel Verwirrung gestiftet.
Die negativen gesundheitlichen Effekte von Tabakerhitzern sind noch nicht so gut erforscht wie jene der klassischen Zigarette. Haben Sie Sorgen, dass hier neue Erkenntnisse auftauchen könnten?
Hier gibt es schon viele Forschungsergebnisse. Doch in bestimmten Kreisen ist die Bereitschaft geringer, sie zu lesen. Oft wird uns vorgeworfen, das sei Industrieforschung, „Philip-MorrisWissenschaft“. Das stimmt, wir geben viel Geld aus, um die Technologie mit wissenschaftlichen Methoden zu testen. Aber niemandem gehört die Wissenschaft. In der Apotheke kauft man auch Medikamente – und da hinterfragt niemand, dass dahinter die Forschung der Pharmaindustrie steckt.
Weil man darauf vertraut, dass dort strenge Standards gelten und eingehalten werden.
Genau, unsere Produkte wurden von der US-Food-And-Drug-Administration geprüft, das ist eine sehr seriöse Institution. Unsere Forschung hat bestätigt, dass man mit unserem Tabakerhitzer Iqos um 95 Prozent weniger Giftstoffen ausgesetzt ist als bei Zigaretten. Es sollte also etwas verantwortungsvoller darüber gesprochen werden, man sollte keine ungerechtfertigten Zweifel säen.
Diese Zweifel könnten aus der Vergangenheit stammen – als die Tabakindustrie mit gekauften wissenschaftlichen Ergebnissen die gesundheitsschädigende Wirkung von Zigaretten verharmlost hat.
Das verstehe ich. Aber wir sprechen nicht von der Zigarette und unbelegten Forschungsergebnissen, sondern über ein neues Produkt und robuste Evidenz. Nur weil die Erhitzer von demselben Unternehmen und derselben Industrie kommen, die vor 30 Jahren womöglich unwahre Dinge gesagt hat – was sollen wir dagegen tun? Sollen wir in der Vergangenheit leben? Diskutieren, was in den Siebzigern, Achtzigern und Neunzigern passiert ist? Wenn das neue Produkt von einer Firma käme, das nicht in der Tabakindustrie tätig ist, wäre man damit einverstanden? Das Produkt nur deswegen zu negieren, weil es von Philip Morris kommt, es aber dabei hilft, mit dem Rauchen von Zigaretten aufzuhören, ist keine intelligente Entscheidung. Ich verstehe die emotionale und politisierte Diskussion, aber immerhin findet sie in der Öffentlichkeit statt. Am Ende ist es die Entscheidung der Konsumenten.
Für Tabakerhitzer zahlt man in Österreich und vielen anderen Ländern weniger Steuern als für klassische Zigaretten. Wie lange wird das so bleiben?
In westlichen Ländern machen Tabaksteuern
von Zigaretten rund 70 Prozent des Endpreises für Konsumenten aus. Wenn man ein Produkt hat, das ähnlich zur Zigarette ist, sollte man dieselbe Steuer dafür zahlen. Die Erhitzer sind aber nicht ähnlich, sie sind viel besser als Zigaretten. Regulatoren sollten aus gesundheitlicher Sicht entscheiden, was sie am Markt haben wollen: Sicherere Produkte oder schädliche Zigaretten? Die Besteuerung sollte anders sein, sonst geben wir falsche Signale: Wenn das Produkt besser ist, wieso bezahlt man dafür denselben Preis? Damit Konsumenten auf ein anderes Produkt wechseln, brauchen sie Anreize beim Preis und in der Kommunikation. Sonst ändern sie ihr Verhalten nicht.
Sind die Gewinnmargen der rauchfreien Produkte höher als bei klassischen Zigaretten?
Wenn man eine kritische Masse erreicht hat, ja. Weil man sie zu etwas höheren Preisen verkaufen kann und die Staaten weniger Steuern verlangen. Aber die Produktion der Erhitzer ist teurer. Vor zehn Jahren haben wir bei null angefangen: Unsere Expertise lag im Tabakanbau, Zigarettenproduktion, Verpackung und Vertrieb. Die Elektronikindustrie, ihre Lieferketten und das Gerätedesign waren für uns eine neue Welt. Wir haben ein Forschungszentrum aufgebaut und Iqos mit mehr als 400 Wissenschaftlern entwickelt. Wir haben mehr als neun Mrd. US-Dollar investiert.
Hat es sich ausgezahlt? Hat Iqos bereits die Gewinnschwelle erreicht?
Ja. Nach etwa zwei Jahren
streuung, Unterhaltung, Triebbefriedigung oder Selbstverteidigung.
Natürlich kann man hinterfragen, ob es sich dabei immer um intrinsische Triebe handelt. „Es geht nicht um die Frage, was gut oder böse ist, sondern: Woher kommt die Nachfrage? Wer kreiert den Wunsch nach solchen Dingen?“, fragt Martin Kornberger, studierter Philosoph und Ethikprofessor am Markt erreichen wir in der Regel den Break Even Point. Zuerst haben wir in Italien, Japan und anderen Industrieländern das Produkt und seine Kommerzialisierung ausgetestet. Heute sind wir damit in mehr als 70 Märkten, in vielen Ländern kommt mehr als die Hälfte der Umsätze aus rauchfreien Produkten. Ende 2021 machten sie mehr als 30 Prozent unseres Geschäfts aus – nur sechs Jahre nach Markteinführung von Iqos. Wir sehen uns als Vorbild für eine erfolgreiche Transformation.
» Wenn etwas Schaden zufügt, müssen wir Lösungen dafür finden. « JACEK OLCZAK
CEO Philip Morris International