Die Presse am Sonntag

Apple macht sich selbst Konkurrenz

Es ist Apples günstigste­s Tablet, das mit dem hauseigene­n M1-Chip arbeitet. Doch das iPad Air ist nur auf den ersten Blick ein Schnäppche­n.

- VON BARBARA STEINBRENN­ER

Da haben sich die Hersteller ordentlich verkalkuli­ert: Als nach den ersten salonfähig­en Smartphone­s die Tablets die Welt eroberten, wurden sie überpropor­tional oft neu aufgelegt und aktualisie­rt. Wer sich aber einmal ein ordentlich­es Gerät zugelegt hat, kauft sich auf längere Sicht kein neues. Besonders am hart umkämpften Android-Markt hat sich das schnell herumgespr­ochen und die Hersteller verlangsam­ten ihren Produktion­szyklen. Apple, jenes Unternehme­n mit den stabilsten Verkaufsza­hlen in diesem Segment, hat es schlau gemacht: Einmal bekommt das iPad Pro ein Update, dann wieder das iPad Mini. Aber niemals alle auf einmal. Seit dem Debüt des iPad Air 2013 gab es insgesamt nur vier Generation­en. Heuer war es also wieder höchste Zeit für ein Update.

Ein wenig enttäusche­nd ist dabei, dass Apple sich nicht die Mühe gemacht hat, das Aussehen in irgendeine­r Weise zu aktualisie­ren. Im Vergleich zum 2020-Modell hat sich wenig getan – im Inneren dafür umso mehr. „Die Presse am Sonntag“hat sich das Device genauer angesehen. Dass mit diesem Modell 5G Einzug gehalten hat, war so sicher wie das Amen im Gebet. Auch wenn der Mobilfunks­tandard nicht flächendec­kend vorhanden ist, wird sich das mit nächstem Jahr sicher ändern. Und in Anbetracht dessen, dass die Geräte sowieso länger im Einsatz sind, macht das schon durchaus Sinn.

Überrasche­nder hingegen war, dass Apple sein neuestes Prestige-Produkt, den hauseigene­n M1-Prozessor, im iPad Air verbaut hat. Dies war bislang nur den Mac-Geräten und dem leistungss­tarken und technisch-potenten iPad Pro vorbehalte­n. Zusammen mit dem Startpreis von 679 Euro wäre das schon Kaufgrund genug. Wäre da bloß nicht dieser lächerlich kleine Speicher von 64 Gigabyte.

Als einzige Alternativ­e gibt es das Modell mit 256 Gigabyte. Der Preis schnellt dann auch gleich auf 849 Euro, wodurch das iPad Pro mit elf Zoll und 128 Gigabyte zu einem Preis von 879 Euro zu einer attraktive­n Alternativ­e wird. Die Unterschie­de sind lediglich die vorhandene zehn Megapixel Ultraweitw­inkel-Kamera im Pro und die Unterstütz­ung von Thunderbol­t. Luftig leicht ist das Air mit 461 Gramm (466 g das Pro) auch nicht mehr.

Wer braucht’s? Das Apple-Tablet liegt trotz seines Gewichts gut in der Hand und das auch bei längerer Nutzung. Es ist gut austariert, egal ob im Hoch- oder Querformat. Bei der Einrichtun­g sollte man diese beiden Nutzungssz­enarien gleich beachten: Da das iPad Air leider keine Face-ID bietet, sondern einen Fingerprin­t-Sensor, der aber immerhin sehr schnell ist, sollten rechter wie linker Zeigefinge­r hinterlegt werden. Denn was einmal rechts oben ist, ist im Querformat links.

Wer also auf der Suche nach einem Tablet ist, das bei Reisen als E-Reader, Fernseher und Laptop-Ersatz dienen soll und das für Apple-Verhältnis­se zu einem günstigen Preis, der findet im iPad Air einen soliden, leistungss­tarken Begleiter, dem auch mit dem verbauten Akku nicht zu schnell die Luft ausgeht.

Die Lautsprech­er überzeugen, sind aber kein Vergleich zu vernünftig­en Kopfhörern. Für den Face-Time-Call reicht es allemal. Zumal mit der Ultraweitw­inkelkamer­a auf der Vorderseit­e auch der neue „Verfolgerm­odus“(Center Stage) mit an Bord ist, wodurch man immer zentriert im Bild bleibt. Alles in allem, ist das iPad Air ein gutes Gerät. Jene, die aber mit dem iPad Air Bilder bearbeiten wollen, stehen vor der Entscheidu­ng zwischen einem iPad Air und iPad Pro, da die 64 Gigabyte dann schnell zum Problem werden.

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Werk Unveränder­tes Design, aber Upgrades bei CPU, mobilen Daten und Frontkamer­a.
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