Apple macht sich selbst Konkurrenz
Es ist Apples günstigstes Tablet, das mit dem hauseigenen M1-Chip arbeitet. Doch das iPad Air ist nur auf den ersten Blick ein Schnäppchen.
Da haben sich die Hersteller ordentlich verkalkuliert: Als nach den ersten salonfähigen Smartphones die Tablets die Welt eroberten, wurden sie überproportional oft neu aufgelegt und aktualisiert. Wer sich aber einmal ein ordentliches Gerät zugelegt hat, kauft sich auf längere Sicht kein neues. Besonders am hart umkämpften Android-Markt hat sich das schnell herumgesprochen und die Hersteller verlangsamten ihren Produktionszyklen. Apple, jenes Unternehmen mit den stabilsten Verkaufszahlen in diesem Segment, hat es schlau gemacht: Einmal bekommt das iPad Pro ein Update, dann wieder das iPad Mini. Aber niemals alle auf einmal. Seit dem Debüt des iPad Air 2013 gab es insgesamt nur vier Generationen. Heuer war es also wieder höchste Zeit für ein Update.
Ein wenig enttäuschend ist dabei, dass Apple sich nicht die Mühe gemacht hat, das Aussehen in irgendeiner Weise zu aktualisieren. Im Vergleich zum 2020-Modell hat sich wenig getan – im Inneren dafür umso mehr. „Die Presse am Sonntag“hat sich das Device genauer angesehen. Dass mit diesem Modell 5G Einzug gehalten hat, war so sicher wie das Amen im Gebet. Auch wenn der Mobilfunkstandard nicht flächendeckend vorhanden ist, wird sich das mit nächstem Jahr sicher ändern. Und in Anbetracht dessen, dass die Geräte sowieso länger im Einsatz sind, macht das schon durchaus Sinn.
Überraschender hingegen war, dass Apple sein neuestes Prestige-Produkt, den hauseigenen M1-Prozessor, im iPad Air verbaut hat. Dies war bislang nur den Mac-Geräten und dem leistungsstarken und technisch-potenten iPad Pro vorbehalten. Zusammen mit dem Startpreis von 679 Euro wäre das schon Kaufgrund genug. Wäre da bloß nicht dieser lächerlich kleine Speicher von 64 Gigabyte.
Als einzige Alternative gibt es das Modell mit 256 Gigabyte. Der Preis schnellt dann auch gleich auf 849 Euro, wodurch das iPad Pro mit elf Zoll und 128 Gigabyte zu einem Preis von 879 Euro zu einer attraktiven Alternative wird. Die Unterschiede sind lediglich die vorhandene zehn Megapixel Ultraweitwinkel-Kamera im Pro und die Unterstützung von Thunderbolt. Luftig leicht ist das Air mit 461 Gramm (466 g das Pro) auch nicht mehr.
Wer braucht’s? Das Apple-Tablet liegt trotz seines Gewichts gut in der Hand und das auch bei längerer Nutzung. Es ist gut austariert, egal ob im Hoch- oder Querformat. Bei der Einrichtung sollte man diese beiden Nutzungsszenarien gleich beachten: Da das iPad Air leider keine Face-ID bietet, sondern einen Fingerprint-Sensor, der aber immerhin sehr schnell ist, sollten rechter wie linker Zeigefinger hinterlegt werden. Denn was einmal rechts oben ist, ist im Querformat links.
Wer also auf der Suche nach einem Tablet ist, das bei Reisen als E-Reader, Fernseher und Laptop-Ersatz dienen soll und das für Apple-Verhältnisse zu einem günstigen Preis, der findet im iPad Air einen soliden, leistungsstarken Begleiter, dem auch mit dem verbauten Akku nicht zu schnell die Luft ausgeht.
Die Lautsprecher überzeugen, sind aber kein Vergleich zu vernünftigen Kopfhörern. Für den Face-Time-Call reicht es allemal. Zumal mit der Ultraweitwinkelkamera auf der Vorderseite auch der neue „Verfolgermodus“(Center Stage) mit an Bord ist, wodurch man immer zentriert im Bild bleibt. Alles in allem, ist das iPad Air ein gutes Gerät. Jene, die aber mit dem iPad Air Bilder bearbeiten wollen, stehen vor der Entscheidung zwischen einem iPad Air und iPad Pro, da die 64 Gigabyte dann schnell zum Problem werden.