»Ich bestimme selbst, wie viel ich zahle«
Antonia Berghofer lebt in Norwegen, besucht die Kirche in der Steiermark – und zahlt seit ihrem Wiedereintritt ihren Kirchenbeitrag direkt ins Körberl.
„Es war für mich kein Schlussmachen, sondern eine Pause“, sagt Antonia Berghofer über die Zeit, in der sie aus der katholischen Kirche ausgetreten war. Berghofer – die in Wirklichkeit anders heißt – geht gern in die Kirche. Den Pfarrer ihrer steirischen Heimatgemeinde beschreibt die 30-Jährige als „echt cool und progressiv“, in ihrer Familie war die Kirche immer wichtig, sich selbst bezeichnet sie als gläubig.
Trotzdem ist sie vor einigen Jahren aus der Kirche ausgetreten, nachdem sie für einen Job nach Deutschland gezogen war: Dort wurde ihr die Kirchensteuer direkt vom Gehalt abgezogen und machte pro Monat fast jenen Betrag aus, auf den sie sich zuvor mit der österreichischen Kirchenbeitragsstelle geeinigt hatte – allerdings pro Jahr. Das war ihr zu viel – zumal sie zu den Pfarren
an ihrem neuen Wohnort keinerlei Verbundenheit verspürte. „Ich war dort in zwei unterschiedlichen Kirchen im Gottesdienst, keine hat mich angesprochen. Ich habe für mich festgestellt, dass Glaube nicht unbedingt mit der Kirche zusammenhängt.“
Ihrer Heimatpfarre blieb sie aber verbunden. Zwei Jahre später – sie war mittlerweile nach Norwegen gezogen – wünschte sich ihre Großcousine Berghofer als Firmpatin. „Ich habe gleich unseren Pfarrer angerufen und gefragt, wie ich wieder Teil der österreichischen Kirche werden kann, obwohl ich in Norwegen wohne.“Der Prozess war unkompliziert: Beim nächsten Heimatbesuch traf sie sich mit ihm für ein Gespräch über die Erwartungen und Pflichten, die man als Gläubige habe. „Mit der Art, wie er Kirche versteht und lebt, kann ich mich sehr identifizieren“, sagt sie. Sie unterschrieb ein Formular, damit war der Wiedereintritt besiegelt.
Eine Besonderheit gibt es aber: Da Berghofers Wohnsitz in Norwegen liegt, ist sie auch dort kirchensteuerpflichtig – in Norwegen gibt es aber gar keine Kirchensteuer. Damit muss sie offiziell gar nichts bezahlen. Die österreichische Kirche unterstützt sie dennoch mit einem Betrag, der ihr angemessen erscheint: „Ich bestimme selbst, wie viel ich zahle, und gebe das als Opfergeld ins Körberl.“Damit unterstützt sie ihre Heimatpfarre direkt – ein Modell, das ihr besser gefällt. Sie wäre allerdings in jedem Fall wieder eingetreten, sagt sie: „Was wäre das für eine Vorbildwirkung, wenn ich sage: Ich würd’ ja gern deine Firmpatin werden, aber das ist mir zu teuer!“
eine stimmungsvolle Taufe oder ein gutes Gespräch könnten „verschüttete religiöse Sehnsüchte“auch wieder erwecken. Er kenne durchaus Menschen, die sich den Austritt nach einem solchen innigen Erlebnis wieder anders überlegt hätten, sagt Faber. „Ich kenne kaum jemanden, der komplett atheistisch ist. Wir müssen unsere spirituelle, religiöse Praxis zwischen null und hundert Prozent selbst bestimmen.“Eine Mindestmarke für das Taufpatenamt gebe es nicht. „Ich kenne sogar Priester, die innerlich schon sehr vertrocknet scheinen und halt noch bis zur Pension dabeibleiben. Das ist traurig – aber ein Wachstum ist immer möglich.“
Immer weniger Katholiken. Es gebe Personen, mit deren Motivation er sich schwertue, „aber ich werde niemandem die Tür zuhalten“. Das wäre auch schwer verwunderlich: Die Kirche ist auf Beiträge angewiesen – und die Mitgliedszahlen sinken. Von 2009 bis 2019 (um hier die Ausnahmejahre der Pandemie außer Acht zu lassen) büßte die Kirche rund zehn Prozent ihrer Mitglieder ein. Die Anzahl der Gottesdienstbesucher, die an zwei „Zählsonntagen“