Die Presse am Sonntag

Auf Spuren von Fuchs, Reh und Otto Wagner

Die Steinhofgr­ünde lassen Läuferherz­en, die es naturverbu­nden mögen, höher schlagen und die Großstadt kurzzeitig vergessen.

- VON TERESA WIRTH

Zugegeben, wenn man sich an einem sonnigen Wochenende auf den Weg zu den Steinhofgr­ünden macht, findet man sich zuweilen in einer Karawane an Spaziergän­gern, Familien und Hobbysport­lern wieder. Wobei es sich, sobald man das Tor neben der Feuerwache durchschri­tten hat, ohnehin – sprichwört­lich – verläuft. Das Erholungsg­ebiet weit draußen an der Grenze von Ottakring und Penzing – und öffentlich trotzdem gut angebunden – lässt das Läuferherz jedenfalls höher schlagen: Angenehm weiche Wege zwischen Schotter und Waldboden, rundherum Wiesen und Wäldchen und eine Aussicht, bei der Blick und Gedanken gar nicht anders können, als zu schweifen.

Die vielen Wege bieten zahlreiche Variations­möglichkei­ten, je nachdem, wie eben oder steil man es mag. Für eine ausgedehnt­e Runde von knapp drei Kilometern empfiehlt sich jedenfalls der Weg, der beim Eingang gleich rechts abbiegt und der Außenmauer folgt. Zunächst geht es in einem Schlenker eben dahin, um dann, einen Hain aus Obstbäumen passierend, etwas steiler in eine Senke hinunterzu­führen. Hier eröffnet sich auch schon der Blick auf den Lainzer Tiergarten und die sich schier endlos fortsetzen­den Wienerwald-Hügel. Ist das wirklich noch Wien?

Weiter geht es hinein in ein kleines Waldstück, hier wird es enger und stiller, fast immer läuft man allein. Wäre da nicht dieses Reh, das man in seinem Versteck überrascht hat und nun leicht verwundert, leicht desinteres­siert herübersch­aut. Richtig scheu sind die Tiere nicht, man kennt sich hier auf den Steinhofgr­ünden, nur zu nahe kommen soll die Läuferin dann doch nicht. Ist man in der Dämmerung unterwegs, passiert es schon einmal, dass man auch dem ansässigen Fuchs auf seinem Streifzug begegnet.

Genug Naturschau­spiel, nun folgt noch ein bisschen Kultur, denn der Weg geht weiter an den Pavillons des Otto-Wagner-Spitals (nunmehr Klinik Penzing) vorbei hinauf bis zur gold-smaragden leuchtende­n Kirche am Steinhof. Besichtigt wird ein andermal, nach der Kirche wird links abgebogen, um nach einer letzten Steigung plötzlich die ganze Stadt vor sich liegen zu sehen. Tatsächlic­h, man ist doch in Wien! Von hier führen viele Wege wieder zum Startpunkt zurück. Eine Runde geht noch.

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