Das Rätsel der Primeln
Die Hybriden unter den Primeln verlieren die Farben, bewährte alte Sorten bleiben bunt.
Gern vergräbt man in den Anfangszeiten des gärtnerischen Daseins die hübschen rot und lila gefärbten Primeln im Garten, die man im Frühling in Töpfen überall bekommt, und ist dann enttäuscht, wenn sie spätestens im zweiten, dritten Jahr die Farben wandeln und wieder zur gelben, gewissermaßen normalen Wildform Primula vulgaris werden. Nur ausgewählte Sorten bleiben farbtreu, die meisten vergilben.
Warum das auf andere Primelarten wie die Schlüsselblumen, hierzulande Himmelschlüssel genannt, oder die Aurikeln, Primula auricula, nicht in gleichem Maß zutrifft, können wohl nur versierte Botaniker erklären. Wahrscheinlich, weil sie Hybriden sind? Die Hohe Garten- oder Wald- Schlüsselblume, Primula elatior, bleibt über lange Zeit im Beet und blüht verlässlich in den Sortenfarben, die man seinerzeit erworben hat, und die können wirklich außergewöhnlich reizend anzuschauen sein.
Wer beispielsweise die Sorte Victoriana betrachtet, sieht gelb gesäumte Rüschensterne in purpurrot und ein markantes dottergelbes Auge. Die Sorte mit dem aristokratisch anmutenden Namen Silver Lace Purple trägt einen weißen Blütenrand um kräftiges Lila und hat, wie alle diese Schönheiten, ebenfalls ein dottergelbes Auge.
Noch befindet sich nur eine einzige nicht im üblichen Zartgelb blühende Primel in meinem Garten, die Pflanze muss uralt sein, jedenfalls älter als ich. Sie war immer schon da. Den Sortennamen kann man nicht mehr eruieren, aber sie ist wunderbar in ihrem dunklen Altrosa. Noch eine Anmerkung zu den botanischen Bezeichnungen: Die sind verwirrend und oft ist nicht klar, um welche Art es sich tatsächlich handelt. Ein Spezialist für alte Primelsorten aller Art ist jedenfalls der oberösterreichische Staudenspezialist Sarastro (www.sarastro-stauden.com), der sich dankenswerterweise bemüht, alte, bewährte Sorten zu retten.