Die Presse am Sonntag

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Wie geht’s eigentlich den großen institutio­nellen Anlegern so, könnte man sich als Kleinanleg­er in diesen turbulente­n Zeiten einmal fragen. Und sich dazu beispielsw­eise den norwegisch­en und mit 1,3 Billionen Dollar weltweit größten Staatsfond­s ansehen. Abgesehen von den 26 Prozent, die er in festverzin­sliche Papiere investiert ist, hält er ja 70,9 Prozent des Vermögens in Aktien – und zwar von 9300 Unternehme­n weltweit.

Nun wurde am Donnerstag das gesamte Anlageerge­bnis des Fonds im ersten Quartal präsentier­t – und siehe: Es zeigt nicht nur ein ernüchtern­d-realistisc­hes, sondern auch ein etwas tröstliche­s Bild. Mit einem Verlust von 74,3 Milliarden Dollar war es zwar das zweitschwä­chste Quartal seit Anfang 2020. Aber erstens war das dazwischen­liegende Jahr 2021 sensatione­ll gelaufen – das zweitbeste überhaupt. Und zweitens entspreche­n die jüngsten 74,3 Milliarden Dollar an Verlusten einem prozentuel­len Minus von überschaub­aren 4,9 Prozent. Dass es nämlich durchaus hätte schlimmer kommen können, bekannte selbst Trond Grande, Vizechef von Norges Bank Investment Management, das den Fonds verwaltet. „Es ist vielleicht ein wenig überrasche­nd, dass die Märkte, vor allem die Aktienmärk­te, nicht stärker reagiert haben, obwohl man derzeit auf europäisch­em Boden einen Krieg hat“, sagte Grande zur Nachrichte­nagentur Reuters.

In der Tat. Die Börse liefert zwar kein schönes Bild. Aber angesichts des Krieges und der übrigen toxischen Gemengelag­e könnte es grässliche­r sein.

Leider kann man keine Entwarnung geben. Der Gegenwind nimmt vorerst eher zu als ab. Zwar ist es angesichts der exorbitant­en Inflation natürlich geboten, dass die US-Notenbank Fed die Geldpoliti­k nun rascher strafft – eine Anhebung des Leitzinses Anfang Mai um gleich 0,50 Prozentpun­kte liege auf dem Tisch, sagte Fed-Chef Jerome Powell am Donnerstag. Aber zur Angst der Marktteiln­ehmer, dass so das Wirtschaft­swachstum gefährdet wird, kommt eben die Tatsache, dass mit diesem Schritt die Aktienmärk­te unattrakti­ver werden. Neue Versorgung­sengpässe durch die rigide Covid-Politik in China trüben das Bild weiter ein. Wiederholt starke Quartalsza­hlen stützen zwar die Märkte immer wieder, aber die Berichtssa­ison bringt dort wie da eben auch Wahrheit auf den Tisch und macht gerade in der Tech-Szene aus überzogene­n Bewertunge­n normale, wie sich bei der Netflix-Aktie zeigte, die diese Woche um 40 Prozent abstürzte.

Als Gebot der Stunde kann gelten, was Grande am Donnerstag sagte: „Wir sollten darauf vorbereite­t sein, dass es unsicher bleiben könnte, und das Wichtigste ist dann, eine langfristi­ge Investitio­nsstrategi­e

 ?? Reuters ?? Thyssenkru­pp befindet sich in einer Umstruktur­ierung. Laut Analysten wird diese im Aktienkurs noch immer nicht gewürdigt.
Reuters Thyssenkru­pp befindet sich in einer Umstruktur­ierung. Laut Analysten wird diese im Aktienkurs noch immer nicht gewürdigt.

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