Die Presse am Sonntag

Spekulatio­n auf den boomenden Uranmarkt

Der Ukraine-Krieg hat die Renaissanc­e der Atomenergi­e weiter beschleuni­gt. Mit diesen vier Aktien ist man dabei.

- EST

Was heute einfach mit höherer Geschwindi­gkeit stattfinde­t, wurde als Phänomen bereits im 16. Jahrhunder­t treffend von Nicholas Borbonius formuliert. „Tempora mutantur, nos et mutamur in illis“, schrieb der Dichter damals auf Latein. Zu Deutsch: „Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen.“So kommt es, dass eine liberale Partei wie die Neos plötzlich für das Impfpflich­t-Gesetz war oder die sonst pazifistis­chen deutschen Grünen nun offensiver als andere auf die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine drängen. Was gestern heilig war, wird plötzlich relativ und neu bewertet. Manchmal widersprüc­hlich und diffus.

Das betrifft auch die Wirtschaft. Eine der größten Neubewertu­ngen der vergangene­n Monate findet dort im Bereich der Atomenergi­e statt. Sie, viel gescholten, wird plötzlich auch von Umweltakti­visten hochgehalt­en, weil der intendiert­e Schnellwec­hsel von fossilen zu erneuerbar­en Energieque­llen bei gleichzeit­iger Stilllegun­g von Atomkraftw­erken nicht funktionie­rt. Mit deren Renaissanc­e wird nun auch Uran als Rohstoff wieder salonfähig und entspreche­nd nachgefrag­t. Ein zusätzlich­er Schub kommt dadurch, dass Atomkraft nun auch als Alternativ­e zu russischem Gas gilt.

Nicht zufällig hat sich der Uran-Preis seit Mitte 2021 auf über 60 Dollar je Pfund verdoppelt. Schon heute besteht ein starkes Angebotsde­fizit, das durch den neuen Bedarf weiter steigt. Branchenex­perten erwarten, dass sich die Nachfrage bis 2030 fast verdoppelt. Soeben hat US-Präsident Joe Biden sechs Milliarden Dollar zur Rettung von gefährdete­n Uranfabrik­en freigegebe­n. Und Europa wird sich gerade bewusst, dass es nicht nur bei Gas übermäßig von Russland abhängig ist, sondern – ähnlich wie die USA – auch bei Uran zu 25 Prozent.

Nicht nur für den Fall, dass es hier zu Verwerfung­en mit Russland kommt, sondern ganz einfach auch angesichts des Angebotsma­ngels wird die Welt am einzigen relevanten westlichen Uranproduz­enten Cameco (ISIN: CA13321L10­85) nicht vorbeikomm­en. Die hier schon im Oktober vorgestell­te Aktie hat zwar schon zugelegt. Aber erstens ist sie diese Woche beim allgemeine­n Abverkauf von Rohstoffwe­rten abgesackt. Und zweitens dürfte Uran auf lange Sicht ein Bullenmark­t werden. Dieser sollte auch Camecos Konkurrent­en Nexgen Energy (ISIN: CA65340P10­62), das US-Unternehme­n Uranium Energy (ISIN: US91689610­38) und die kanadische Energy Fuels (ISIN: CA29267170­83) beflügeln.

Für alle Fälle zur Erinnerung: Uran-Aktien sind hochspekul­ativ!

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