Die Presse am Sonntag

»Betrug ist immer hässlich «

Eigentlich dreht sie lieber Kinofilme, für die neue Netflix-Serie »Anatomie eines Skandals« macht Schauspiel­erin Sienna Miller aber eine Ausnahme: Die 40-Jährige über ihre Erfahrunge­n mit Skandalen und die patriarcha­len Strukturen im Filmgeschä­ft.

- VON PATRICK HEIDMANN

Spätestens seit dem Film „Alfie“ist Sienna Miller als Schauspiel­erin bekannt – wenn auch lange Zeit die Schlagzeil­en über ihre On-off-Beziehung mit Jude Law dominiert haben. Nun ist die 40-Jährige in der neuen Netflix-Serie „Anatomie eines Skandals“an der Seite von Rupert Friend zu sehen.

Sie sind dieser Tage recht wählerisch, was neue Projekte als Schauspiel­erin angeht. Was gab den Ausschlag für Ihre neue Serie „Anatomie eines Skandals“?

Sienna Miller: Eigentlich geht für mich ja nichts über Kino. Mit fremden Menschen in einem dunklen Raum sitzen und einen Film sehen, das ist doch nicht zu toppen. Deswegen habe ich immer besonders gern Kinofilme gedreht – und bislang nur eine Serie, „The Loudest Voice“. Aber bei der hat mir wirklich gut gefallen, dass sie von richtig vielen Leuten gesehen wurde. Das war ein erfreulich­er Unterschie­d zu vielen der Filme, auf die ich in meiner Karriere besonders stolz bin, „American Woman“etwa oder „HighRise“. Da ging kaum jemand rein, und das ist schon ein wenig frustriere­nd, wenn man so viel Zeit und Herzblut reingestec­kt hat. Deswegen gefiel mir die Aussicht, nun in einer Netflix-Serie mitzuspiel­en, bei der man weiß, dass das Publikum das sehen will.

Es geht in der Serie um die Frau eines Politikers, der sie nicht nur betrogen hat, sondern der auch der Vergewalti­gung bezichtigt wird. Sie selbst haben in Ihrem Leben manche Erfahrung mit Skandalen und einer gnadenlose­n Presse gemacht. Ging Ihnen das thematisch nicht viel zu nah?

Anfangs habe ich genau aus diesem Grund durchaus gezögert, die Rolle anzunehmen. Ich habe meine Psyche infrage gestellt, denn warum würde ich freiwillig noch einmal so etwas durchmache­n wollen? Doch der Fall und nicht zuletzt Sophies Umgang damit und ihre Erfahrunge­n sind letztlich ganz andere als meine. Die Distanz zu meinem eigenen Leben fühlte sich groß genug an, um die Sache als Schauspiel­erin reizvoll finden zu können.

Hatte es denn dann etwas Kathartisc­hes, sich aus dem Blick einer anderen Frau mit einer solchen Thematik zu beschäftig­en?

In allem, was ich tue, steckt immer ein wenig Katharsis. Aber ja, mich nun gewisserwe­ise von einer objektiver­en, etwas weniger emotional aufgeladen­en Warte aus mit früheren Erfahrunge­n

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Miller. Schauspiel­erin Sienna
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weiblicher Perspektiv­e
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Getty Images Geschichte­n „Es werden viel mehr Miller. Schauspiel­erin Sienna 2. aus weiblicher Perspektiv­e erzählt als früher“, sagt

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