»Betrug ist immer hässlich «
Eigentlich dreht sie lieber Kinofilme, für die neue Netflix-Serie »Anatomie eines Skandals« macht Schauspielerin Sienna Miller aber eine Ausnahme: Die 40-Jährige über ihre Erfahrungen mit Skandalen und die patriarchalen Strukturen im Filmgeschäft.
Spätestens seit dem Film „Alfie“ist Sienna Miller als Schauspielerin bekannt – wenn auch lange Zeit die Schlagzeilen über ihre On-off-Beziehung mit Jude Law dominiert haben. Nun ist die 40-Jährige in der neuen Netflix-Serie „Anatomie eines Skandals“an der Seite von Rupert Friend zu sehen.
Sie sind dieser Tage recht wählerisch, was neue Projekte als Schauspielerin angeht. Was gab den Ausschlag für Ihre neue Serie „Anatomie eines Skandals“?
Sienna Miller: Eigentlich geht für mich ja nichts über Kino. Mit fremden Menschen in einem dunklen Raum sitzen und einen Film sehen, das ist doch nicht zu toppen. Deswegen habe ich immer besonders gern Kinofilme gedreht – und bislang nur eine Serie, „The Loudest Voice“. Aber bei der hat mir wirklich gut gefallen, dass sie von richtig vielen Leuten gesehen wurde. Das war ein erfreulicher Unterschied zu vielen der Filme, auf die ich in meiner Karriere besonders stolz bin, „American Woman“etwa oder „HighRise“. Da ging kaum jemand rein, und das ist schon ein wenig frustrierend, wenn man so viel Zeit und Herzblut reingesteckt hat. Deswegen gefiel mir die Aussicht, nun in einer Netflix-Serie mitzuspielen, bei der man weiß, dass das Publikum das sehen will.
Es geht in der Serie um die Frau eines Politikers, der sie nicht nur betrogen hat, sondern der auch der Vergewaltigung bezichtigt wird. Sie selbst haben in Ihrem Leben manche Erfahrung mit Skandalen und einer gnadenlosen Presse gemacht. Ging Ihnen das thematisch nicht viel zu nah?
Anfangs habe ich genau aus diesem Grund durchaus gezögert, die Rolle anzunehmen. Ich habe meine Psyche infrage gestellt, denn warum würde ich freiwillig noch einmal so etwas durchmachen wollen? Doch der Fall und nicht zuletzt Sophies Umgang damit und ihre Erfahrungen sind letztlich ganz andere als meine. Die Distanz zu meinem eigenen Leben fühlte sich groß genug an, um die Sache als Schauspielerin reizvoll finden zu können.
Hatte es denn dann etwas Kathartisches, sich aus dem Blick einer anderen Frau mit einer solchen Thematik zu beschäftigen?
In allem, was ich tue, steckt immer ein wenig Katharsis. Aber ja, mich nun gewisserweise von einer objektiveren, etwas weniger emotional aufgeladenen Warte aus mit früheren Erfahrungen