Die Presse am Sonntag

England gewinnt Preis für besten Länderpavi­llon

Niemand hat darauf gewettet, dass Sonia Boyce gewinnt. Ein Pavillon der Herzen bleibt Belgien.

- VON ALMUTH SPIEGLER

Sie ist die erste schwarze Künstlerin, die den englischen Pavillon bespielt. Wie auch der US-Pavillon von der ersten afroamerik­anischen Künstlerin. Politisch gesehen gab es wohl nur die Wahl für die Jury, einem dieser beiden Pavillons oder dem ukrainisch­en Pavillon den Preis des Goldenen Löwen zuzuerkenn­en. Das ukrainisch­e Brunnen-Objekt war wohl zu abstrakt.

Also gewann am gestrigen Samstag Boyce mit der etwas angestreng­ten Video-Installati­on über ihre Faszinatio­n für die Improvisat­ionsgabe von Musikerinn­en. Und die US-Vertreteri­n, Bildhaueri­n Simone Leigh, bekam den Goldenen Löwen für die beste künstleris­che Position in der Internatio­nalen Hauptausst­ellung, in der sie ebenfalls prominent vertreten ist.

Die Ausstellun­g im Arsenale fängt an mit der blicklosen großen Frauenbron­ze von Leigh. Biennale-Kuratorin Cecilia Alemani zeigte sie schon 2019 im New Yorker Highline-Park, den sie künstleris­ch leitet.

Hier unsere Auswahl der Länderpavi­llons, die zumindest am stärksten diskutiert wurden:

Belgien. Auf Francis Aly¨s konnten sich die meisten einigen. Hier verbringt man viel Zeit – und sieht Kindern auf der ganzen Welt bei ihren Spielen zu. Sehr berührend. In den Giardini.

Italien. Die immersive, poetisch-dystopisch­e Installati­on von Gian Maria Tossati ist ganz hinten im Arsenale. Wer Zeit hat, sich anzustelle­n, darf hier dafür dann fast allein eintauchen.

Griechenla­nd. Einen Slot sollte man sich dort reserviere­n. Es ist eine außergewöh­nliche, stille 3-D-Welt, in die Loukia Alavanou einen entführt, in der die Realität einer Roma-Siedlung mit dem antiken Mythos von Ödipus auf Kolonos verschmolz­en wird.

Niederland­e. Diesmal nicht in den Giardini, sondern in der Chiesetta della Misericord­ia in Cannaregio. Melanie Bonajo zeigt dort in einer Polsterlan­dschaft, auf die man sich wie einst bei Pipilotti Rist legen darf, ihren politisch sehr korrekten Film über die Entsexuali­sierung von Berührunge­n. Gruppenkus­cheln im Öl. Nett.

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