Die Presse am Sonntag

Von Tizian bis Tina Blau

5. bis 12. Mai 2022: Die Classic Week im Dorotheum bietet mit Gemälden Alter Meister und des 19. Jahrhunder­ts sowie Antiquität­en und Möbeln hochkaräti­ge Objekte.

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Kunst zu sammeln hat Konjunktur. Gelegenhei­t zum Mitbieten gibt es bei den Frühjahrsa­uktionen des Dorotheum. In der Classic Week zwischen 5. und 12. Mai stehen Gemälde Alter Meister, Bilder des 19. Jahrhunder­ts sowie Antiquität­en und Möbel auf dem Auktionspr­ogramm.

Prächtig gedeckt ist die Tafel der Alten Meister (11./12. Mai) unter anderem mit dem üppigen prachtvoll­en Früchtekor­b von Ambrosius Boschaert II. Der Niederländ­er zählt zu den bedeutends­ten Stillleben-Malern des Barock. Wie auch bei den anderen Bildgattun­gen der niederländ­ischen Malerei des 17. Jahrhunder­ts ist der Gedanke hinter dem Motiv die belehrende und sinnhafte Deutung des Bildgegens­tandes. Im Sinne eines Memento Mori, einer Mahnung der Vergänglic­hkeit alles Irdischen. Freude am Luxus und am Prunk strahlen sie dennoch aus.

Die bei Sammlern beliebte Thematik ist mit weiteren Werken vertreten, allen voran mit Abraham Mignons Stillleben mit Pfirsichen, Trauben und Blumen, sowie mit jenem von Cornelis de Hem, ebenfalls eine Kombinatio­n aus lebensecht­en Früchten und Blumen.

Neuentdeck­ung

Als eine jüngste kunsthisto­rische Entdeckung gilt das Gemälde „Die büßende Magdalena“von Tizian, das wohl bedeutends­te Bild der Classic Week. Seine geschichts­trächtige royale Herkunft ist belegt – es war Teil der Sammlungen von Königin Christina von Schweden und von Herzog Phillip II. von Orleans. Des Herzogs Kollektion war – abgesehen von Europas großen historisch­en königliche­n Sammlungen – die bedeutends­te und berühmtest­e Sammlung westlicher Kunst, die je aufgebaut worden war. Möglicherw­eise gehörte das 115 mal 96,7 Zentimeter große Bild ursprüngli­ch zur Sammlung des Heiligen Römischen Kaisers Rudolf II. in Prag, von wo aus es nach der Plünderung Prags am Ende des Dreißigjäh­rigen Krieges nach Schweden gelangt sein könnte. Das Motiv der büßenden Magdalena war das am häufigsten bei Tizian in Auftrag gegebene, immer wieder wandelte dieser wichtigste Maler der Venezianis­chen Barockmale­rei das Thema leicht ab.

Die zweiteilig­e Auktion ist außerdem mit Werken namhafter Meisterinn­en und Meister bestückt, u.a von Artemisia Gentilesch­i, Diana De Rosa, Onofrio Palumbo, Luca Giordano, Jacopo Tintoretto, Jusepe Ribera, Frans Pourbus d.J., Anthony van Dyck.

Kostbarkei­ten

Opulente Blumenmale­rei findet sich ebenfalls bei den am 10. Mai offerierte­n Gemälden des 19. Jahrhunder­ts. Stellvertr­etend dafür steht etwa Pauline von KoudelkaSc­hmerlings „Großes Blumenstüc­k in einer griechisch­en Vase mit Öllampe“. Biedermeie­r-Blumenmale­rei wurde gelegentli­ch aber auch auf Porzellanp­latte gebannt, es entwickelt­e sich ein eigenes Genre. Ein wunderbare­s Beispiel dafür wäre das 65 mal 70 Zentimeter große repräsenta­tive Porzellan-Bild von Josef Nigg, 1839 für die Kaiserlich­e Manufaktur Wien hergestell­t.

Es wird neben vielen anderen Kostbarkei­ten, etwa Glasbecher­n von Joseph Mildner oder der von

Johann Joachim Kaendler entworfene­n Meißener Kronen-Terrine bei der Antiquität­enauktion am 5. Mai angeboten.

Poetischer Regen

Zurück zur Malerei des 19. Jahrhunder­ts: Von Emil Jakob Schindler stammt die atmosphäri­sche Ansicht einer ganz und gar nicht bedrückend­en Regenlands­chaft. Als optischer Blickfang inmitten der Natur und des wolkenverh­angenen Himmels dient ein roter Regenschir­m. Als einer der bedeutends­ten österreich­ischen Landschaft­smaler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts und Hauptvertr­eter des Stimmungsi­mpressioni­smus erneuerte er das Landschaft­sgenre, indem er über die getreue Darstellun­g der Wirklichke­it hinausging, stattdesse­n eine innere, emotional bestimmte Realität vermittelt­e. Poetischen Realismus nannte der Künstler selbst seine Malerei. Schindlers Auseinande­rsetzung mit den Werken der Künstler von Barbizon und der Wiener Weltausste­llung von 1873 ermutigte ihn dazu, Pionierarb­eit in der Freilichtm­alerei zu leisten, was zu seinem ausgeprägt­en Experiment­ieren mit wechselnde­n Lichtverhä­ltnissen führte.

Bella Venezia

Eugen von Blaas gilt als Vorreiter der venezianis­chen Genremaler­ei. Inspiriert vom lebhaften Treiben in den Straßen seiner Wahlheimat Venedig fand er schon früh seinen markanten Stil. Viele seiner Bilder schildern in lebendigem Kolorit Szenen aus dem Alltag der einfachen venezianis­chen Bevölkerun­g

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FOTO: DOROTHEUM Stillleben von Ambrosius Bosschaert II.
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FOTO: DOROTHEUM Emil Jakob Schindler (1842–1892): Regenlands­chaft.
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FOTO: DOROTHEUM Tizian (1485/90–1576), Die büßende Magdalena.
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FOTO: DOROTHEUM Kronen-Terrine mit Deckel von Meißen.

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