APROPOS MARIUPOL
Natascha Wodin in „Sie kam aus Mariupol“:
„Mein ursprüngliches Bild von Mariupol war davon geprägt, dass in meiner Kindheit niemand zwischen den einzelnen
Staaten der Sowjetunion unterschied, alle Bewohner ihrer fünfzehn Republiken galten als Russen. Obwohl Russland im Mittelalter aus der Ukraine hervorgegangen war, aus der Kiewer Rus, die man die Wiege Russlands nannte, sprachen auch meine Eltern so über die Ukraine, als wäre sie ein Teil von Russland, . . . Später erfuhr ich, dass es sich um eine Stadt mit ausgesprochen mildem Klima handelte, eine Hafenstadt am Asowschen Meer, dem flachen und wärmsten Meer der Welt. Es war von langen und weiten Sandstränden die Rede, von Weinhügeln, endlosen Sonnenblumenfeldern.“
ich in den Tagen vor Ostern oft gehört; oder „Ich mache mir ein eigenes Ritual“. Beides kann auf lange Sicht nicht funktionieren. Rituale entstehen und wandeln sich. Was gut ist, was ausdrückt, worum es geht, was den Hintergrund spürbar macht, bleibt. Der Rest verschwindet. Rituale kann man nicht machen, schon gar nicht allein. Erfüllt man sie aus Tradition, kann es passieren, dass sie sich über die Wiederholung mit Sinn füllen, immer mehr das begreifbar machen, worum es dabei geht. Wenn man aber den Sinn dahinter nicht kennt oder ablehnt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Ritual verschwindet. Wer z. B. am Karfreitag kein Fleisch isst – „aber nur aus Tradition“–, kann den Sinn nicht weitergeben. Zwei Generationen später gibt es das Ritual in dieser Familie nicht mehr, wenn der Sinn nicht anderswo erklärt wird.
Wir sehnen uns nach Ritualen, die uns als Gemeinschaft formen, aber wir fürchten die Gemeinschaft, weil wir
Angst haben, als Individuen verloren zu gehen. Dabei hat doch gerade die christlich-jüdische Religion ein solches Maß an Individualität durch die sehr persönlich gedachte Gottesbeziehung erst möglich gemacht. Es würde uns guttun, von unserer übersteigerten Ichbezogenheit etwas abzulassen, merken wir doch täglich, dass wir nicht alles „machen“können.
Ulrike Hofstetter, 3511 Furth
»Was darf die Wirtschaft?« von Kamil Kowalcze, 17. 4.
Sparten moderne neue Framing alter Geschäftsfelder macht den Ruf kaum besser. Zu durchschaubar ist diese Strategie. Es zählt, was (nach wie vor) das Geschäftsmodell ist, nicht das neue Mascherl drumherum.
Waltraud Posch, Vivid – Fachstelle für Suchtprävention, Graz
» Rituale entstehen und wandeln sich. Was gut ist, (. . .) was den Hintergrund spürbar macht, bleibt. Der Rest verschwindet. « ULRIKE HOFSTETTER
»Der Wahlarzt« von Köksal Baltaci, 17. 4.