Die Presse am Sonntag

Ärzte in den Zwangsdien­st?

- D. N.

Nein, wir wollen nicht vorschnell Nein sagen. Es ist lobenswert, wenn sich ein Politiker Gedanken macht. Gedanken, wie ein Mangel an Ärzten oder deren fehlgeleit­ete Verteilung gemildert werden kann. Daher Applaus für den Wiener Gesundheit­sstadtrat, Peter Hacker! Diagnose richtig erstellt.

Wir wollen aber auch nicht vorschnell Ja sagen. Denn passt die Therapie? Der neben Bürgermeis­ter Michael Ludwig wortgewalt­igste Politiker der Stadtregie­rung hat am Vorabend des Hochfests der Sozialdemo­kratie auf ATV einen beachtensw­erten Vorschlag gemacht. Ärztinnen und Ärzte könnten nach der Ausbildung in öffentlich­en Wiener Spitälern dazu verpflicht­et werden, dort zu bleiben – fünf bis zehn Jahre. So könnte eine Abwanderun­g in den sogenannte­n niedergela­ssenen Bereich hintangeha­lten werden. So Peter Hacker.

Lieber Herr Stadtrat Peter Hacker, wollen Sie die Flucht fertiger Mediziner nach Deutschlan­d oder in die Schweiz fördern? Wie halten Sie es mit dem sozialdemo­kratischen Grundsatz, das Leben selbstbest­immt zu gestalten? Und haben Sie so gar keine Idee, den Dienst attraktive­r zu machen? Nein?

Newspapers in German

Newspapers from Austria