Russische Offensive in Ostukraine vor Scheitern
Indizien für neue Blamage der Invasoren mehren sich. Finnlands Präsident erklärt bis 12. Mai seine Position zu einem Nato-Beitritt.
Kiew/Moskau. Die Kämpfe in der Ukraine, die sich nach dem russischen Abzug aus dem Raum Kiew und dem Nordosten des Landes zuletzt in die Ostukraine und den Donbass verlagert haben, gingen am Samstag in hoher Intensität weiter. Die ukrainische Seite sprach von einer schwierigen Lage, allerdings halte die Front großteils und es habe einige Gegenangriffe mit begrenzten taktischen Erfolgen gegeben.
Tatsächlich mehren sich die Hinweise, dass auch diese aktuelle Großoffensive der Russen ins Stocken geraten ist, es hohe Verluste gibt und das ventilierte Ziel Moskaus, bis zum 9. Mai einen Sieg zu verkünden, verfehlt werden dürfte. Laut Berichten des britischen Militärs, das sich schon bisher als bestens informiert erwiesen hat, sind die russischen Kräfte vielfach gezwungen, sich neu zu ordnen. Erschöpfte Einheiten seien aus der Front genommen worden und würden im Hinterland mit Resten anderer angeschlagener Bataillone, Brigaden etc. verbunden und neu aufgestellt. Die Moral der russischen Soldaten sei bemerkenswert niedrig geworden, hieß es, dazu käme die fast unbegreifliche Schwäche der russischen Luftwaffe.
Das russische Militär gab die Bombardierung hunderter Ziele bekannt, darunter mehrerer Waffen- und Treibstoffdepots. Umgekehrt drang Berichten zufolge ein einzelnes Kampfflugzeug der Ukrainer in den russischen Luftraum über der Region Brjansk ein, musste angesichts Flugabwehr abdrehen, dürfte aber Teile eines Öllagers getroffen haben. Keine Neuigkeiten gab es aus dem Asow-Stahlwerk in Mariupol, wo mehrere Tausend ukrainische Soldaten, Söldner und Zivilisten seit Wochen eingeschlossen sind. Eine für Freitag/Samstag angedeutete Evakuierungsaktion hat sich nicht manifestiert.
Finnlands Präsident Sauli Niinistö gab derweil bekannt, seine Position zu einem möglichen Nato-Beitritt des Landes spätestens am 12. Mai zu erklären. Allgemein wird erwartet, dass sich Finnland und zugleich Schweden um die Aufnahme in die Nato bewerben werden, was einer historischen Sensation gleichkommen würde.
Mehr zum Thema siehe Reportagen, Seite 6 und 7