Let’s Make Money
Man hätte halt gern Gewissheit. Oder sagen wir besser: wenigstens etwas Gewissheit, wo wir stehen und wo die Reise in der Wirtschaft und am Aktienmarkt hingeht. Dabei kann man bisher gar nicht übermäßig klagen. Zwar erlitten die meisten großen Börsen seit Beginn des Jahres Einbußen, aber das Ausmaß blieb bislang – sieht man von der Technologiebörse Nasdaq oder China ab – durchaus überschaubar. Es hätte schlimmer kommen können.
Aber kommt’s noch schlimmer? Hier scheiden sich die Geister. So richtig Entwarnung gibt niemand. Da ist zum einen die Inflationsgefahr, die nochmals virulenter werden kann, wenn der Krieg in der Ukraine anhält, mögliche Lieferbeschränkungen bei Öl und Gas veranlasst werden und China mit seinen Lieferkettenrückständen die Unternehmen weltweit noch mehr beeinträchtigt. Die Sorge um die Konjunktur geht damit Hand in Hand und wird durch das Vorgehen der US-Notenbank Fed am kommenden Mittwoch vorerst einmal größer als kleiner. Die Quartalsberichte der Unternehmen erweisen sich als durchwachsen. Die Unternehmensgewinne steigen weniger schnell als die Umsätze, was bereits zum Teil an den höheren Material- und Arbeitskosten liegen dürfte.
Mit einfachen Worten: Die Situation bleibt volatil. Damit sie kippt und auf die bisherige Korrektur eine noch stärkere mit 20 Prozent in den USA folgt, wie Michael Howell, Chief Executive von CrossBorder Capital, meint, braucht es freilich einen erschütternden Anlass. Howell meint, diesen allein darin zu erkennen, dass die globale Liquidität, die ja großteils durch die Zentralbanken kontrolliert wird, zurückgeht. 95 Prozent der Zentralbanken würden als Reaktion auf die Inflation ihre Geldpolitik straffen, so Howell laut Branchenportal Marketwatch. Auf die 20 Prozent Kurskorrektur kommt er dadurch, dass er die Auswirkungen früherer Zinsstraffungszyklen auf den jetzigen überträgt und die wirtschaftliche
Rezession als Verstärker hinzurechnet.
Aber das ist eben nur eine der Hypothesen. Wie sich die Zinswenden der Notenbanken wirklich auf die Konjunktur auswirken, ist eine der größten offenen Fragen. Dass die Stimmung der Anleger im Keller ist, könnte jedenfalls auch als Kontraindikator ein Indiz sein, dass die Kurse allmählich doch steigen.
So weit zur Frage der Gewissheiten. Vorsicht bleibt das Gebot der Stunde. Wem aber das Zuwarten reicht, der könnte sich etwa wieder einmal bei einer alten Bekannten umsehen – und zwar bei Linde (ISIN: IE00BZ12WP82). Die Aktie des führenden IndustriegaseHerstellers hat seit unserer letzten Besprechung hier vor zweieinhalb Monaten