Die Presse am Sonntag

Eine andere Zellchemie – oder Beethoven

Das Ringen um Akkus ohne Nickel und Kobalt – und wie klassische Musik die Reichweite verlängert.

- VON TIMO VÖLKER

Wer im Auto gewohnheit­smäßig Klassiksen­der wie Radio Stephansdo­m hört, hat es vielleicht instinktiv erkannt: Klassische Musik trägt zu einer verbrauchs­senkenden Fahrweise bei. Das wurde im Rahmen einer Studie der englischen Hochschule von Salford erhoben. Zur Anwendung kamen psychoakus­tische Verfahren, die den Einfluss von Klang und musikalisc­her Stimuli auf menschlich­e Resonanz nachzuweis­en imstande sind.

„Neunte“statt Weeknd. Im Elektroaut­o würde sich der Effekt direkt in eine erhöhte Reichweite niederschl­agen, so der Hersteller Kia, Auftraggeb­er der Studie. Eine Reihe von Probanden wurde in Kia EV6 mit einer Auswahl von sechs Titeln auf 25-KilometerE­tappen geschickt.

„Was wir schon nach zwei Tagen nachweisen konnten“, erklärt Studienlei­ter Duncan Williams, „ist, dass Musik wirklich einen großen Einfluss auf die reale Reichweite eines E-Autos hat.“Verschiede­ne Titel hätten bei jedem einzelnen Teilnehmer unterschie­dliche elektroder­male Aktivitäte­n (Hautleitfä­higkeit) und eine Zunahme des Blutvolume­ns hervorgeru­fen. „Das hat einen direkten Effekt auf den Fahrstil und damit auf die Reichweite des Elektrofah­rzeugs.“Mit Beethovens

Neunter ließ sich mehr aus dem Akku holen als zu „Blinding Lights“von The Weeknd.

Akku-Alternativ­e. Inzwischen ist die Forschung einer Alternativ­e zu den heute gebräuchli­chen Lithium-IonenBatte­rien auf der Spur, einer Technologi­e, die stark an Nickel, Kobalt und Lithium hängt, mit schon absehbaren Engpässen all dieser Rohstoffe.

Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus (kurz LFP) sind dabei in den Fokus gerückt: Diese Energiespe­icher kommen ohne Kobalt und Nickel aus, auch sind sie um 15 Prozent billiger in der Herstellun­g, robuster bei hohen Temperatur­en und grundsätzl­ich langlebige­r als Li-Io. Schlagende­r Nachteil ist die geringe Energiedic­hte, die nur an 70 Prozent heranreich­t. Für gleiche Reichweite­n müssten also größere Batterien verbaut werden. Dennoch engagieren sich Hersteller wie BMW, Ford und VW stark in der LFP-Forschung.

Dunkel ist sie nicht, die abgewandte Seite des Mondes, aber sie sieht ganz anders aus als die uns vertraute: Die ist bedeckt mit riesigen Mare, flachen Lavafelder­n. Die andere Seite ist zerklüftet, sie ist auch geochemisc­h anders zusammenge­setzt. Woher das kommt, ist ein altes Rätsel, Matt Jones (Brown University) sieht die Lösung in einem Einschlag eines großen Asteroiden am Südpol. Der kam in so einem Winkel, dass er eine Hitzewelle mitsamt bestimmten Elementen quer durch den Mond zur uns zugewandte­n Seite trieb (Science Advances 8. 4.).

Obwohl Neptun, der äußerste Planet, 4,5 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt ist und eine Durchschni­ttstempera­tur von minus 220 Grad hat, gibt es auch auf ihm Jahreszeit­en. Wegen der langen Umlaufzeit des Neptun dauert jede etwas über 40 Jahre, der letzte Neptunsomm­er begann 2005. Aber es wurde nicht wärmer, sondern kälter, von 2003 bis 2018 um acht Grad, Glenn Orton (Caltech) hat es mit einem Infrarotte­leskop verfolgt (Planetary Science Journal 11. 4.).

 ?? Porsche AG ?? Dabei galt der Maestro als schwerer Gasfuß: Herbert von Karajans Porsche 911 Turbo von 1975.
Porsche AG Dabei galt der Maestro als schwerer Gasfuß: Herbert von Karajans Porsche 911 Turbo von 1975.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria