»Erst Mensch, dann Brite«
Mit dem Film »Eine neue Ära« kehrt die erfolgreiche Serie »Downton Abbey« in die Kinos zurück. Hugh Bonneville über den IQ seiner Filmfigur, Familienoberhaupt Lord Grantham, Quarantäne im Luxushotel und die Bedeutung der Serie für seine Karriere.
Kate Winslet nannte ihn eine „Naturgewalt“, als er in „Iris“ihren Gatten spielte. Für alle anderen ist Hugh Bonneville der Inbegriff des adeligen Briten, weil er in der Kult-TV-Serie „Downton Abbey“den ehrwürdigen Earl of Grantham verkörpert.
Jetzt beehrt er die Kinoleinwände ein zweites Mal als Sippen-Oberhaupt von Downton Abbey – mit der Fortsetzung „Eine neue Ära“, die eben in den österreichischen Kinos angelaufen ist.
Wie geht es Ihrer Paradefigur in der „neuen Ära“?
Hugh Bonneville: Der gute Earl verschließt noch immer zu gern die Augen vor der Realität. (lacht) Seine Tochter, Mary, ist diejenige, die ihm dann zeigt, dass das Schloss nicht im allerbesten Zustand ist. Sie muss ihm erst auf dem Dachboden das undichte Dach zeigen, die vielen Eimer unter den Lecks, bis er merkt, dass sich dringend etwas ändern muss. Daher entschließt er sich widerwillig, einem Filmdreh im Haus zuzustimmen, der Geld in die Haushaltskasse bringt. Ganz argwöhnisch beäugt er die Ankunft dieser Gaukler, die sicher nur das Mobiliar ruinieren. Aber es kommt für ihn noch heftiger: Er muss sich mit Fragen über seine Identität auseinandersetzen.
Sie spielten Lord Grantham für das Fernsehen von 2010 bis 2015, seitdem in nunmehr zwei Kinofilmen. Hat er sich in all den Jahren nicht verändert?
In der Serie kam’s mir vor, als würde sein IQ immer mehr abnehmen. Ich habe mir oft gedacht, wie viel dämlicher kann man noch werden, dass man nicht merkt, dass die eigene Frau oder Tochter trauert oder etwas Schweres durchmacht. Aber dann hat er immer zum Ende der Staffel nochmal die Kurve gekriegt und irgendetwas getan, was ihn nicht als kompletten Idioten abgestempelt hat.
Das zur Kritik – was schätzen Sie an Ihrem beliebten Adeligen?
Er ist ein gutherziger, liberaler Konservativer. Ich mag ihn. Der Mann wurde in die Position des Bewahrers der vergangenen Traditionen hineingeboren, besitzt dennoch große Toleranz und viel Mitgefühl. Das hat er sich trotz der Schwankungen seiner Intelligenz bewahrt. Aber seine Frau, Cora, und seiner Tochter, Lady Mary, nehmen ihn an die Hand, bis er Veränderungen doch widerwillig akzeptiert.