Die Presse am Sonntag

– und weiter geht’s

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ter geht es in die nächste Stadt. Trotzdem genießt Le Play das Tourleben sehr: Er vermisse nichts von daheim, versichert er. Im Bus habe er einen „eigenen kleinen Raum“mit großem Bett. Dort schlafe er gut, „ein bisschen wie auf einem Motorboot in Zeitlupe. Das kann sehr meditativ sein.“Manchmal liegen er, Band und Crew zu zehnt in dem Bett und hören Musik. Ein bisschen „wie ein Burschen-Skikurs“sei das. Sehr harmonisch – weil die richtigen Leute mit auf Tour seien, meint der Musiker.

Wanda-Sänger Marco Michael Wanda trinkt auf Tour inzwischen „weitaus weniger, und den Dirty Stuff schon gar nicht mehr. Ich bin ein Profi und konzentrie­re mich auf die Show.“

22 Konzerte in 35 Jahren. Die Show! Um die geht es doch eigentlich. Während die Fans, die Feedback geben, bei Künstlern wie Wanda und Le Play Strapazen wettmachen, erzeugen Auftritte bei anderen Druck. Leyya-Sängerin Sophie Lindinger spielt etwa auf unbestimmt­e Zeit nicht mehr live, nur noch im Studio. Einige Musiker verweigern Touren. Die britische Ausnahmesä­ngerin Kate Bush trat zwischen 1979 und 2014 gar nicht live auf. Dann gab sie 22 Konzerte in London, ausverkauf­t in 15 Minuten. Leonard Cohen hatte der Bühne schon den Rücken gekehrt, als er 2004 draufkam, dass seine Managerin sein Vermögen in der Höhe von mehreren Millionen Dollar fast vollständi­g veruntreut hatte. Ein Glück für die Fans – zwischen 2008 und 2013 gab es genug Gelegenhei­t, ihn live zu sehen.

Dann wäre da noch das Lampenfieb­er. Von Strategien gegen Nervosität spricht Kovacs – und nennt Yoga, das richtige Outfit und Meditation. Andere Musiker nehmen Drogen zur Hilfe. Der vor Kurzem verstorben­e Foo-FightersDr­ummer Taylor Hawkins sagte in seinem letzten Interview mit dem „Rolling Stone“: „Ich habe riesiges, riesiges, riesiges Lampenfieb­er.“Die Zeit vor einem Gig sei „die Hölle“: „Ich fühle mich so, als wäre alles in meinem Körper am falschen Platz. Mein Fuß fühlt sich komisch an und all diese Sachen.“

28 Jahre lang trat er live auf. Die erzwungene Corona-Pause kam ihm „wie ein Urlaub“vor. Eine Überdosis 2001 in London überlebte er nur knapp. Heuer fand man ihn am 25. März tot in einem Hotelzimme­r in Bogota´ in Kolumbien. Im Blut fand man Spuren von Marihuana, Opiaten und Antidepres­siva. Auch Stone-Temple-Pilots-Sänger Scott Weiland kämpfte lang gegen seine Drogensuch­t. Er starb am 3. Dezember 2015 an einem tödlichen Mix aus Crack, Ecstasy und Alkohol auf einem Highway im Süden von Minnesota auf dem Weg zu einem Konzert. Weiland gehörte zu den Helden des Grunge, so wie auch Soundgarde­n-Sänger Chris Cornell. Dieser setzte seinem Leben am 18. Mai 2017 nach einem Auftritt in einem Hotelzimme­r in Detroit ein Ende.

Tödliche Unfälle gab es einige seit dem „day the music died“– als Rock’n’-Roll Pionier Buddy Holly am 3. Februar 1959 in Iowa bei einem Flugzeugab­sturz starb. Touren ist gefährlich, auch für das Bandgefüge. Man verbringt viel Zeit miteinande­r, manchmal zu viel. Als die Sex Pistols 1978 durch den Süden der USA reisten, wuchs die Aversion von Sänger Johnny

Rotten gegen den Manager Malcolm McLaren so stark, dass er die Band verließ. Kurz darauf waren die Punk-Pioniere Geschichte (inzwischen sind sie wieder vereint). Unterschie­dliche Versionen der Erzählung gibt es über die Trennung von Oasis. Vor einem Festival-Gig in Paris 2009 sollen die Brüder Liam und Noel Gallagher gestritten haben – wieder einmal. Sänger Liam habe eine Gitarre nach seinem Bruder geworfen, die Noel zertrümmer­te. Es war der eine Streit zu viel. Tags darauf gab Noel, Mastermind der Band, seinen Ausstieg bekannt.

Keine Groupies mehr? Und was ist mit Begegnunge­n, die Begehrlich­keiten wecken – und sogar zu mehr führen? Groupies fallen einem ein, aber die bekanntest­en Geschichte­n sind schon lang her. Ein prominente­s Groupie ist Pamela Des Barres, sie hatte einst Liaisonen mit Mick Jagger, Jimmy Page, Jim Morrison und Gram Parsons. Regisseur Cameron Crowe setzte ihr ein Denkmal: Die Figur der aufopferun­gsvollen Penny Lane in dem Coming-of-AgeMusikfi­lm „Almost Famous“basiert auf Des Barres.

Heute seien Groupies wenig Thema, versichern die befragten Musiker. Das sei eher eine „Sechziger-mäßige“Vorstellun­g, sagt Le Play. „Wir bleiben eher so unter uns.“Für Parov-StelarMast­ermind Marcus Füreder ist ein stabiles Privatlebe­n „unerlässli­ch, wenn man diesen Job länger als fünf Jahre machen möchte“.

Ein Job. Aber Liveauftri­tte sind dann doch mehr als das. „Magisch“nennt sie Füreder sogar. Vom Rausch des Adrenalins spricht Le Play: „Die Leute haben Geld gezahlt, um Spaß zu haben und meine Musik zu hören. Das ist großartig.“

Er starb im Tourbus – irgendwo auf einem Highway im Süden von Minnesota.

 ?? Florian Mooshammer ?? Julian Le Play
(links in Weiß) kommt immer sehr pünktlich zu seinen Auftritten. Zeit für eine Gruppenuma­rmung mit seiner Band muss aber sein.
Florian Mooshammer Julian Le Play (links in Weiß) kommt immer sehr pünktlich zu seinen Auftritten. Zeit für eine Gruppenuma­rmung mit seiner Band muss aber sein.

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